Klimawandel und Nebenwerte

Mit Small Caps das Klima retten?

Um das 1,5-Grad-Ziel nicht zu verfehlen, braucht es Innovation. Nach Einschätzung von Benedikt Kirsch, Leiter ESG bei der Frankfurter Investmentboutique CHOM CAPITAL ist diese vor allem bei Small Caps zu finden. Als vernachlässigte Anlageklasse sind gerade hier hohe Chancenpotentiale.

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er Juli als weltweit heißester Monat aller Zeiten und zeitgleich die historische Flutkatastrophe über weite Teile Mitteleuropas sind ein Vorgeschmack auf das, was der Klimawandel an Veränderungen mit sich bringt. So heißt es im jüngst veröffentlichten Sachstandbericht des Weltklimarates IPCC, dass derartige „Extremwetterereignisse“ in Zukunft zunehmen könnten. Der Grund:Je heißer die Welt, desto häufiger und intensiver die Ereignisse. Es braucht also eine drastische Reduktion der Treibhausgase, um das im Pariser Klimaabkommen formulierte Ziel umzusetzen, welches die Begrenzung der menschgemachten Erderwärmung bis 2100 auf 1,5 Grad beinhaltet. „Leider zeigen aktuelle Umsetzungssimulationen möglicher Zielerreichungspfade, dass die Weltgemeinschaft meilenweit von der 1,5-Grad-Marke entfernt ist“, so Benedikt Kirsch, Leiter ESG bei der Frankfurter Investmentboutique CHOM CAPITAL.

Um das Steuer noch herumzureißen, reiche eine Anpassung des Konsumentenverhaltens nicht aus, erläutert der Co-Portfoliomanager des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI und ergänzt: „Aus praktischer Sicht erfordert das eine beschleunigte Dekarbonisierung in allen Sektoren und Ländern. Sowohl auf der Nachfrageseite im Energie-, Verkehrs-, Industrie- und Gebäudesektor, als auch auf der Angebotsseite sind gewaltige Veränderungen und Innovation nötig“. Um die bevorstehende Herkulesaufgabe zu bewältigen, brauche es ein smartes technologisches Ökosystem, bestehend aus Elektrifizierung, kohlenstoffarmen Brennstoffen, industrieller Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), Batteriespeicherung, effizienter Netzübertragung, Digitalisierung und Energieeinsparung / kohlenstoffarmer Produktion.

„Viele dieser Technologien und Innovationen stecken noch in Kinderschuhen und weisen hohe Wachstumspotentiale auf. Gerade die hier tätigen Unternehmen finden sich besonders im Small Cap-Bereich wieder“, betont Kirsch. Denn vor allem diese Unternehmen seien puristisch aufgestellt und mit ihren agilen Strukturen Innovationstreiber. Dennoch gäbe es eine überraschende Besonderheit des Nebenwertesegments im Hinblick auf Nachhaltigkeitsratings und Analystenempfehlungen: „Obwohl diese Assetklasse historisch betrachtet ein hochattraktives Risiko-Rendite-Profil aufweist, werden hier geführte Unternehmen sowohl fundamental als auch aus Nachhaltigkeitsratingsicht stark vernachlässigt. Fehlen diese Datenpunkte, können solche Unternehmen vor allem von passiven und quantitativen Selektionsstrategien nicht investiert werden.“

Daraus ergeben sich tolle Chancen für Investoren, die sich über rein quantitative Betrachtungen hinweg mit dem Geschäftsmodell, Trends und Treibern, Regulatorik und dem Management beschäftigen und den Blick auf morgen richten. Dazu zählt sich auch CHOM CAPITAL mit seinem „SUSTAINAMENTALS®“-Ansatz, der die holistische Analyse von Nachhaltigkeitsaspekten und Fundamentaldaten beinhaltet. „Mit über 600 Managementgesprächen und Werksbesichtigungen pro Jahr machen wir uns ein klares Bild der Unternehmen und können so frühzeitig die fundamentalen und Nachhaltigkeitspotentiale entdecken – bevor ein Nachhaltigkeitsrating oder eine Analystenempfehlung die rein datengetriebenen Investoren auf den Schirm ruft“, so Kirsch.

