„Loud and Clear“ heißt ein aktueller Bericht von Henry McVey, Leiter der 37 Milliarden Euro schweren globalen Vermögensallokation und Makroökonomie (Head of Global Macro and Asset Allocation) bei Kohlberg Kravis Roberts & Co (KKR). Befragt wurden 75 Investment Chefs (Chief Investment Officers) von Family Offices, zu ihrer Anlagestrategie für 2024. Diese verwalten im Durchschnitt ein Vermögen von gut 3 Milliarden US-Dollar.
„Dieses Marktsegment wandelt sich – und zwar zum Besseren“, sagte McVey. „Diese Investoren diversifizieren über verschiedene Anlageklassen hinweg, und mit zunehmender Erfahrung gelingt es ihnen immer besser, die Illiquiditätsprämie zur Kapitalbildung zu nutzen.“ Zudem würden die CIOs sich laut McVey besser absichern und ihre Bereitschaft als auch ihre Fähigkeit erhöhen, sich an Marktverwerfungen anzupassen. „Das sind Stärken, die ihnen unserer Meinung nach helfen, am Ende dieses Zyklus zu den Gewinnern zu gehören.“
Institutionelle Investoren halten sich zurück
Zudem konzentrieren sich die Investmentverantwortlichen auf eine steuerlich effiziente Kapitalbildung, um Vermögen aufzubauen. Dazu gehören Investitionen in Schlüsselbereiche wie die Disruption von Lieferketten, industrielle Automatisierung, künstliche Intelligenz und die Sicherheit. „Die Verantwortlichen sind sich der Vorteile bewusst, die die Illiquiditätsprämie bei der steuerlich effizienten Kapitalbildung zum Aufbau von Vermögen für künftige Generationen bietet“, so McVey.
Während einige institutionelle Anleger sich zurückhalten, planen Family Offices laut dem Bericht, ihre Investitionen in alternative Anlagen in diesem Jahr deutlich zu erhöhen. 93 Prozent der Befragten gaben an, dass dies ein Schwerpunkt ihrer Portfolios ist. Sie verfügen über genügend Kapital und Geduld, um große Teile ihres Vermögens in illiquide Anlagen wie Private Equity und Risikokapital zu investieren.
„Jetzt ist ein interessanter Zeitpunkt, um in die Offensive zu gehen, da viele andere Liquidität brauchen, wir aber nicht“, sagt ein CIO, der nicht namentlich genannt werden möchte, gegenüber KKR. Er ergänzt: Wir sind besonders daran interessiert, beispielsweise in Sektoren, in denen wir in der Vergangenheit Unternehmen besessen haben, direkt zu investieren. Gleichzeitig wollen wir zunehmend Partnerschaften mit GPs in Bereichen eingehen, in denen wir keine regionale Expertise oder Branchenkenntnis haben, um unser Portfolio weiter auszubauen.“
Weitere Erkenntnisse aus der Umfrage sind:
- Erwartet wird, dass in diesem Jahr 52 Prozent ihrer Portfolios in Altenatives investiert sein werden, gegenüber 42 Prozent im Jahr 2022. Die Expansion geht auf Kosten aller oder der meisten anderen Anlageklassen. Die CIOs gaben an, dass der Anteil der Barmittel von 11 auf 9 Prozent sinkt, der Anteil der Aktien von 32 auf 29 Prozent und der Anteil der Kredite von 15 auf 10 Prozent.
- Barbestände sind mit neun Prozent immer noch hoch, was KKR als Bestätigung dafür sieht, dass viele Investoren für die heutigen Märkte ein zu geringes Risiko eingehen.
- Gesehen wird weiterhin eine Zweiteilung in den Vermögensallokationsansätzen zwischen Family Offices, die erst in den vergangenen fünf Jahren gegründet wurden, und solchen, die bereits vor Covid eine größere Anzahl von Kunden hatten: Die erfahreneren Family Offices halten in der Regel weniger Barmittel und investieren mehr in Private Equity.
- Bei der Vermögensallokation gibt es ausgeprägte regionale Unterschiede. Family Offices in den USA investierten weniger in traditionelles Private Equity als Family Offices in Lateinamerika, Asien und Europa. Family Offices in Asien investierten verhältnismäßig viel in Immobilien.
- CIOs schwimmen gegen den ESG-Strom, um wert gebundene Geschäftsmöglichkeiten in der
Privatwirtschaft zu finden, insbesondere in den Sektoren Öl und Gas sowie in der Industrie. - Die Geopolitik übertrifft die Inflation unter den größten Sorgen der CIOs: Mehr als 40 Prozent der Befragten gaben an, dass die Geopolitik derzeit das wichtigste Einzelrisiko darstellt.
- Es wächst die Einsicht, dass mehr Personal benötigt wird, um sowohl das Wachstum des
verwalteten Vermögens als auch die zunehmende Diversifizierung über verschiedene
Anlageklassen hinweg zu unterstützen
KKR räumt in dem Bericht ein, dass es wahrscheinlicher ist, dass das Netzwerk der Familien, die bereits mit KKR zusammenarbeiten, im Vergleich zu ähnlichen Unternehmen eine höhere durchschnittliche Allokation in Alternatives aufweist.
Der Vermögensverwalter geht jedoch davon aus, dass sein bestehendes Netzwerk noch mehr investieren könnte. „Wir sind der Meinung, dass dieser Prozentsatz in den nächsten Jahren noch um einige hundert Basispunkte steigen könnte, da öffentliche Aktien und Barmittel reduziert werden“, so McVey.
Ältere, etablierte Family Offices gehen stärker in Alternatives als die relativ jüngeren, weil sie mehr Erfahrung mit ihnen haben. Die jüngeren sind dem Bericht zufolge noch dabei, nicht-traditionelle Anlageklassen zu erkunden. Das Durchschnittliche von KKR befragte Family Office wurde vor 14 Jahren gegründet.