Frühjahrsprognose des Bankenverbands Konjunkturprognose privater Banken: Stagnation statt Rezession

Henriette Peucker,stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bankenverbandes

Henriette Peucker,stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bankenverbandes: „Anders als noch im Herbst befürchtet, ist Deutschland wie auch der Euroraum um eine echte Rezession herumgekommen.“  Foto: Bankenverband

Die deutsche Wirtschaft wird 2023 auf Vorjahresniveau stagnieren. Das erwarten die Chefvolkswirte der privaten Banken in ihrer gemeinsamen Frühjahrsprognose. „Anders als noch im Herbst nach dem Energiepreisschock und aus Sorge vor einer Gasmangellage befürchtet, ist Deutschland wie auch der Euroraum um eine echte Rezession herumgekommen“, sagt Henriette Peucker, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bankenverbandes.

„Doch die stark gestiegenen Energiepreise und die nach wie vor zu hohe Inflation belasten weiterhin den privaten Konsum und die Unternehmen. Und auch aus dem Außenhandel kommt nur wenig Schub,“ so Peucker weiter.

Unternehmen und Arbeitsmarkt erstaunlich robust

Insgesamt seien die Unternehmen und vor allem der Arbeitsmarkt erstaunlich robust. So erwarten die Chefvolkswirte der Privatbanken, dass die aktuelle „Winterdelle“ in der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Quartal 2023 endet.

An dieser Prognose würden auch die jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt wie die Bankenschließungen in den USA und die Fusion der Credit Suisse mit der UBS nichts ändern. „Die im Bankenverband zusammengeschlossenen Chefökonomen, haben intensiv über das Beben der letzten Wochen diskutiert, haben aber letztlich die Prognosen nicht revidiert“, so Holger Schmieding, der dem BdB-Ausschuss für Wirtschafts- und Währungspolitik vorsteht, in einem Interview mit der Welt.

Keine Korrektur durch Banken-Turbulenzen erforderlich

Er ergänzt: „Das liegt daran, dass sich seit dem Spätherbst vergangenen Jahres der Wirtschaftsausblick deutlich aufgehellt hat. Deshalb wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass wir unsere Prognosen etwas nach oben korrigieren können. Das haben wir nicht getan. Es müsste schon zu größeren Turbulenzen kommen, als wir sie bisher gesehen haben, um dieses Aufwärts-Momentum wirklich so zu brechen, dass unsere Prognosen kippen würden.“

Gefragt danach, ob eine eingeschränkte Kreditvergabe die Konjunktur bremsen könnte, gibt sich Schmieding ebenfalls optimistisch: „Was die mögliche Zurückhaltung bei der Kreditvergabe der Banken betrifft, wird diese durch zwei Faktoren relativiert: Die Europäische Zentralbank dürfte früher mit den Zinsanhebungen aufhören. Der zweite ist, dass Haushalte und Unternehmen in Deutschland und Europa, aber auch in den USA eine relativ gute Finanzlage haben.“

Haushalte hätten während der Pandemie Zusatzersparnisse gebildet, die sie noch nicht ausgegeben hätten. „Ich spreche hier von einem Betrag, der bei uns etwa 14 Prozent der jährlichen Konsumausgaben ausmacht. Das heißt, wir brauchen eigentlich weniger Kredit als üblich. Auch bei den Unternehmen ist die Notwendigkeit angesichts der guten Liquiditätspolster geringer“, präzisiert Schmieding.

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Inflationsrate erreicht 2023 nahezu 6 Prozent

Peucker ergänzt in der Mitteilung des Bankenverbandes: „Die in den vergangenen Monaten deutlich gestiegenen Chancen auf eine bessere Wirtschaftsentwicklung haben allerdings einen Dämpfer bekommen. Das liegt auch daran, dass es noch wahrscheinlicher geworden ist, dass die USA in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession rutscht.“

Die Preise werden laut der Frühjahrsprognose 2023 in Deutschland um 5,9 Prozent steigen und um 5,5 Prozent im Euroraum. 2024 werde die Inflation auf 2,6 Prozent in Deutschland und 2,5 Prozent im Euroraum sinken. Die Wirtschaft werde mit 1,3 Prozent moderat wachsen. Diese Prognose sei jedoch davon abhängig, wie stark die Inflation nachlasse und damit Konsum und Investitionen ermögliche.

 

 

Die Konjunkturprognose des Bankenverbandes wird halbjährlich durchgeführt und beruht auf einer Umfrage unter den 15 Chefvolkswirten privater Banken, die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik sind. 

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