Komplexität, Renditesteigerungen & Gebühren Warum Vermögenscontrolling für Stiftungen sinnvoll sein kann

Matthias Bohn ist Vorstandsmitglied des Vermögensverwalters P&S aus Bayreuth

Matthias Bohn ist Vorstandsmitglied des Vermögensverwalters P&S aus Bayreuth

Kennen Sie das auch? Sie arbeiten bei der Vermögensanlage mit einer oder vielleicht mehreren Banken oder Vermögensverwaltern zusammen. Seit einiger Zeit haben sie den Eindruck, dass nicht nur die Produktwelt im Wertpapierbereich zunehmend umfangreicher wird, sondern auch die Depotauszüge schwerer zu entziffern sind. Einfache Fragen wie zum Beispiel nach der Wertentwicklung im vergangenen Jahr, nach der Höhe der erhaltenen Ausschüttungen oder sogar nach so elementaren Punkten wie der Höhe der Aktienquote können aber nicht oder nur unter größeren Anstrengungen der herkömmlichen Berichterstattungen der Depotbanken entnommen werden.

Mit diesen zunächst banal klingenden Fragestellungen startet das sogenannte Vermögenscontrolling. Ziel ist es, die Vermögensanlagen zunächst nach einer einheitlichen Struktur zu gliedern und darauf aufbauend weitere Auswertungen zur Verfügung zu stellen.

Hierbei ist bereits die Zuordnung der einzelnen Investments zu den grundlegenden Anlageklassen die erste Herausforderung. Die Frage, ob beispielsweise Aktienanleihen der Kategorie „Aktien“ oder „festverzinslichen Wertpapieren“ oder bei manchen Depotbanken der Pseudo-Anlageklasse „Zertifikaten“ oder ähnlichem zuzuordnen wäre, wird nicht überall gleich beantwortet. Ist es gelungen, die einzelnen Anlageformen richtig und vor allen Dingen konsistent zuzuordnen, dann steht weiterführenden Auswertungen nichts mehr im Wege.

Der zunehmenden Komplexität begegnen

So gerüstet ist es ein leichtes, die Wertentwicklung des Vermögens auch nach den Beiträgen, die die einzelnen Anlageklassen erbracht haben, aufzugliedern. Gleiches ist dann natürlich auch für die Risikobeiträge möglich.

Nur ein Vermögenscontrolling stellt in diesem Zusammenhang sicher, dass die Berechnung der Wertentwicklung für alle Banken nach derselben Methode und mit denselben Parametern erfolgt. Erst damit ist ein Vergleich dieser Kennziffer zwischen verschiedenen Banken überhaupt sinnvoll möglich.

Warum sollten aber insbesondere Stiftungen über ein Vermögenscontrolling nachdenken?

Fehler in der Vermögensanlage sind meist nicht nur ärgerlich, sondern kosten im Normalfall auch Geld. Für das eigene Vermögen ist das natürlich bereits bedauerlich. Für fremdes Vermögen, also wenn man beispielsweise für eine Stiftung handelt, beschränkt sich die Rechenschaftslegung aber meist nicht nur auf das eigene Gewissen.

Umso verständlicher war das risikoaverse Agieren der Verantwortlichen in der Vergangenheit. Spätestens seit „Zirp“ (Zero Interest Rate Policy; Nullzinspolitik) und „Nirp“ (Zero Interest Rate Policy; Negativzinspolitik) der Notenbanken stellt aber der gemeine Bundesschatzbrief oder Sparbrief keine Alternative mehr dar. Die Komplexität in der Vermögensanlage wird zwangsläufig zunehmen.
 
Aus den Umfragen zum Stiftungsindex Stiix lässt sich für die Stiftungen ein interessantes – wenn auch nicht direkt repräsentatives – Bild des Status quo in Bezug auf Stiftungen ableiten. Seit der ersten Umfrage im Jahr 2014 hat sich die Zahl derer, die sich mindestens gute Kenntnisse zum Thema Vermögenscontrolling bescheinigen auf etwas mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer erhöht.

Die Zunahme im Kenntnisstand in Bezug auf Vermögenscontrolling korreliert dabei negativ mit der Erwartung, dass keine Renditesteigerung mittels Vermögenscontrolling möglich ist. Wo im Jahr 2014 noch die Hälfte der Stiftungen kein Steigerungspotential für möglich hielt, sind dies im Jahr 2016 nur noch etwas mehr als ein Drittel der Umfrageteilnehmer.

Bei den Stiftungen mit mehr als 5 Millionen Stiftungsvermögen, also dort wo man am ehesten ein Vermögenscontrolling erwarten könnte, sehen nur etwas mehr als ein Viertel der Teilnehmer kein Renditesteigerungspotential durch Vermögenscontrolling.

Vertrauen ins Reporting der Banken

Woher rührt diese zwar abnehmende aber durchaus vorhandene Skepsis? Grundsätzlich konnten wir aus unseren Umfragen ablesen, dass zirka zwei Drittel der Stiftungen nur ein oder zwei Bankverbindungen nutzen. Ein Vermögenscontrolling in Form einer Zusammenfassung verschiedener Manager scheint damit entbehrlich.

Dies und die Tatsache, dass ein Großteil der Vorteile des Vermögenscontrollings eher weichen Faktoren zurechenbar ist, stellen aus unserer Sicht die Hauptgründe für die zurückhaltende Nutzung dar. So ist es nicht verwunderlich, dass die Mehrheit der Stiftungsverantwortlichen das Controlling selbst in die Hände nimmt und sich sogar etwa ein Drittel ausschließlich auf die Bankauswertungen verlässt.

Aus unserer Praxis können wir feststellen, dass anwendergerechte Auswertungen, beispielsweise an die Bilanzierungssystematik der jeweiligen Stiftung angepasste Auswertungen zwar gewünscht sind und einen deutlichen Mehrwert bringen, dass aber der konkrete Nutzen schwer in Euro auszudrücken ist.

Ganz ähnlich verhält es sich bei der subjektiven Empfindung, dass beauftragte Manager in dem Wissen um ein Vermögenscontrolling plötzlich bessere Qualität abliefern. So steigt beispielsweise meist der Einsatz kostengünstiger ETFs und sinkt die Nutzung von Zertifikate-Strukturen. Auch die Vergleichbarkeit in der Performance und damit einhergehende Neumandatierungen sind im Zweifel schwierig messbar.