Analyse Kohleindustrie bekommt noch immer Milliarden – auch aus Deutschland

Kohleabbau in Nordrhein Westfalen

Kohleabbau in Nordrhein Westfalen: Weltweit flossen in den vergangenen drei Jahren 1,2 Billionen US-Dollar in die Kohleindustrie. Foto: Imago Images / Alice Dias Didszoleit

Banken haben in den vergangenen drei Jahren die globale Kohleindustrie mit über 1,5 Billionen US-Dollar in Form von Krediten und Underwriting-Mandaten unterstützt. Zudem hielten institutionelle Investoren mit Stand November 2021 Aktien und Anleihen der globalen Kohleindustrie im Wert von über 1,2 Billionen US-Dollar. Dies zeigt eine Recherche der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald, die gemeinsam mit Reclaim Finance und 25 weiteren internationalen Partnerorganisationen erstellt wurde.

Die Recherche basiert auf der globalen Kohlefirmendatenbank „Global Coal Exit List“ (GCEL), die von Urgewald gepflegt wird und zuletzt im Oktober 2021 aktualisiert wurde. Sie deckt 90 Prozent der weltweiten Kohleproduktion und Kohlekraftwerkskapazität ab. GCEL enthält Daten zu 1.032 Unternehmen mit cirka 1.800 Tochtergesellschaften, die entlang der Kohlewertschöpfungskette tätig sind. Auf Basis der GCEL hat das niederländische Rechercheinstitut Profundo im Auftrag von Urgewald Daten zu Banken und Investoren erhoben. Ein Ergebnis: Rund die Hälfte des Kreditvolumens und der Investitionen geht auf zwölf, respektive 24 Finanzinstitute zurück.

Mit Blick auf deutsche Finanzinstitute belegt die Deutsche Bank bei Krediten und Underwriting-Mandaten im internationalen Ranking Platz 40 von von 705 und wegen ihrer Tochter DWS bei den Investoren Platz 28 von knapp 4.900. Die Allianz-Gruppe belegt Platz 20 im internationalen Investorenranking. Insgesamt leiteten deutsche Finanzinstitute in den vergangenen drei Jahren rund 18,2 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten und Underwriting-Mandaten an die globale Kohleindustrie. Deutsche institutionelle Investoren hielten mit Stand November 2021 rund 23 Milliarden US-Dollar an Aktien und Anleihen der globalen Kohleindustrie.

Die Ergebnisse der im Detail

1. Führende Investoren in die Kohleindustrie

Über 4.900 institutionelle Investoren, insbesondere US-amerikanische, hielten mit Stand November 2021 Aktien- und Anleihen von Unternehmen der globalen Kohleindustrie im Wert von insgesamt über 1,2 Billionen US-Dollar. Hiervon entfielen 17 Prozent auf Blackrock und Vanguard, mit respektive 109 und 101 Milliarden US-Dollar. Beide sind Mitglieder der Net Zero Asset Manager Initiative. Im globalen Ranking folgen die US-Häuser Capital Group und State Street. Der japanische Government Pension Investment Fund belegt Platz 5.

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Insgesamt investierten 147 deutsche institutionelle Investoren zum Untersuchungszeitpunkt 21,6 Milliarden US-Dollar in die globale Kohleindustrie. Die Allianz-Gruppe belegte mit 9,4 Milliarden US-Dollar – davon 6,4 Milliarden US-Dollar von Pimco Rang 20 der internationalen Investoren. Die Deutsche Bank liegt wegen ihrer Tochter DWS mit rund 8 Milliarden US-Dollar international auf Rang 28. Mit großem Abstand folgt der dritte große deutsche Fondsanbieter Deka mit 1,6 Milliarden US-Dollar.

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2. Führende Kreditgeber der Kohleindustrie

Zwischen Januar 2019 und November 2021 stellten 376 kommerzielle Banken der globalen Kohleindustrie 363 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten zur Verfügung. Hierbei vereinten zwölf Banken 48 Prozent des gesamten Kreditvolumens auf sich. Im globalen Ranking der Kreditgeber belegen die Plätze eins bis drei die japanischen Banken Mizuho Financial, Mitsubishi UFJ Financial und SMBC Group, gefolgt von Barclays aus Großbritannien und Citigroup aus den USA. Zehn der zwölf führenden Kreditgeber der Kohleindustrie – inklusive der fünf bereits genannten – sind Mitglieder der Net Zero Banking Alliance.

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Zehn deutsche Finanzinstitute gaben im Untersuchungszeitraum 8,9 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten an die globale Kohleindustrie. Davon entfielen 68 Prozent auf die zwei größten deutschen Institute: 3,4 Milliarden US-Dollar auf die Deutsche Bank und 2,7 Milliarden US-Dollar auf die Commerzbank – beide ebenfalls Mitglieder der Net Zero Banking Alliance. 

3. Führende Underwriter für die Kohleindustrie

Zwischen Januar 2019 und November 2021 übten 484 kommerzielle Banken Underwriting-Mandate in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar für die globale Kohleindustrie aus. Hierbei vereinten zwölf Banken 39 Prozent des gesamten Underwriting-Volumens auf sich.

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Underwriting, also die aktive Beteiligung von Banken an einer Emission, nimmt mittlerweile den Großteil bei der Finanzierung der globalen Kohleindustrie ein – und wird derzeit von den Verpflichtungen innerhalb der Net Zero Banking Alliance nicht berücksichtigt.

Aus deutscher Perspektive übten sechs Institute im Untersuchungszeitraum Underwriting-Mandate im Wert von insgesamt 9,2 Milliarden US-Dollar für die globale Kohleindustrie aus. Die Deutsche Bank liegt, wenn Kredite und Underwriting-Mandate zusammen betrachtet werden, auf Platz 40 im internationalen Ranking und damit vor namhaften europäischen Konkurrenten wie Standard Chartered auf Platz 41, Société Générale auf Platz 49, Santander auf Platz 51 und Uni Credit auf Platz 52.

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