Kaum genutzte Chancen „Notfallordner sind ein gutes Instrument zur Kundenbindung“

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Daten zum Digitalen Nachlass

Obwohl wir uns im digitalen Zeitalter befinden, wird der digitale Nachlasses oft nicht bedacht. Damit werden Benutzerkonten und Internetdaten bezeichnet, die auch nach Tod des Nutzers weiterhin Bestand haben. Die Rechte aus diesen Verträgen gehen auf die Erben über. In diesen Fällen betrifft es privat genutzte Datenträger, gespeicherte Daten und Rechner.

Immer wieder kommt es vor, dass engste Angehörige die Pin-Nummern der Bankverbindungen, des Mobilfunktelefons, E-Mail-Dienste und/oder Social-Media-Zugänge nicht kennen. Bei fehlenden Zugängen können die Konten nur schwer gelöscht werden. In diesen Fällen bieten Dienstleister Hilfe an und regeln den digitalen Nachlass.

Der finanzielle Teil ist wie folgt gegliedert:

Laufende Verträge:
  • Miete
  • Telefon
  • Strom
  • Abonnements
  • Mitgliedschaften


Versicherungsspiegel:
Detaillierte Auflistung aller vorhandenen Versicherungen.

  • Name des Versicherers
  • Versicherungsscheinnummer
  • Name und Adresse des Ansprechpartner (Versicherungsmakler/Banker)

Für den Notfallordner reicht eine Kopie aus.

Laufende Einkünfte:

  • gesetzliche Renten
  • Betriebsrenten
  • Kapitalauszahlungen
  • sonstige Sozialleistungen
  • Mieten
  • Kontaktdaten des Arbeitgebers (bei Berufstätigen)


Überblick Vermögen

Die Vermögensübersicht berücksichtigt:

  • Alle Bankverbindungen
  • Namen der Ansprechpartner und Kontaktdaten
  • die Depotnummern
  • Beteiligungen
  • Immobilien
  • Darlehen


Aufbewahrungsort

Immer wieder kommt es vor, dass Unterlagen nicht oder erst nach langem Suchen gefunden werden oder es kommt der Verdacht auf, dass Unterlagen (zum Beispiel Testament) manipuliert wurden.

  • Deshalb kann sinnvoll sein, die Unterlagen nicht zuhause zu lagern, weil sie dort eventuell für Jedermann leicht zugänglich sind. Es bieten sich Rechtsanwälte, Steuerberater, Notare und vertrauensvolle Personen wie zum Beispiel Ärzte an.
  • Bevollmächtigte und die wichtigsten, vertrauensvollen Personen sollten informiert sein, wo der Notfallordner steht.
  • Gegen kleine Gebühren bieten Vereine, Verbände und Organisationen Einlagerungen an.
  • Eine Eintragung in ein öffentliches Register wie Bundesnotarkammer ist im Fall der Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht sehr sinnvoll.


Vertretungsberechtigte Personen

Die Namen und Kontaktdaten der vertretungsberechtigten Personen sollten vorliegen und immer wieder aktualisiert werden.
Vertretungsberechtigt sind:

  • Bevollmächtigte (Vollmacht muss im Original vorgezeigt werden)
  • Bei Kindern die gesetzlichen Vertreter
  • Vom Betreuungsgericht bestellte Betreuer in Deutschland
  • Gerichtlich bestellter Sachwalter in Österreich
  • Erwachsenschutzbehörde in der Schweiz
  • Vormund
  • Nächste Angehörige (Österreich)
  • Ehepartner und eingetragener Partner in der Schweiz


Wenn Banken Kunden den Notfallordner anbieten und Berater ihren Kunden bei der Erstellung helfen, stärkt das die Kundenbindung, erleichtert eine Erbabwicklung und im Nachlassfall die Bindung zu den Erben. Einige Banken stellen ihren Kunden den Notfallordner bereits heute zur Verfügung, doch zu selten nutzen Berater den Notfallordnern als Einstieg.

Das ruft andere Dienstleister, wie zum Beispiel ein bundesweit bekanntes Bestattungsunternehmen, auf den Plan. Im Fall des Bestattungsunternehmens wird der Notfallordner für 25 Euro verkauft und findet bei den Kunden sehr guten Absatz.

Fazit

Um die Kundenbindung zu unterstreichen, ist es sinnvoll alle Werkzeuge zu nutzen. Der Notfallordner schafft Übersicht für den Kunden wie für den Berater. Im Falle von Vermögensaufteilungen auf unterschiedliche Banken, bekommt der Berater so mit, wo welche Vermögenswerte liegen und kann seine Planung angleichen.

Im Fall des verstorbenen Roland S. hätte ein detaillierter Notfallordner im Krankheitsfall und später die Erbabwicklung deutlich beschleunigt und vereinfacht.


Über den Autor:

Ulrich Welzel ist geschäftsführender Gesellschafter der Beratungsgesellschaft Brain Active aus Taufkirchen bei München. Er hat selbst viele Jahre in der Betreuung vermögender Privatkunden und Nachlassplanung gearbeitet und trainiert heute Vorstände, Personalentwickler, Führungskräfte und Betriebsräte aus Banken, Versicherungen und mittelständischer Industrie im Umgang mit trauernden Angehörigen.

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