PWC-Studie zu KI, Big Data, Blockchain und Co. Teil 2 KI und Co. – die 6 Herausforderungen für Vermögensverwalter

Ein schwarzer humanoider Roboter reicht einem Mann im Anzug beide Hände. Im Hintergrund sind Messestände und andere Messebesucher zu sehen.

Vermögensverwalter müssen disruptive Technologien begrüßen und in ihr Geschäftsmodell integrieren,um zukunftsfähig zu bleiben. Foto: Imago / Nurphoto

Disruptive Technologien wie die Blockchain, Künstliche Intelligenz und Big Data helfen Vermögensverwaltern zwar, wesentliche effizienter zu arbeiten und neue Kundensegmente zu erschließen, fordern die Branche aber gleichzeitig heraus. Mehr zu den Chancen erfahren Sie in Teil 1 dieser Studie.

Vor welche Probleme stellen neue Technologien die Branche und wie kann sie darauf reagieren? Diese Fragen beantwortet die „PWC Global Asset and Wealth Management Survey 2024“. 264 Vermögensverwalter und 257 institutionelle Investoren aus 29 Ländern und Regionen hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft für ihre Studie befragt. 

 1. Neue Kunden mit neuen Bedürfnissen

Nicht nur die Technologien ändern sich, auch die Kunden. Der nächsten Generation jüngerer Anleger, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind, könnten laut PWC in den nächsten zehn Jahren 68 Billionen US-Dollar übertragen werden.

Diese Generation erwarte personalisierte und technologiestützte Finanzdienstleistungen, zu denen sie nahtlos und hybrid Zugang haben. Vermögensverwalter müssen ihre Angebote und Kommunikationswege entsprechend anpassen, zum Beispiel über hybride Beratungsmodelle, die die digitale und persönliche Interaktion kombinieren.

2. Technologische Infrastruktur fehlt

58 Prozent der befragten Vermögensverwaltern fehlt die nötige Infrastruktur, um disruptive Technologien anwenden zu können. Die Modernisierung ihrer Systeme und die Integration disruptiver Technologien ist aufwändig, teuer und komplex. Sobald Kunden Zeuge von Fehlfunktionen oder anderen Problemen werden, schwindet ihr Vertrauen.

Zudem ist die Vermögensverwaltungsbranche bei der Einführung der Cloud-Technologie langsamer als andere Branchen. Diese ist aber Voraussetzung für die Einführung vieler anderer disruptiver Technologien.

3. Cybersecurity und ethische Rahmenbedingungen

Zu den technischen Voraussetzungen, die Vermögensverwalter schaffen müssen, gehören auch Maßnahmen zur Cyber-Sicherheit.  Mit 54 Prozent gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, dass disruptive Technologien ihre Sicherheitsmaßnahmen massiv beeinflussen würden.

Diese Aufgabe muss die gesamte Branche angehen. Während einzelne Anbieter ihre Systeme und Kundendaten vor Angriffen sichern müssen, muss die Branche ethische und rechtliche Rahmenbedingungen für Datenschutz, Transparenz und Aufklärungspflichten schaffen.

 

4. Mangel an qualifizierten Fachkräften

Doch selbst wenn Vermögensverwalter ihre Infrastruktur modernisiert und gesichert haben, gilt immer noch, dass nicht die disruptiven Technologien selbst, sondern die Menschen, die sie anwenden, darüber entscheiden, wie erfolgreich sie eingesetzt werden.

Doch nur ein Bruchteil der Vermögensverwalter bildet seine Mitarbeiter entsprechend weiter. Und selbst in diesen Weiterbildungsprogrammen fehlen laut PWC oft wichtige Kenntnisse wie der Umgang mit KI, beispielsweise das Schreiben von guten Prompts.

Wie Vermögensverwalter ihr Team fit für den Umgang mit disruptiven Technologien machen wollen.

Durch den Einsatz disruptiver Technologien werden sich die Berufsbilder der Branche grundlegend verändern. Während Vermögensverwalter auf der einen Seite weniger Mitarbeiter brauchen werden, weil Aufgaben digitalisiert und automatisiert werden können, brauchen sie auf der anderen Seite Mitarbeiter mit Fähigkeiten, die rar sind.

Um darauf zu reagieren, müssen Vermögensverwalter in die Um- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Zusätzlich und/oder alternativ können Sie Mitarbeiter mit den gesuchten Fähigkeiten einstellen. Ihren Einstellungsprozess müssen sie entsprechend anpassen.

5. Steigender Wettbewerbsdruck und Zusammenarbeit

Vor all diesen Hürden stehen Vermögensverwalter, um Big Data, Künstliche Intelligenz und Co. gewinnbringend einsetzen zu können. Und der Wettbewerbsdruck steigt. Neue, technologiegetriebene Marktteilnehmer wie Fintechs konkurrieren mit ihnen um Kunden und Marktanteile.

Eine Strategie ist, das eigene Geschäftsmodell anzupassen und Kunden ebenso innovative Lösungen zu bieten. Eine andere ist, mit Wettbewerbern wie Fintechs und Technologiedienstleistern zusammenzuarbeiten. Beide Strategien lassen sich kombinieren.

Kooperationen und Übernahmen als Lösung

81 Prozent der befragten Vermögensverwalter ziehen strategische Partnerschaften, Konsolidierungen und Übernahmen in Betracht, um ihre technologischen Fähigkeiten auszubauen.

Übernahmen, zum Beispiel von Start-ups, sind laut PWC besonders für größere Anbieter interessant. Kleinere und mittlere Anbieter, die weniger Kapital für entsprechende Investitionen zur Verfügung haben, können auf Kooperationen setzen, beispielsweise mit Fintechs oder Tech-as-a-Service-Anbietern. Diese Zusammenarbeit habe das Potenzial, beide Seiten zu stärken.

PWC rät Vermögensverwaltern dazu, sich als Teil eines Ökosystems zu betrachten und strategische Partnerschaften aufzubauen. So könnten sie Ressourcen und Expertise teilen, gemeinsam Lösungen entwickeln und sich gegenseitig stärken.

Befragte
Befragte: Vermögensverwalter, die angaben, dass sie eine strategische Partnerschaft/Konsolidierung/M&A in Erwägung ziehen oder wahrscheinlich verfolgen werden.

6. Druck zur Kostensenkung

Nicht nur der steigende Wettbewerbsdruck auch die durch disruptive Technologien ermöglichte Transparenz erhöhen den Druck auf die Gebühren von Vermögensverwaltern.

 Zusammenfassung: Wie Vermögensverwalter reagieren können

  1. Disruptive Technologien als Wertschöpfer einsetzen
    1. Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die auch den Bedürfnissen einer neuen Anlegergeneration und dem massenaffluenten Markt entsprechen
    2. Expansion in neue Märkte
    3. Datenintegration und -analyse
    4. Automatisierung
  2. Zusammenarbeit
    1. Partnerschaften mit Fintechs und Start-ups und Unterstützung kleinerer Akteure
    2. Ökosystem-Ansatz
  3. Talente aufbauen
    1. Umschulung und Weiterbildung
    2. Rekrutierung nach neuen Maßstäben
  4. Vertrauen in Technologie stärken
    1. Transparente Kommunikation über den Einsatz von KI und Co.
    2. Cyber-Sicherheitsmaßnahmen
    3. Ethische und regulatorische Rahmenbedingungen entwickeln

Mehr zu den Chancen durch disruptive Technologien und wie Vermögensverwalter diese nutzen können lesen Sie in Teil eins. Die gesamte Studie können Sie hier nachlesen.

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