Kommentar vom Wikifolio-Gründer Sind Robo Advisors und Social Trading die Zukunft der Anlageberatung?

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Die Zukunft ist hybrid

Nach einer Schweizer Vermögensverwaltungsstudie können sich bereits knapp 30 Prozent der befragten Personen vorstellen, webbasierte Vermögensberatung zu nutzen.

Bedenken äußern sie vor allem wegen mangelnder Sicherheit (32 Prozent), fehlendem Vertrauen (25 Prozent) sowie fehlendem Kontakt zu einem Berater (22 Prozent). Dennoch bevorzugen nur 25 Prozent die klassische Vermögensverwaltung. Dabei sind ihnen Sicherheit, Transparenz und geringe Gebühren am wichtigsten.

Entsprechend werden sich nach einer Studie der Hochschule Luzern auch Mischformen mit Elementen von Robo Advisory, Social Trading, beratungsunterstützter Online-Anlage und persönlicher Beratung entwickeln.

Ein Beispiel dafür ist quirion.de, ein Ableger der Quirin Bank. Dort können Kunden provisionsfreie ETF-Vermögensverwaltung mit fragebogenbasiertem Depot-Strategie-Check und telefonischer Honorarberatung kombinieren.

Für professionelle Vermögensverwalter hat sich Social Trading zu einer Ergänzung für die persönliche Beratung und zu einer Alternative zu eigenen Fonds entwickelt. Anstelle der zeitraubenden und kostenintensiven Auflage und Genehmigung können sie auf wikifolio.com innerhalb weniger Wochen eigene Anlageprodukte auf den Markt bringen.

Sie partizipieren an den Gewinnen und können Expertise, Leistung und Performance transparent und in Echtzeit zeigen. Ihren Mandanten bieten sie zugleich eine innovative und günstige Anlagealternative zu herkömmlichen Produkten von Banken, Fonds- und Kapitalanlagegesellschaften.

Nur bei komplexeren Produkten und größeren Portfolios arbeiten sie im bisherigen Geschäftsmodell als Honorarberater oder Vermögensverwalter weiter. Mittlerweile sind bereits 5 Prozent aller deutschen Vermögensverwalter auf wikifolio.com aktiv.

Fintechs brauchen Banken

Doch sobald psychologische Aspekte ins Spiel kommen, haben Banken und ihre Berater die Nase vorn. Anleger vertrauen – wie alle Menschen und so irrational es auch sein mag – in erster Linie anderen Menschen und weniger anonymen Institutionen.

Banken sind bekannte und profilierte Marken. Sie sind erfahren in der Einschätzung, Bewertung sowie im Management von Risiken. Wenn es um Diskretion, Sicherheit und Datenschutz geht, genießen sie immer noch das Vertrauen ihrer Kunden.

Sie besitzen juristische Kompetenz in Regulierungsfragen und sind vertraut im Kontakt mit den Aufsichtsbehörden. Außerdem verfügen sie über die notwendigen Backend­Systeme und Unternehmens-Netzwerke.

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Vorteile einer Kooperation zwischen Finanzunternehmen und Fintechs, Quelle: Wikifolio

Nach einer Phase des wechselseitigen Beobachtens und Abwartens ist das Verhältnis zwischen klassischen Finanzdienstleistern und Fintechs einer Öffnung und Annäherung gewichen. Davon werden vor allem die Kunden profitieren.


Über den Autor:

Andreas Kern ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Fintech-Firma Wikifolio Financial Technologies in Wien. Vor der Gründung von wikifolio.com sammelte er mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Finanz- und Payment-Branche. Als Geschäftsführer brachte er die Paybox Austria in die Gewinnzone, war Mitgründer der Payolution, die erfolgreich an Skrill/Moneybookers verkauft wurde.

Kern studierte Mathematik und Computerwissenschaften, hat einen Master of Science für Innovationsmanagement der Johannes Keppler Business School Linz und ist ausgebildeter Börsenhändler für Termin- und Kassamarkt.

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