Als Beispiel nennt der Portfoliomanager NHOA („New Horizons Ahead“), einen französischen Systemanbieter für Energiespeichersysteme und Netzlösungen, der zum Portfolio des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI gehört. Seit Längerem entwickelt das Unternehmen im Zuge der Elektromobilität in Zusammenarbeit mit globalen Automobilherstellern innovative Ladelösungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge - inklusive der Technologie, die für den Energieaustausch der Batterie mit dem Stromnetz (Vehicle-to-Grid oder „V2G“) benötigt wird. Das öffentliche Netz könne durch die in den Batterien der Elektrofahrzeuge gespeicherte Energie kurzfristig stabilisiert werden, erläutert Kirsch und ergänzt: „Diese Energiespeichersysteme ermöglichen eine hohe Stromkontinuität und on-demand-Verfügbarkeit von Energie aus erneuerbaren Quellen und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende und zur Erreichung der Klimaziele.“ Aktuell sei das Unternehmen mit einem der weltweit größten Speicherprojekte noch unbekannt, obwohl die beachtliche Wertsteigerung von 55 Prozent seit Jahresanfang die Aufmerksamkeit erhöht habe.

„Small Caps sind also eine für die Erreichung der Klimaziele unerlässliche Anlageklasse, die durch ihre Vernachlässigung hohe Chancenpotentiale bietet und in jede Allokation gehört“, so Kirsch.


Interview mit CHOM CAPITAL-CEO Christoph Benner und Portfoliomanager Paul Althans

„Nachhaltigkeit ist ein immer größer werdender kompetitiver Vorteil“

CHOM CAPITAL-CEO Christoph Benner und Paul Althans, Portfoliomanager des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI, über die nachhaltige Anlagephilosophie der Frankfurter Investmentboutique.

Foto: Richie Nolan/unsplash

‚PURE‘ und ‚Sustainability‘ – Warum waren Ihnen diese Begriffe bei der Namensfindung Ihres Small Cap-Fonds mit Fokus Europa so wichtig?

Hamish ChamberlayneChristoph Benner (CEO CHOM CAPITAL) und Paul Althans (Portfoliomanager des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI)

Christoph Benner: Wir wollten gleich im Namen unseren Anspruch zeigen, für unsere Kunden langfristige nachhaltige Anlagerenditen zu erzielen und gleichzeitig mit unserem Engagement finanzielle Werte und ökologisches Engagement miteinander verbinden zu können. Wir sind überzeugt, dass dies besonders gut im Small Cap-Segment funktioniert.

Was spricht denn generell für diese Anlageklasse?

Paul Althans: Small Caps sind ein ‚Must have‘ in jeder Asset Allokation. Dafür sprechen zum einen ausgeprägte positive Renditen: Sobald wir über Investitionen – in Abgrenzung zur Spekulation und Trading – reden, weisen Nebenwerte bei einer Investitionsdauer von drei bis zehn Jahren im Schnitt eine um fünf und mehr Prozentpunkte höhere Jahresrendite als Large Caps auf, was unter anderem auf die deutlich größere Diversifikation von Small Cap-Portfolios zurückführen lässt. Zum anderen zeichnen sich Nebenwerte - entgegen der landläufigen Meinung – gegenüber Large Caps durch ein klar geringeres Risiko- beziehungsweise Rückschlagpotential aus. Das zeigen Statistiken der letzten 20 Jahre mehr als deutlich. Es ist eigentlich überraschend, dass sich die Vorteile dieser Anlageklasse bei den Marktteilnehmern so langsam herumsprechen.

Sie sprechen damit den klassischen ‚Neglected Firm Effect‘ an. Ist dieser in Zeiten von Informationseffizienz nicht Schnee von gestern?

Benner: Nein, ganz und gar nicht – im Gegenteil: Mifid 2 hat den Trend zu weniger Fundamental-Research in diesem Bereich sogar noch verstärkt. Und schlimmer noch: Auch im noch jungen Segment der Nachhaltigkeitsbetrachtung sind die Tendenzen die gleichen. So decken ESG-Rating Agenturen hauptsächlich hoch-kapitalisierte Unternehmen ab, je nach Anbieter haben zwischen 50 und 75 Prozent der Small Caps überhaupt kein ESG Rating. Wenn wir dann mit den Managements sprechen, hören wir von hochinteressanten Geschäftsmodellen und sind positiv überrascht von auf die Zukunft ausgerichteten Nachhaltigkeitsstrategien, die so in keiner Bewertung reflektiert sind.

