Klaus Kuder im Exklusiv-Interview „Gelernte Diversifikationsregeln gelten heute nicht mehr“

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Angenommen die Diversifikation funktioniert wirklich nicht mehr wie früher. Was für Folgen ergeben sich für die Vermögensanlage?

Kuder: Wie schon ausgeführt, bringt uns das klassische, gemischte Aktien-Renten-Mandat nicht wirklich weiter. Stattdessen würde ich eher in spezialisierte Mandate investieren, wie zum Beispiel in Aktienmanager, die Unternehmen selektieren, die sich selbst in einem äußerst schwierigen Wirtschaftsumfeld erfolgreich behaupten. Einige schaffen das, weil sie beispielsweise über ihre Marke, ihre Produkte oder über ihren Vertrieb eine hohe Preissetzungsmacht verfügen.

Andere Unternehmen sind aus Investorensicht attraktiv, weil sie nachhaltig eine hohe Dividende ausschütten und dem Anleger somit einen planbaren, vernünftigen Cashflow bieten. Das sind dann meist global aufgestellte Unternehmen, die sogenannten „Blue-Chips“.

Auf der anderen Seite wird es Nischenanbieter geben, die sich aufgrund ihrer Produkte oder Dienstleistungen, ihres Technologievorsprungs et cetera hervortun. Was aus meiner Sicht nicht sinnvoll ist, sind Investments in Indizes. Dazu sind diese zu unspezifisch und zu breit gestreut, das heißt man erwirbt sowohl starke Unternehmen als auch die schwachen Branchen und Einzeltitel.

Sie bevorzugen also eher aktive Vermögensverwalter.

Kuder: Besonders würde ich auf Vermögensverwalter setzen, die über Know-how, Erfahrung und Persönlichkeit verfügen. Sie sollten langfristig erfolgreich bewiesen haben, dass sie auch Krisen- und Stresssituation beherrschen. Gefragt ist, auch in kritischen Situationen besonnen zu reagieren und Kurs zu halten.

Diese Fähigkeiten hören sich leicht an, verlangen jedoch ein hohes Verantwortungsbewusstsein und den Willen, auch extreme Entscheidungen treffen zu können, wenn dies erforderlich ist. Diesen Persönlichkeiten ist gemein, dass sie mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen über den Tellerrand des täglichen Auf und Ab schauen und ihre Portfolios an der Gesamtsituation – des Marktes aber auch des Anlegers - ausrichten. Um nochmals den Vergleich mit dem Autofahren zu strapazieren: Das sind Fahrer, denen man zutraut, auch bei Nebel oder Regen sicher ans Ziel zu kommen.

Bei der Suche nach auskömmlichen Rendite-Risiko-Profilen treibt einige Family Offices und vermögende Investoren derzeit das Investmentthema Private Equity um. Was halten Sie davon?

Kuder: Ich halte diese Anlageklasse für interessant, auch weil sie zu den Sachwertanlagen zählt, die zur nachhaltigen Stabilisierung und zum Erhalt eines Familienvermögens beitragen können. Wegen der Langfristigkeit des Investments, spielt die sorgfältige Auswahl des Managers und der Anlagekategorie eine besonders wichtige Rolle.

Erwartet man zum Beispiel in den nächsten Jahren eine konjunkturelle Krise, wäre ein Investment in ein Distressed-Portfolio überlegenswert, das in Unternehmen mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten oder mit Management-Problemen investiert. Unabhängig vom Einzelinvestments ist es auch im Private-Equity-Bereich wichtig, eine gute Streuung über Manager, Kategorien und Vintage-Jahre zu bilden. Der Aufbau eines qualitativ hochwertigen und erfolgreichen Private-Equity-Portfolios dauert sicher vier bis sechs Jahre, in denen regelmäßig neue Investments getätigt werden sollten.

Womit wir wieder beim Ausgangsthema wären: Die Kapitalmärkte befinden sich im Griff der Zentralbanken, was zu Unsicherheit und zu Verzerrungen führt. Deshalb ist ein Umdenken in der Anlagepolitik langfristig orientierter Familienvermögen notwendig.


Über den Interviewten:
Klaus Kuder ist Gründer und Geschäftsführer des Family Office Kuder Familypartner. Die Beratungsboutique hat er Ende 2014 gegründet, nachdem er im September desselben Jahres den Vorstand der Deutschen Oppenheim Family Office verlassen hatte. Er hatte 1998 das Family-Office-Geschäft für die Deutsche Bank gegründet war später im Multi-Family-Office Wilhelm von Finck Geschäftsführer geworden.

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