1. Makrotrends: KI-Initiativen und der wachsende Energiebedarf
Das „Stargate“-Projekt und seine Implikationen
Anfang 2025 kündigte die Regierung von Donald Trump mit dem „Stargate“-Projekt eine umfangreiche Initiative im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) im Volumen von 500 Milliarden US-Dollar an. Unterstützt wird es von Technologieunternehmen wie Open AI, Oracle und Soft Bank. Der geplante Bau riesiger KI-Rechenzentren sowie ein erstes Investitionspaket von 100 Milliarden US-Dollar verdeutlichen den erheblichen Energiebedarf dieser Technologie.
Schätzungen zufolge könnte der Betrieb dieses sowie konkurrierender Projekte in Zukunft mehrere Gigawatt Leistung erfordern. Zum Vergleich: Ein modernes Atomkraftwerk produziert typischerweise etwa ein Gigawatt elektrische Leistung – genug, um rund eine Million Haushalte zu versorgen. Diese Größenordnungen verdeutlichen, dass KI nicht nur den technischen Fortschritt, sondern auch den Energiebedarf in den Mittelpunkt rückt.
Datenzentren als Energie-Großverbraucher
Der exponentielle Anstieg KI-basierter Anwendungen treibt den Stromverbrauch rasant in die Höhe. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass sich der Energieverbrauch von Rechenzentren bis 2026 im Vergleich zu 2022 verdoppeln könnte. Parallel dazu bewirken Datenschutzbestimmungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), dass Daten vermehrt lokal verarbeitet werden – ein weiterer Faktor, der den Strombedarf in Europa in die Höhe treibt.
Hinzu kommt die fortschreitende Elektrifizierung der Industrie, etwa in den Bereichen Elektrofahrzeuge, grüner Stahl und Wärmepumpen. Der EU Action Plan for Grids prognostiziert bis 2030 eine Erhöhung des unionweiten Strombedarfs um bis zu 60 Prozent. Um diesem massiven Bedarf gerecht zu werden, soll laut des Plans über 500 Milliarden Euro in neue Netzinfrastruktur investiert werden.
2. Versorgungs- und Sicherheitsherausforderungen in der Energiewende
Kontinuierliche Stromversorgung versus erneuerbare Energien
Eine zentrale Herausforderung hierbei ist die kontinuierliche Stromversorgung, die Rechenzentren benötigen. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie liefern derzeit noch keine stabile 24/7-Versorgung. Dadurch bleibt Europa weiterhin auf fossile Energieträger wie Erdgas angewiesen, was mit den Klimazielen in Konflikt steht. Auch die Kernenergie gewinnt in diesem Zusammenhang wieder an Bedeutung – auch wenn sie in Deutschland und anderen Teilen Europas umstritten bleibt. Innovationen in Energiespeicherung und Netzflexibilität sind deshalb unverzichtbar, um Europa auf dem Weg zur Klimaneutralität wettbewerbsfähig zu halten.
Strategische Unabhängigkeit und Europas Achillesferse
Der im März 2025 präsentierte Plan „ReArm Europe“ der EU-Kommission im Umfang von 800 Milliarden Euro unterstreicht Europas Bestreben, sich vor allem im militärischen Bereich wehrhafter sowie strategisch unabhängiger von den USA aufzustellen. Zugleich zeigt die aktuell weiter wachsende Abhängigkeit von amerikanischen Tech-Giganten wie Microsoft und Open AI eine kritische Schwachstelle auf. Europas abhängige Energie- und Dateninfrastruktur macht es strategisch angreifbar, was verstärktes politisches Handeln erforderlich macht.
Als Zwischenfazit lässt sich somit konstatieren: Der Wettlauf um die Vorherrschaft bei Künstlicher Intelligenz und Datenverarbeitung wird sich kaum verlangsamen, eher im Gegenteil. Energie spielt dabei eine Schlüsselrolle, man kann getrost von einem Mega-Investitionszyklus in die entsprechende Infrastruktur sprechen.