Gibt es so etwas wie eine ESG-Rendite? Und wenn ja: Wie wirkt sich diese auf die Performance Ihres Nebenwertefonds aus?

Althans: Nachhaltigkeit ist tatsächlich ein immer größer werdender kompetitiver Vorteil, der sich in den Finanzdaten positiv messen lässt. Sehr nachhaltige Unternehmen werden auf Sicht der kommenden Jahre mit steigender Nachfrage und daraus resultierender Multiplikatorenausweitung honoriert werden. Nachhaltigkeit in diesem Sinne ist also ein positiver und differenzierender Performancebaustein. Dieses Wertpotential wollen wir mit dem CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI heben. Dass uns dies gelingt, zeigt ein Blick auf die Performance des Fonds, der seit Auflage im Schnitt einen Ertrag von rund 14 Prozent per anno erzielte und dessen Wert sich seit der Coronakrise im März 2020 verdoppelt hat.

Welchen Stellenwert nimmt Engagement beziehungsweise Impact Investing bei CHOM CAPITAL generell ein?

Benner: Nach der Titelauswahl begleiten wir unsere Beteiligungen nicht nur fundamental intensiv, sondern versuchen auch im Nachhaltigkeitsbereich, aktiv dahingehend auf die Unternehmen einzuwirken, dass sie sich immer neue Ziele setzen und sich kontinuierlich verbessern. Gelegenheit für unser Engagement bietet sich in den regelmäßigen Managementgesprächen, durch aktive Stimmrechtsausübung oder beispielsweise das ESG- Coaching von Vorständen/Aufsichtsräten und Mitarbeitern. Wir haben hier bereits zahlreiche ‚Teach-ins‘ durchgeführt.

Wie ‚lebt‘ CHOM als Unternehmen selbst ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚Impact‘?

Benner: Wir haben sehr konkret vor einigen Monaten gemeinsam im Team entschieden, auf zehn Prozent unserer Verwaltungsgebühr zu verzichten und diese Beträge für nachhaltige Projekte zu spenden. So arbeiten wir ressourcenbewusst, indem wir Reisetätigkeiten reduziert und komplett digitale Prozesse umgesetzt haben. Und um unseren restlichen CO2-Beitrag weiter zu kompensieren, pflanzen wir unter anderem Bäume.

Porträt des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI

Sind Small Caps etwa nicht nachhaltig?

Beim CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI dreht sich alles um Nebenwerte, die in doppelter Hinsicht mit nachhaltigen Perspektiven punkten.

Foto: Fernando Cferdo/unsplash

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atingagenturen schenken Nebenwerten in der Regel wenig Beachtung. Das gilt nach Einschätzung von Paul Althans auch im Hinblick auf die Analyse von Nachhaltigkeitsaspekten. „Dieses Phänomen, das auch aus ‚Neglected Firm Effect‘ bezeichnet wird, machen wir uns bei der Titelauswahl im Small Cap-Segment gezielt zunutze“, erläutert der Portfoliomanager des CHOM CAPITAL PURE Sustainability – Small Cap Europe UI. Gemeinsam mit den Unternehmensgründern Christoph Benner und Oliver Schnatz sowie Benedikt Kirsch hat er das europäische Nebenwertesegment mit einer Marktkapitalisierung von 100 Millionen bis drei Milliarden Euro auf dem Radar, ins Portfolio des 2018 aufgelegten Fonds schaffen es aus dem rund 2.500 Titel umfassenden Anlageuniversum rund 30 bis 40 handverlesene Titel.

Konzentriertes Portfolio

Bei der Zusammenstellung des sehr konzentrierten Portfolios gehen die Portfoliomanager der auf nachhaltige Europa-Aktien spezialisierten inhabergeführten Investmentboutique anhand eines konsequenten Stockpicking-Ansatzes vor. „Gerade bei puristischen Geschäftsmodellen, wie wir sie bei Small Caps häufig vorfinden, lassen sich fundamentale und Nachhaltigkeitspotenziale besonders gut analysieren und auch heben“, erläutert Althans. Die Basis hierfür bilden quantitative Date, bei denen das Team alle verfügbaren Quellen nutzen - darunter auch die Ergebnisse von Ratingagenturen. Im Rahmen dieser Analyse werden auch bereits erste Unternehmen aussortiert, die nicht den hauseigenen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Das Herzstück des Ansatzes bilden die mehr als 600 Managementgespräche, die das Team jährlich durchführt. „Anhand dieser Gespräche verknüpfen wir in einem holistisch, integrierten und zukunftsorientierten Ansatz ESG- und Fundamentalanalyse miteinander, was sich auch in unserem Leitmotiv ‚Performance driven by Sustainamentals‘ widerspiegelt – wobei letzterer Begriff für die aus unserer Sicht so wichtige Integration von Sustainability und Fundamentals ausdrückt“, erläutert Benner.

