Klassifiziert wie Kleinanleger Regulierung sperrt Vermögende von Private-Equity-Fonds aus

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Nur ein Kollateralschaden des Anlegerschutzes? Mitnichten: Im Markt wird seit Längerem sichtbar, dass die Regelung zunehmend zu einer echten Zugangs-beschränkung für semiprofessionelle Anleger führt. Manager von Private-Equity-Fonds stehen vor der Frage, ob sie ihre Fonds an deutsche semiprofessionelle Anleger vermarkten und sich den erschwerten Regelungen unterwerfen.

Das hat 2018 dazu geführt, dass Private-Equity-Fondsmanager sich sehr genau überlegen, ob sie Investoren annehmen, für die sie eine Priips-Dokumentation erstellen müssen und für die sie sich den vollen Anforderungen der AIFM-Richtlinie unterwerfen müssen. Fonds mit guter Performance erhalten im aktuellen Markt- umfeld von internationalen Anlegern mehr als ausreichend Gelder. Deshalb gehen diese sogenannten Top-Tier-Fonds dazu über, von eher unbedeutenden Investo-rengruppen mit hohen regulatorischen Nebenkosten und Begleiterscheinungen – wie im Fall von deutschen semiprofessionellen Investoren – keine Gelder mehr anzunehmen.

 Quelle: Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK), Preqin

Was Anleger tun können

Für deutsche semiprofessionelle Anleger ergeben sich folgende Alternativen in Bezug auf künftige Investments in alternative Fonds. Die einfachste Variante: Der Anleger verzichtet gänzlich auf ein Investment in alternative Anlageklassen. Im aktuellen Marktumfeld erscheint dies aber für HNWIs und UHNWIs als nicht wünschenswert. Zweitens bieten sich Investments in Private-Equity-Fonds an, die sich den regulatorischen Vorgaben in Deutsch-land und der EU beugen: Diesen Fonds wird man leider oft unterstellen müssen, dass sie aus Performance-Gründen dazu gezwungen sind, auch semiprofessionelle Anleger aufzunehmen. Es ist fraglich, ob diese Fonds für deutsche Anleger die erste und beste Wahl darstellen.

Weiterhin könnten deutsche Investoren eigene ausländische Strukturen aufbauen, um als internationaler Investor dem starren deutschen Korsett zu entfliehen. Diese Kapitalflucht ins Ausland ist unter anderem aus Kosten- und Steuerüber-legungen nicht gerade wünschenswert. Schließlich werden für kleinere Investoren in Zukunft nun Zugangsvermittler in Form von Funds-of-Funds eine wichtigere Rolle spielen. Aufgrund ihrer Ausrichtung auf semiprofessionelle Anleger unterwerfen sich diese ohnehin den in Deutschland geltenden Regulierungen.

Am Ende kommt es wohl zu einer Dreiteilung. UHNWIs werden mit eigenen Teams die Zielfonds auswählen und spätestens jetzt auf ausländische Strukturen zurückgreifen. Demgegenüber werden die rational handelnden HNWIs unter Kosten- und Nutzenabwägungen zwischen eigenen ausländischen Investmentstrukturen oder professionellen Fund-of-Funds-Lösungen auswählen. Rein kostenbewusste Investoren riskieren jedoch geringere Renditen, weil sie als Direktinvestoren gegebenenfalls nur zweitklassige Fonds zeichnen können.

 

Über die Autoren:
Thomas Weinmann ist geschäftsführender Gesellschafter der Private-Equity-Boutique Astorius Capital. Vor deren Gründung 2012 war er neun Jahre Partner der Investmentgesellschaft BC Partners.

Peter Bujotzek ist Partner der Wirtschaftskanzlei P+P Pöllath + Partners im Bereich Private Funds. Dort ist er seit 2008 tätig, zunächst  als Associate, später als Counsel. Im Jahr 2008 erhielt Bujotzek zudem die Zulassung als Anwalt.

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