Die aktuellen Klimaschutzziele der Europäischen Union haben das Potenzial, den Immobilienmarkt grundlegend zu verändern. Große Bestandshalter und professionelle Immobilienunternehmen haben die Herausforderungen klimaneutraler Liegenschaften und künftiger CO₂-Bepreisung erkannt. Family Offices hingegen – das erleben wir fast täglich in unseren Beratungsgesprächen – sind diesbezüglich oft unvorbereitet.
Einige Family Offices sind sich zwar bewusst, dass ihre Immobilien in naher Zukunft klimaneutral werden müssen, wissen aber nicht, wie sie dieses komplexe Vorhaben angehen sollen. Andere haben die Dringlichkeit des Themas noch gar nicht erkannt. Dabei tickt die Uhr: Das Zeitfenster für strategisches Handeln droht sich bald zu schließen.
Handlungsbedarf: Ein Blick auf die Zahlen
Mehr als 75 Prozent aller Wohnimmobilien in Deutschland wurden vor 1990 gebaut und entsprechen nicht den energetischen Standards, die im Rahmen des European Green Deal gefordert werden. Ziel ist es, dass alle Gebäude in Europa bis 2050 klimaneutral betrieben werden – in Deutschland sogar bis 2045. In Bundesländern wie Baden-Württemberg gilt aufgrund ehrgeiziger Koalitionsvereinbarungen sogar die Zielmarke 2040.
Mit einem Anteil von 40 Prozent am europäischen Energieverbrauch und 30 Prozent an den Treibhausgasemissionen ist der Gebäudesektor ein wesentlicher Treiber des Klimawandels. Dabei verursachen nicht nur Heizen und Kühlen hohe Emissionen, auch der Herstellungsprozess von Gebäuden trägt erheblich dazu bei.
Steigende Kosten und Risiken bei ineffizienten Immobilien
Immobilien mit mangender Energieeffizienz werden in Zukunft deutlich teurer. Die ab 2027 geltende CO₂-Bepreisung, die sich am freien Markt orientieren soll, wird die Betriebskosten deutlich erhöhen. Gleichzeitig könnten ineffiziente Immobilien an Attraktivität verlieren, was sich negativ auf die Mietrendite auswirkt. Immobilien, die die gesetzlichen energetischen Anforderungen nicht erfüllen, droht ein drastischer Wertverlust.
Wie Family Offices ihre Immobilien bewerten können
Wichtig ist daher eine gründliche Bestandsaufnahme. Eigentümer sollten den Status quo ihrer Immobilien bewerten und den Sanierungsbedarf ermitteln lassen. Dabei spielt die Ermittlung des aktuellen Emissionsniveaus eine zentrale Rolle, um darauf aufbauend einen Sanierungsfahrplan zu erstellen. Dieser sollte von einem erfahrenen Energieberater oder Architekten erstellt werden.
Die Umsetzung solcher Sanierungsmaßnahmen ist oft kosten- und zeitintensiv. Förderprogramme wie die der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bieten zwar finanzielle Entlastung, erfordern aber aufwändige Antragsverfahren. Zudem erschweren Handwerkermangel und steigende Baukosten eine zügige Umsetzung. Spezialisierte Investoren mit Zugang zu Fördermitteln und Handwerksbetrieben haben derzeit großes Interesse an sanierungsbedürftigen Immobilien. Diese Chance wird aber nicht von Dauer sein: Wenn die Förderprogramme auslaufen, könnten Preise und Nachfrage deutlich sinken.
Verkauf als strategische Alternative
Viele Investoren entscheiden sich aufgrund der hohen Sanierungskosten für den Verkauf ihrer Immobilie. Noch besteht ein Zeitfenster, um solche Objekte zu guten Preisen zu veräußern. Um Eigentümer bei diesen komplexen Entscheidungen zu unterstützen, sind wirtschaftlich fundierte Tools zur Ermittlung der CO₂-Bilanz von Immobilien ein zentrales Instrument. Dieses analysiert auf Basis eines aktuellen Energieausweises das „Strandungsrisiko“ einer Immobilie – also den Zeitpunkt, ab dem sie nicht mehr den Anforderungen des Klimaschutzes entspricht. Dann kann ein Verkauf der Immobilie eine Alternative zur Sanierung sein. Auch später lassen sich solche Immobilien noch verkaufen, aber dann müssen Eigentümer mit Preiseinbußen rechnen.
Entscheiden sich Family Offices für einen Verkauf, begleiten Transaktionsberatungen die Eigentümer durch einen transparenten, strukturierten und revisionssicheren Verkaufsprozess. Für Family Offices bedeutet rechtzeitiges Handeln, sich in Ruhe für die ideale Option zu entscheiden und im Fall eines Verkaufs den bestmöglichen Preis zu erzielen beziehungsweise aus mehreren Kaufangeboten auswählen zu können. So ist es den Eigentümern möglich, selbst in schwierigen Marktphasen den Wert ihrer Immobilien bestmöglich zu sichern.
Über den Autor:
Marco Schlottermüller ist der Gründer und Geschäftsführer der BGA Invest, einer seit 2005 in Grünwald ansässigen Transaktionsberatung für Wohn- und Gewerbeimmobilien. Er pflegt enge Kooperationen mit Privatbanken, um ihren Kunden Zugang zu vermögenden Privatkunden, Unternehmerfamilien und Family Offices zu ermöglichen.