Kommunikation in Unternehmerfamilien Konflikte managen mit einer Investor-Relations-Strategie

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Abhelfen könnte eine erarbeitete Richtschnur, wie die Unternehmerfamilie und deren Mitglieder mit ihrem Unternehmen und untereinander kommunizieren wollen. Diese Family-Investor-Relations-Strategie wird anders als das Arbeitsfeld Investor Relations von börsennotierten Gesellschaften im Regelfall nicht vom Unternehmen und seinen Geschäftsleitern, sondern von der Unternehmerfamilie selbst veranlasst. Zudem fehlt es an klaren Marktstandards oder Markterwartungen, was die Chance auf eine sachgerechte Individualisierung eröffnet.

Was ist nun Family Investor Relations? Eine solche Strategie bezeichnet die planmäßige Kommunikation zwischen einem Familienunternehmen und der Unternehmerfamilie. Es handelt sich dabei um ein effektives Instrument der Konfliktprävention und des Konfliktmanagements, da vermeintliche Unzulänglichkeiten in der Kommunikation nicht selten die Ursache für Argwohn und die Eskalation von Konflikten sind. Eine sachgerechte Family-Investor-Relations-Strategie muss von vornherein die Situation vermeiden, dass Informationsansprüche auf dem Rechtsweg durchgesetzt werden, da dies schon ein deutliches Indiz für eine Konflikteskalation ist. Zudem ist eine entsprechende Strategie ein effektives Mittel, dem Risiko der Entfremdung nachfolgender Generationen zu begegnen.

Ausgangspunkt bei der Erarbeitung einer Family-Investor-Relations-Strategie sollte eine Bestandsaufnahme sein, ob und inwieweit die Familiengesellschafter sich in ihren jeweiligen Rollen adäquat informiert fühlen. Das gilt vor allem für Mitinhaber in der Rolle als rein vermögensmäßig Beteiligte, die nicht über die privilegierten Informationskanäle geschäftsführender oder mit Aufsichts- oder Beiratsfunktion ausgestatteter Gesellschafter verfügen.

Das Informationsbedürfnis auch von gering beteiligten Familiengesellschaftern ist dabei auf gar keinen Fall zu unterschätzen. Vor allem der Umstand, dass das Unternehmen häufig den Namen seiner Gesellschafter trägt, steigert die Erwartungen an die Unternehmensführung und Unternehmensreputation, an Transparenz hierüber sowie an Einbindung und Teilhabe. Aber auch die lokale Verankerung des Unternehmens am Wohnort der Familiengesellschafter sowie der Umstand, dass Mitglieder der Unternehmerfamilie nicht selten auch als Arbeitnehmer im Unternehmen tätig sind, sind Ursache dafür, dass der Wunsch nach Informationsteilhabe auch gering beteiligter Gesellschafter ausgeprägt ist.

Gerade die Verbindung der Gesellschafter auf familiärer Ebene erhöht zudem ihren Anspruch an gerechte Informationsteilhabe im Unternehmen: Die Ungleichheit zwischen geschäftsführen-den und nicht geschäftsführenden Gesellschaftern oder zwischen Mehrheits- und Minderheitsgesellschaftern wird vor dem Hintergrund der Gerechtigkeits- und Gleichbehandlungsansprüche im familiären Umfeld nicht selten als korrekturbedürftig empfunden.