Klimarisiken im Portfolio Wie man die größten Treibhausgasemittenten identifiziert

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Die folgende Grafik vergleicht den Energieerzeugungsmix der beiden Indizes mit einem Energiemix, der mit dem von der Internationalen Energieagentur (IEA) für die Jahre 2030 und 2050 vorgeschlagenen 2°C-Szenario (2DS) kompatibel ist. Während der S&P-500-Index insgesamt eine geringere Emissionsbelastung aufweist, liegt er bei Versorgungsunternehmen, die Energie aus fossilen Brennstoffen erzeugen, mehr als 10 Prozentpunkte über dem Stoxx 600. Darüber hinaus macht die Exposition des S&P-500-Index gegenüber erneuerbaren Energien nur einen kleinen Teil des Anteils aus, der erforderlich ist, um das 2°C-Szenario zu erfüllen.

Die Analyse der Exposition gegenüber fossilen Reserven ergibt ein etwas anderes Bild. Etwas weniger als fünf Prozent einer hypothetischen Investition in den S&P 500 sind an fossile Ressourcen gebunden, während eine vergleichbare Investition in den Stoxx 600 bei neun Prozent liegt. Diese Zahl bedeutet, dass der Stoxx 600 insgesamt 4.379 tCO2e potenzieller Emissionen im Zusammenhang mit einer Investition von einer Million Dollar ausgesetzt ist, während es beim S&P 500 insgesamt nur 591 tCO2e wären. Der Unterschied ist auf das umfangreichere Vorhandensein von Kohlereserven für den Stoxx 600 zurückzuführen (65 Prozent der gesamten Reserven, gegenüber nur zwei Prozent für den S&P 500). 

Ein ganzheitlicher Ansatz für eine detaillierte Klimabewertung

Während auf den ersten Blick ein bestimmtes Portfolio in Bezug auf die Emissionsintensität gut abschneiden könnte, wie beispielsweise der S&P 500 mit einer besseren Performance als der Stoxx 600, kann eine tiefgreifende Analyse ein gänzlich anderes Bild ergeben. Die Bewertung des CO2-Risikos zeigt beispielsweise, dass die Unternehmen im Stoxx 600 besser auf eine Zukunft mit kohlenstoffarmen Technologien vorbereitet sind.

Im Hinblick auf fossile Reserven jedoch beinhaltet eine Investition in den S&P 500 einen geringeren Anteil an Unternehmen, die mit fossilen Reserven in Verbindung gebracht werden können. Demzufolge ist die Investition mit niedrigeren potenziellen zukünftigen Emissionen verbunden als eine gleichwertige Investition in den Stoxx 600. Es ist demnach ein differenzierter, ganzheitlicher Ansatz zur Klimarisikoanalyse notwendig, um die komplexe und vielschichtige Thematik entsprechend über die verschiedenen relevanten Perspektiven hinweg zu erfassen.


Über die Autorin:
Viola Lutz leitet bei der Nachhaltigkeits-Rating-Agentur ISS ESG den Bereich Investor Consulting. ISS ESG ist der Responsible-Investment-Arm des Aktionärsdienstleisters Institutional Shareholder Services. Frau Lutz unterstützt Kunden bei der Entwicklung und Umsetzung von Methoden und Lösungen, mit denen die Klimaauswirkungen und -risiken für Finanzinstitute und Investoren bewältigt werden sollen. Sie ist Mitautorin mehrerer Studien für Regierungen und Investoren über die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels.

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