Kommentar von Paul Broholm Wird Amerika wieder zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

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Analysen von Moody Analytics zufolge wäre mit folgenden Entwicklungen in den USA zu rechnen:
  • Arbeitslosigkeit würde von 5,5 Prozent auf 7 Prozent ansteigen (entspräche einem Verlust von 3,4 Millionen Arbeitsplätzen)

  • Inflation würde von 1 Prozent auf 4,2 Prozent steigen (was die Fed zu Zinsanhebungen veranlassen würde)

  • Staatsverschuldung würde sich von etwa 75 Prozent des BIP auf über 130 Prozent erhöhen

  • Renditen 10-jähriger Staatsanleihen würden von 2,4 Prozent auf 6,7 Prozent steigen
Trumps Anhänger wollen von solchen Analysen nichts hören und beharren auf der von einer Steuersenkung ausgehenden Schubwirkung. Die Vergangenheit hat uns jedoch gelehrt, dass eine solche Maßnahme kein Allheilmittel ist.

Wir brauchen uns nur die katastrophale Entwicklung im Bundesstaat Kansas anzuschauen: Dort wurden die Steuern 2012 radikal gesenkt, mit dem Ergebnis, dass das Wachstum dort viel träger ist als in benachbarten Bundesstaaten wie Nebraska und Missouri. Ratingagenturen haben vor einer Herabstufung von Kansas infolge der wachsenden Defizite gewarnt.

Sollte Trump wirklich Präsident werden, könnte den USA genau das blühen. Was die Frage aufwirft: Welche Auswirkungen hätte seine Wahl auf den Rest der Welt?

Allein schon eine Rezession in den USA hätte negativen Einfluss auf das weltweite Wachstum, aber ein internationaler Handelskrieg wäre eine noch viel schlimmere Herausforderung für die globale Wirtschaft.

Es wäre recht wahrscheinlich, dass Präsident Trump einseitig viele wichtige Handelsabkommen aushebeln würde, und man kann sich gut vorstellen, dass der launenhafte Präsident Ländern, die ihm nicht passen, einfach mal eben Zölle auferlegt oder andere Vergeltungsmaßnahmen ergreift.

Ein weltweiter Handelskrieg könnte daher nicht ausgeschlossen werden, einhergehend mit höheren Kosten für die Verbraucher auf der ganzen Welt, und einige Länder würden der Rezession zum Opfer fallen.

Präsident Trumps politische und diplomatische Strategien könnten ebenfalls wirtschaftliche Konsequenzen haben, aber es ist müßig, darüber Spekulationen anzustellen. Die Außenpolitik scheint ihn nicht zu interessieren – die einzige Auslandsreise während seines Wahlkampfs war ein chaotischer Besuch des Trump Turnberry Golfplatzes in Schottland am Tag nach dem britischen Referendum.

Es bleibt letztendlich der Fantasie jedes Einzelnen überlassen, wie der ungewöhnlichste Präsidentschaftskandidat einer großen Partei in der Geschichte der USA tatsächlich Politik machen würde. Es steht aber außer Frage, dass das von ihm bislang propagierte Wirtschaftsprogramm für die USA und die ganze Welt sehr schädlich wäre.


Über den Autor:
Herr Broholm ist Investment-Chef (CIO) bei Theodoor Gilissen in Amsterdam, einem Unternehmen der KBL European Private Bankers. In Deutschland ist KBL epb mit Merck Finck & Co, Privatbankiers vertreten. Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen und Ansichten sind diejenigen des Autors zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels und können sich ändern. Dieser Artikel ist zudem allgemeiner Natur und stellt keine Rechts-, Wirtschafts-, Steuer- oder Anlageberatung dar.

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