Gründer und Vorstand der Kirix Vermögensverwaltung „Small Caps leiden besonders stark unter der Regulatorik“

Rolf Kieckebusch, Unternehmensgründer und Vorstand von Kirix.

Rolf Kieckebusch, Unternehmensgründer und Vorstand von Kirix. Bildquelle: Kirix

private banking magazin: Sie waren auf den 10. Hamburger Investorentagen. Was versprechen Sie sich von dieser Veranstaltung?

Rolf Kieckebusch: Für uns als Vermögensverwalter ist es wichtig, mit den Firmen zu sprechen, in die wir allokiert sind. Nur so bekommt man ein Gefühl dafür, wer der Gesprächspartner ist und wie er tickt. Das können wir an unsere Kunden weitergeben. Für uns sind solche Konferenzen wie die Hamburger Investorentage sehr wichtig, weil sie Teil des Researchs sind. 

Liegt der Fokus ausschließlich auf Firmen, die Sie bereits im Portfolio haben?

Kieckebusch: Nein, ich bin auch auf der Suche nach neuen Investmentchancen. Der Vorteil von persönlichen Gesprächen sind die Informationen, die man daraus gewinnt. Wie steht es um die Gründerfamilie, was bewegt sie, kommt neues Kapital nach? Der Kontakt mit Unternehmen, in die wir bereits investieren, ist ebenfalls sehr wichtig. Idealerweise sind die handelnden Personen lange Jahre dabei, was für uns immer ein gutes Zeichen ist.

Das Marktumfeld für Small und Mid Caps ist derzeit nicht gerade einfach...

Kieckebusch: In der Tat, Nebenwerte werden zunehmend illiquide. Zudem leiden diese Firmen oft besonders überdurchschnittlich durch die aktuelle Regulatorik sowie Zinswende. Wir hatten beispielsweise als Spezialität Titel mit Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträgen sowie Garantiedividenden, die wir Pensions- und Sterbekassen in kleinen Deckungsstöcken geliefert haben. Da gibt es wenige, die das anbieten. Mit der Zinswende ist das jedoch unattraktiv geworden. 4 Prozent Zinsen sicher bekommen oder 4 Prozent Dividende mit Illiquiditätsprämie – da fällt die Wahl leicht. Hier ist uns schon viel verloren gegangen. Bei Nebenwerten gibt es keine ETFs, hier zählen Informationen noch einmal ganz anders.

Was ist in diesem Marktkontext für Sie spannend?

Kieckebusch: Zum einen Unternehmen, bei denen man in der Bilanz sehen kann, dass sie auch eine schwierige Phase durchstehen können. Andererseits schauen auf den Immobilienbereich. Wahrscheinlich bin ich da ein bisschen früh, keiner will die momentan haben. Bestimmte Entwickler wie UBM in Österreich haben aus meiner Sicht ein gutes Geschäft und haben sich vernünftig refinanziert. In diesem Bereich kann man durchaus etwas einsammeln – wenn man mutig ist und Zeit genug hat. Es wäre jetzt einfach, Nvidia zu kaufen. Wir schauen eher nach guten Geschäftsmodellen, wie beispielsweise Fabasoft, die die Digitalisierung für staatliche Behörden übernehmen. In dem Bereich muss sich etwas tun, daher ist so ein Unternehmen spannend.

 

Welche Strategie verfolgen Sie bei Nebenwerten?

Kieckebusch: Wir haben uns früh auf erneuerbare Energien gestürzt, um zu schauen, wo die Wertschöpfungskette liegt. So besitzt etwa La Francaise de l'Energie Grubengas in Lothringen und fängt dort Methan auf und wird in Energie umgewandelt durch Blockheizkraftwerke von 2G. Das sind zwei Kerninvestments, da es den Upstream als auch die Infrastruktur abdeckt. Und dann kommt die Frage, was man noch braucht: Solar, Wind, Biomasse. Aus Unternehmen in diesem Bereich haben wir dann ein Cluster aufgebaut. Zusammen mit den Logistikunternehmen spielt man dann eine Schlüsseltechnologie durch. Wir müssen bei all dem unseren Kunden natürlich vermitteln, dass bei Small Caps eine gewisse Volatilität herrscht. Ethik und Nachhaltigkeit spielen ebenfalls eine Rolle, da wir genau erklären können, warum wir etwas mitnehmen – oder eben nicht.

Kirix ist nicht die größte Vermögensverwaltung. Wie gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

Kieckebusch: Ich bin grundsätzlich nicht gegen Nachhaltigkeit oder Regulierung. Aber die Taxonomie, wie sie im momentan geregelt ist, können wir schlicht nicht richtig reporten. Für unsere Größe ist das zu komplex, teuer und zeitintensiv. Wir könnten es zwar umsetzen, der Nutzen ist dafür aber zu gering – sowohl für uns, als auch für den Kunden. So erhalten Ölförderer AA-Ratings mit der Begründung, dass sie CO₂ verknappen können und werden dadurch im Fonds zum grünsten Investment. Dieses Spannungsfeld ist intellektuell schwer aufzulösen. Ich finde das Gesamtkonzept wichtiger. Leitungen aus Stahl sind per se nicht nachhaltig, werden aber dennoch bei Erneuerbaren Energien benötigt. Da muss man das große Ganze betrachten. Ein Vorteil bei unserer Größe ist, dass die Berater mit allen 500 bis 600 Kunden direkt sprechen können und deren Fragen beantworten. Eine Sparkasse mit 5000 Kunden täglich muss sich da auf Fragebögen verlassen und Haken setzten.

Wie kann man der schwierigen Marktlage begegnen?

Kieckebusch: Im Moment merkt man die Rückkehr der „German Angst“. Viele sind am Jammern, gefühlt ist alles schlecht. Was es natürlich nicht ist. Mit dieser urdeutschen Verlustangst kommt man aber auch nicht weiter, das ist für den Standort nicht gut. Das ist wie beim Fußball: Wer sich nur hinten reinstellt kassiert trotzdem irgendwann die Tore. Investieren lebt vom Optimismus.

Sie vergleichen die Philosophie von Kirix mit der eines Esels. Wie passt das zu Optimismus?

Kieckebusch: Wenn ein Esel stehen bleibt, hat das einen Grund. Wer sich mit der Psychologie dieses angeblich störrischen Tiers beschäftigt, weiß, dass ein Esel nichts grundlos verweigert. Vielleicht sitzt der Sattel nicht richtig. Oder es hat ihn gerade etwas gestochen. Ein Esel geht also sehr rational vor, was wir Menschen ja nicht unbedingt sind – auch wenn wir es behaupten.

Das Gespräch führten Bastian Hebbeln und Max Morrison.


Über den Interviewten:

Diplom-Ökonom Rolf Kieckebusch ist Unternehmensgründer und gleichzeitig Vorstand der Kirix AG. Der gebürtige Marburger ist seit über 25 Jahren im Bankgeschäft. Er bekleidete unter anderem verantwortungsvolle Positionen in einer angesehenen Zürcher Vermögensverwaltung sowie im Private Banking einer deutschen Großbank. Die operative Unternehmenssteuerung und die Kundenausrichtung liegen in seiner Verantwortung.

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