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Konflikt im Nahen Osten Nicht nur Gold profitiert von der Iran-Krise

Trotz Tötung des iranischen Generals Qasem Soleimani durch die USA und trotz des iranischen Vergeltungsschlags auf zwei US-Stützpunkte im Irak scheint die Lage im Nahen Osten vorerst unter Kontrolle. Obwohl ein Krieg derzeit als unwahrscheinlich gilt, sollten sich Anleger indes über die aktuellen Marktrisiken bewusst sein.

Auf Kriege folgen oft Bärenmärkte

Zwischen 1915 und 2018 gehörten Kriege zu den häufigsten Auslösern von Bärenmärkten, wie eine aktuelle Studie von Invesco zeigt: In rund 80 Prozent der Fälle, in denen weltweit Kriege geführt wurden, kam es in der Folge zu einer Baisse – häufiger als durch Rezessionen, steigende Arbeitslosenzahlen oder höhere Inflationsraten. Für die Entstehung eines Bärenmarktes ist zwar nicht immer zwingend ein Krieg verantwortlich. Doch schon oft hat ein kriegerischer Konflikt ausgereicht, um die Börsen in die Knie zu zwingen.

Das galt bisher insbesondere für Konflikte im Nahen Osten mit potenziell negativen Folgen für die Ölversorgung. Hintergrund: Ein starker Ölpreisanstieg dämpft nicht nur Unternehmensinvestitionen und Konsum, sondern schädigt auch die Wirtschaft. Deutlich wird dieser Zusammenhang am Beispiel des Jom-Kippur-Kriegs von 1973, in dem Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten gegen Israel kämpften. Der Krieg führte zu einem starken Ölpreisanstieg, stürzte die Weltwirtschaft in die Krise und ließ die Aktienkurse einbrechen.

Aktien erholen sich meist schnell

Wie sich die Aktienmärkte während des Ersten und Zweiten Weltkriegs, der Kuba-Krise, des Sechstagekriegs, aber auch des Jom-Kippur-, Kuwait- und Irak-Kriegs entwickelt haben, hat Invesco unter die Lupe genommen: Die US-Märkte haben innerhalb von zwölf Monaten nach Aufflammen eines Konfliktes – und damit vor Ausbruch des Krieges in der Folge – ihren Tiefpunkt erreicht. Innerhalb von 18 Monaten haben sich die Märkte jedoch wieder auf das Vor-Krisen-Niveau eingependelt.

Die wirtschaftlichen Risiken haben sich mittlerweile verschoben: Dank der massiven Ausweitung der Ölproduktion in den USA fällt die weltweite Abhängigkeit des Energieträgers aus dem Nahen Osten heute einerseits geringer aus als in der Vergangenheit. Andererseits ist die Weltwirtschaft von Öl insgesamt weniger abhängig. Längst wirtschaftet sie weniger energieintensiv als noch vor wenigen Jahrzehnten. Beide Faktoren könnten negative wirtschaftliche Folgen einer Eskalation im Konflikt zwischen den USA und dem Iran abpuffern helfen.

Was ein eskalierender US-Iran-Konflikt für Anleger bedeutet

Investoren sollten sich auf verschiedene Eskalations-Szenarien einstellen. Käme es zu einem Ausverkauf von Risikoanlagen, dürfte das vor allem Aktien energieintensiver Unternehmen sowie Märkte im Nahen Osten zu spüren bekommen. Anleger die hingegen in Gold, japanische Yen, Schweizer Franken und US-Staatsanleihen investiert sind, können voraussichtlich mit einer guten Performance rechnen.

Öl und Gas könnten sich deutlich verteuern

Obwohl die Welt heute weniger abhängig von Energieträgern aus dem Nahen Osten ist, dürften sich die dazugehörigen Rohstoffe verteuern. Die Öl-, Gas- und Versorgungsbranche (deren Preise häufig an die Großhandelspreise für Energie gekoppelt sind) werden vermutlich von einer relativen Überrendite profitieren. Eine höhere Risikoabneigung für weniger volatile Aktien könnte auf Faktorebene zu Mehrerträgen führen.

Russland und Mexiko verzeichnen Aufwärtspotenzial

Nettoenergieverbraucher wie China und Indien werden im Vergleich zu anderen Schwellenländern schlechter abschneiden als energieproduzierende Märkte abseits des Nahen Ostens: etwa Mexiko oder Russland. Vor allem am russischen Aktienmarkt ist das Aufwärtspotenzial derzeit groß – wegen der über dem Kurs-Gewinn-Verhältnis liegenden Dividendenrendite. Diese gilt derzeit als chancenreich, weil der russische Energiesektor stark gewichtet ist. Davon dürfte auch der russische Rubel profitieren.

US-High-Yield-Anleihen können mit Unterstützung rechnen

Auch US-Hochzinsanleihen werden sich vermutlich gut halten – obwohl sie eine größere Risikoabneigung zu spüren bekommen dürften. Die Anlagenklasse ist stark im Energiesektor vertreten, was eine gute Unterstützung sehr wahrscheinlich macht. Die stark akkommodierende Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der anderen großen Zentralbanken dürfe einen etwaigen Ausverkauf an den Märkten zudem etwas abfedern.

Fazit

Die Spannungen zwischen dem Iran und den USA werden sich vermutlich nur begrenzt auswirken. Investoren sollten dennoch für alle Eventualitäten gerüstet sein – auch wenn ein Krieg derzeit eher unwahrscheinlich ist und sich die Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl im Nahen Osten verringert hat.

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