Wie beeinflussen disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz die Vermögensverwaltung? Wie fordern sie die Branche heraus? Und wie unterstützen sie die Vermögensverwalter auf der anderen Seite? Diese Fragen beantwortet die „PWC Global Asset and Wealth Management Survey 2024“. 264 Vermögensverwalter und 257 institutionelle Investoren aus 29 Ländern und Regionen hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft für ihre Studie befragt.
1. Steigerung der Effizienz und Senkung der Kosten durch disruptive Technologien
Die guten Nachrichten zuerst: 80 Prozent der befragten Vermögensverwalter erwarten einen Wachstumsschub durch disruptive Technologien: 84 Prozent erwarten, dadurch effizienter zu arbeiten. 70 Prozent gehen davon aus, ihre Produkte und Dienstleistungen mithilfe der Technologien innovieren zu können. Die Kosten ließen sich durch KI und Co. um bis zu 15 Prozent senken.
Allein durch den Einsatz von „Tech-as-a-Service-Angeboten“ für den Produktvertrieb, das Portfoliomanagement sowie die Risiko- und Datenanalyse könnten Vermögensverwalter Prognosen zufolge bis 2028 ihren Umsatz um 12 Prozent steigern.
Aufgaben wie die Portfolioüberwachung, die Risikoanalyse und das Reporting könnten automatisiert werden. Dadurch würden Ressourcen wie Arbeitszeit für komplexere Aufgaben frei.
2. Verbesserte Datenanalyse und Entscheidungen
Potenzial liegt zum Beispiel in der Datenanalyse: Technologien wie Big Data und KI erleichtern es Vermögensverwaltern, große Datenmengen zu analysieren.
Die gewonnen Erkenntnisse wollen sie nutzen, um personalisierte Anlageempfehlungen zu geben, Anlagestrategien zu optimieren und Risiken effektiver zu managen. 59 Prozent der Asset- und Vermögensverwalter setzen Big Data bereits ein oder erwägen es.
3. Bessere Kundenerfahrung: Individualisiertes Angebot und 24/7-Zugang
Aber nur 20 Prozent aller Vermögensverwalter nutzen KI und Big Data, um personalisierte Dienstleistungen anzubieten. Damit ist das Potenzial längst nicht ausgeschöpft.
Disruptive Technologien erlauben, Kundendaten wie ihre Risikobereitschaft und Ziele kosteneffizient und schnell zu analysieren und so günstige, technologiebasierte Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten sind.
Zudem haben Kunden technologieaffiner Vermögensverwalter über digitale Plattformen und Apps jederzeit Zugang zu ihren Dienstleistungen und Portfolios. Hinzu kommen hybride Beratungsmodelle, die digitale und persönliche Beratung kombinieren.
Einerseits müssen Vermögensverwalter das Vertrauen ihrer Kunden in disruptive Technologien zunächst stärken, gleichzeitig helfen diese selbst dabei, da sie die Transparenz und Kundenbindung durch den besseren Zugang zu Informationen steigern können.
4. Erschließung neuer Märkte
Vermögensverwalter haben sich bisher aus Kostengrüngen auf vermögende und hochvermögende Kunden konzentriert, also auf die Kundensegmente HNWI (High Net Worth Individuals) und UHNWI (Ultra HIgh Net Worth Individuals).
Disruptive Technologien steigern die Effizienz und senken die Kosten und ermöglichen so, auch den massenaffluenten Markt zu bedienen. So ist beispielsweise die Personalisierung von Dienstleistungen durch Big Data und KI wesentlich günstiger möglich, wie oben erwähnt.
72 Prozent der von PWC befragten Vermögensverwalter erwarten, dass disruptive Technologien auch die Kundenpräferenzen hin zu technologiebasierten Dienstleistungen verändern werden. So könnten auch Kunden mit moderaten Vermögen von personalisierten Angeboten profitieren, die bisher aufgrund der hohen Kosten vermögenden Kunden vorbehalten waren.
5. Innovation von Produkten und Dienstleistungen:
Ein weiterer Treiber, der Vermögensverwaltern erlaubt, neue Märkte und Kundengruppen wie den massenaffluenten Markt zu erschließen, sind Produkte und Dienstleistungen, die nur dank disruptiver Technologien möglich sind.
Dazu zählen zum Beispiel tokenisierte Anlagefonds. Sie machen insbesondere alternative Anlagen liquider, transparenter und durch geringere Mindestanlagesummen zugänglicher. PWC geht davon aus, dass das verwaltete Vermögen (AuM) tokenisierter Fonds von 40 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 bis 2028 auf 317 Milliarden US-Dollar steigen wird.
Passend dazu steigt auch die Nachfrage nach digitalen Vermögenswerten wie Kryptowährungen, durch die Investoren ihr Portfolio diversifizieren können. Zwar bieten nur 18 Prozent aller befragten Vermögensverwalter Kryptowährungen als Anlagemöglichkeit an, davon beobachten jedoch vier Fünftel steigende Zuflüsse.
Generative Künstliche Intelligenz, die Blockchain-/Distributed-Ledger-Technology (DLT), Big data und Cloud-Computing beeinflussen laut der PWC-Umfrage zudem nicht allein das Angebot, sondern auch das Geschäftsmodell von Vermögensverwaltern.
6. Zukunftssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit
Die Kehrseite der Medaille ist, dass disruptive Technologien nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch anderen Marktteilnehmer effizienter machen.
Nur Vermögensverwalter, die disruptive Technologien einsetzen, können sich an den verändernden Markt anpassen und so wettbewerbsfähig bleiben, auch gegenüber technologiegetriebenen Wettbewerbern wie Fintechs.
Die Investition in Big Data, die Blockchain und KI ist damit nicht nur strategisch, sondern sogar notwendig, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Die Kehrseite
Auf der anderen Seite helfen disruptive Technologien auch Wettbewerbern und den Kunden der Vermögensverwalter. So hoffen beispielsweise 59 Prozent der befragten institutionellen Investoren wie Versicherungsgesellschaften, Pensionsonfonds, Stiftungen hoffen darauf, dass der Zugang zu Investments erleichtert wird und sie so unabhängiger werden.
Zudem steigen ihre Erwartungen an ihren Vermögensverwalter, zum Beispiel an technologische Fähigkeiten, die Qualität datengestützter Erkenntnisse und die Individualisierung.
Mehr zu den Herausforderungen durch disruptive Technologien und wie Vermögensverwalter darauf reagieren können lesen Sie in Teil zwei. Die gesamte Studie können Sie hier nachlesen.