Aktuell spielen Titel aus den Bereichen CO2-Einsparung, erneuerbare Energien, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle im Portfolio, zu den Top-Engagements zählen derzeit unter anderem wenig bekannte Titel wie etwa das auf die Herstellung von Sekundärblei aus Altbatterien spezialisierte italienische Unternehmen Seri Industrial aus Italien. Als beispielhaft für Unternehmen, die das Team aufgrund von Nachhaltigkeitsaspekten und günstiger wirtschaftlicher Perspektiven begeistern, gehört zudem auch der portugiesische Korkhersteller Amorim: „Das Unternehmen ist Weltmarktführer in seinem Segment und punktet nicht nur mit einem CO2-Fußabdruck von unter Null, sondern profitiert unter anderem auch von hohen Markteintrittsbarrieren und einer steigenden Nachfrage nach Kork- bzw. Naturprodukten“, so Benner.

Der holistische Analyseansatz des Teams führte bislang zu erfreulichen Ergebnissen: So verbuchte der Fonds seit Auflage am 24. September 2018 im Schnitt einen jährlichen Wertzuwachs von 14,1 Prozent (Stand 25. August 2021) und kommt kumuliert auf ein Plus von 46,9 Prozent. Damit fällt der Wertzuwachs beinahe 50% höher aus als beim breit gefassten Euro Stoxx 600. Mit seinem Motto „Performance driven by Sustainamentals“ dürfte sich das Team von CHOM CAPITAL daher bestätigt sehen.

Unternehmensporträt

CHOM CAPITAL

Foto: Helena Lopes/unsplash

Als inhabergeführte Vermögensverwaltungsboutique und Portfoliomanager für europäische Aktien managen wir seit unserer Gründung durch Christoph Benner, Oliver Schnatz und Martina Neske im Jahr 2011 im Auftrag unserer Investoren unabhängig von Unternehmensrichtlinien und Indexverflechtungen auf der Basis einer wertorientierten, fundierten Fundamentalanalyse. Bei den Fonds von CHOM CAPITAL sind zudem ESG-Kriterien auf allen Stufen des Investmentprozesses holistisch integriert. Die Gründer arbeiten seit mehr als 30 Jahren erfolgreich im Kapitalmarktgeschäft zusammen und sind sowohl im Unternehmen wie auch in den aufgelegten Fonds engagiert und garantieren gemeinsam mit dem hochqualifizierten CHOM-Team unternehmerisches Handeln und Interessenparallelität mit unseren Investoren.

Wir bekennen uns zu den Grundsätzen guter Corporate Governance, einer sozial verantwortlichen Personalpolitik und eines ökonomisch bewussten Umgangs mit unseren natürlichen Ressourcen. Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil unserer Entscheidungen und unseres Selbstverständnisses als Unternehmer wie auch als Vermögensverwalter. Wir sind überzeugt, dass eine holistische Analyse von finanziellen und nicht-finanziellen Kriterien dazu beiträgt, das zukünftige Potential eines Unternehmens und die wesentlichen dafür verantwortlichen Werttreiber identifizieren zu können. CHOM CAPITAL hat nicht nur die Nachhaltigkeitsprinzipien der UN (UN PRI) unterzeichnet, sondern ist auch Mitglied des „Forum für Nachhaltige Geldanalagen“ und „Eurosif“, einer europaweiten Organisation zur Förderung von nachhaltigen Investments.

Mit den Nachhaltigkeitsfonds CHOM CAPITAL Active Return Europe UI und CHOM CAPITAL PURE Sustainability - Small Cap Europe UI verbinden wir beide Dimensionen der Unternehmensbewertung: die Nachhaltigkeitsanalyse (SUSTAINability) sowie FundAMENTALS, die Geschäftsmodellbetrachtung

Daten & Fakten

CHOM CAPITAL PURE Sustainability - Small Cap Europe UI

Foto: Stephen Dawson/unsplash

Factsheet


Marcus Rohrbach | Partner

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