Kommentar zum Atomfonds Zu viel Politik bei Deutschlands erstem Staatsfonds

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Holpriger Start

Die bisher veröffentlichten Personalien sind sicherlich gut für die Aufsetzung des Fonds. Hier konnte unter der Leitung von Anja Mikus ein erfahrenes Team gewonnen werden. Keine Angst vor großen Zahlen sowie langjährige Berufserfahrung und ausgezeichnete Expertise ist eine gute Voraussetzung für das professionelle Management des Fonds.

In der Zusammenarbeit mit dem Kuratorium bleibt dann abzuwarten, inwieweit sich fachliche Expertise gegenüber dem jeweiligen politischen Lager behaupten kann. Für mich ist es unabdingbar, dass eine Anlagestrategie über einen längeren Zeitraum durchgehalten werden kann, ohne auf den kurzfristigen politischen Willen Rücksicht nehmen zu müssen.

Nicht nachvollziehbar für mich ist in diesem Zusammenhang die Festlegung auf ESG-Anlagen. Selbst wenn auf den weichen Best-in-Class-Ansatz zurückgegriffen werden sollte, wird meines Erachtens das Anlageuniversum durch diese Vorgabe viel zu stark eingegrenzt.

Das Management des norwegischen Staatsfonds ist ein leuchtendes Beispiel in Sachen Transparenz. Immerhin werden dort Dreijahrespläne verabschiedet. Anstatt sich auf viele einzelne Verordnungen zu stützen, sollte der Bedeutung des deutschen Staatsfonds meines Erachtens durch einen umfassenden eigenen Rechtsrahmen ein solides Fundament gegeben werden.

Es bleibt zu hoffen, dass nach dem holprigen Start – der Zahlungstermin 1. Juli fiel auf einen Sonnabend – den Fondsmanagern schnell ein professionelles Arbeiten ermöglicht wird. Zwei Monate nach Start der Stiftung und des Entsorgungsfonds sind noch immer keine wesentlichen Informationen auf der Website www.entsorgungsfonds.de zu finden. Eine Stiftungssatzung oder Informationen zur Geldanlage: Fehlanzeige. Keine gute Basis für Vertrauen in die Stiftungsarbeit bisher.

Bleibt zu hoffen, dass der Stiftungsvorstand angesichts eines Zinssatzes von jährlich minus 0,4 Prozent bei der EZB die ihm anvertrauten Gelder zügig investiert – zumindest in strafzinsfreien Geldmarktanlagen geparkt hat.

Dieser Meinungsartikel ist der erste Teil einer Artikel-Serie zum Atomfonds. Über die Anlagestrategie lesen Sie mehr im zweiten Teil.  

 

Über den Autor:
Christoph Vogt ist geschäftsführender Gesellschafter des Hamburger Vermögensverwalters Format Asset Management. Vor seinem Wechsel in die Selbstständigkeit managte er von 2005 bis 2012 beim Versorger Vattenfall die Risikorückstellungen für das Betreiben von Atomkraftwerken. Weitere Berufsstationen umfassen die ehemalige Vereins- und Westbank sowie M.M. Warburg.

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