Kommentar von Paul Broholm Wird Amerika wieder zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Paul Broholm, Investment-Chef (CIO) bei Theodoor Gilissen in Amsterdam

Paul Broholm, Investment-Chef (CIO) bei Theodoor Gilissen in Amsterdam

Dass Donald Trump gewählt wird, scheint momentan recht unwahrscheinlich. Die Abgeordneten könnten sogar auf der Republican National Convention, die diesen Monat stattfindet, aufbegehren und einen anderen Kandidaten für das Weiße Haus ernennen. Auch wenn Trump nominiert wird, dürfte Hillary Clinton kaum zu schlagen sein, weil sein Ansehen nicht gerade das beste ist, nicht zu vergessen die demografischen Vorteile für die Kandidatin der Demokratischen Partei.

Der Ausgang des Brexit-Referendums hat jedoch deutlich gemacht, dass sich ein gut vorbereiteter Anleger auf verschiedene Szenarien einstellen und sich der möglichen Konsequenzen jedes noch so unwahrscheinlichen Ergebnisses bewusst sein muss.

Eine Prognose der wirtschaftlichen Auswirkungen einer Wahl Trumps ist extrem schwierig, vor allem weil sich seine politische Haltung von Tag zu Tag ändert. Es ist auch die Frage, ob der Kongress überhaupt irgendeine seiner Ideen umsetzen würde.

Trumps Wirtschaftsprogramm – das auch einige extreme Ansichten enthält, die hier nicht genannt sind – sieht unter anderem folgende Punkte vor:
  • Massive Steuersenkungen (die zu Mindereinnahmen von geschätzt 9,5 Billionen US-Dollar über zehn Jahre führen würden)

  • Höhere Militärausgaben ohne Einschnitte bei Krankenversicherung oder sozialer Sicherheit

  • Freiwillige Ausreise oder Abschiebung von rund elf Millionen Zuwanderern ohne Papiere

  • Hohe Zölle auf Waren aus China und die importierten Produkte von US-Unternehmen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert haben
Angenommen, alle diese Maßnahmen würden umgesetzt, dann wäre die unmittelbare Wirkung eine wirtschaftsfördernde: Die Binnenwirtschaft würde aufgrund höherer Staatsausgaben und höherer Löhne, mit denen die Arbeitgeber um Arbeitskräfte konkurrieren, weil keine billigen Zuwanderer mehr zur Verfügung stehen, einen Aufschwung erleben. 

Die positive Wirkung würde jedoch nicht lange anhalten, weil Strafzölle und höhere Personalkosten in Form von höheren Preisen an die Verbraucher weitergegeben würden. Es wäre auch mit Vergeltungszöllen zu rechnen (China und Mexiko machen ein Drittel der US-amerikanischen Nichtölexporte aus), was die Rentabilität der Unternehmen beeinträchtigen und deren Bereitschaft, Arbeitskräfte einzustellen, belasten würde. 

Auf etwas längere Sicht würden die USA aufgrund höherer Kosten, höherer Löhne und höherer Staatsverschuldung für die Finanzierung eines weiteren jährlichen Fehlbetrags von eine Billionen US-Dollar mit einem Anstieg der Inflation rechnen müssen. Das wiederum würde die Fed veranlassen, die Leitzinsen anzuheben, um der Inflation entgegen zu wirken, was zu einem Rückgang der Beschäftigung und möglicherweise zu einer Rezession führen würde.