Fondsanalyse Deluxe, Teil 26 Katastrophenschutz im Portfolio: Warburg-Selekteure über einen Cat-Bonds-Fonds

Haus in Passau bei einem Hochwasser 2010: Das Risiko von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen lagern Versicherungen über Cat Bonds aus. Letztere können das Portfolio einer Vermögensverwaltung diversifizieren.

Haus in Passau bei einem Hochwasser 2010: Das Risiko von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen lagern Versicherungen über Cat Bonds aus. Letztere können das Portfolio einer Vermögensverwaltung diversifizieren. Foto: imago images/blickwinkel

Die Warburg Bank feiert in diesem Jahr ihr 225-jähriges Bestehen. Ein weiteres, wenn auch nicht so imposantes Jubiläum werden wir im Mai mit dem Gam Star Cat Bond Fonds begehen: Dann halten wir den Fonds rund zehn Jahre in den Depots unserer Vermögensverwaltung.

Katastrophenanleihen – im Englischen als Cat Bonds geläufig – werden aufgrund ihrer Diversifikationseigenschaften häufig in den Bereich der Absolute-Return-Produkte eingeordnet, sind aber streng genommen verbriefte Versicherungsrisiken, die sogenannten Insurance Linked Securities oder kurz ILS. Mit diesen Anleihen übertragen Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften das Risiko von Naturkatastrophen auf den Kapitalmarkt.

Cat Bonds: kaum Korrelation mit traditionellen Märkten

Da die Bewertung von Cat Bonds nicht von wirtschaftlichen oder unternehmensspezifischen Ereignissen abhängt, korrelieren sie kaum mit traditionellen Märkten. Bei Katastrophenanleihen handelt es sich typischerweise um variabel verzinste Anleihen, die sich einem schwankenden Zinsumfeld dynamisch anpassen und bei steigenden oder fallenden Zinsen höchstens minimale Kursausschläge aufweisen. Ein Blick auf die Korrelationsmatrix hebt die Diversifikationseigenschaften von Cat-Bond-Fonds hervor: Sowohl zu typischen Aktienmarktindizes als auch zu Rentenmarktindizes wie dem Iboxx Euro Sovereigns 3–5 Jahre oder Iboxx Euro Corporates 3–5 Jahre ist die Wertentwicklung des Swiss Re Cat Bond Index unkorreliert. Diese Unabhängigkeit von der Finanzmarktentwicklung macht Katastrophenanleihen zu einer wertvollen alternativen Renditequelle und zu einem zentralen strategischen Baustein in einem diversifizierten Mischportfolio.

Ihr Mehrwert wurde nicht zuletzt im Jahr 2022 deutlich, als Aktien und Anleihen zeitweise eine gleichgerichtete Wertentwicklung aufwiesen und festverzinsliche Wertpapiere ihre Funktion als Stabilisierungsbaustein in einem Mischportfolio verloren. Hurrikan Ian sorgte zwar Ende September 2022 für eine schlechte Wertentwicklung von Cat-Bond-Fonds, jedoch konnten die Verluste schnell wieder aufgeholt werden. Grund für die gute Performance im Anschluss eines großen Schadenfalls sind unter anderem die vielen Neuabschlüsse. Die Performance von Cat Bonds lag in der Vergangenheit deutlich näher an Aktien als an Renten, der Swiss Re Cat Bond Index erzielte 7,8 Prozent Rendite per annum. Aufgrund der deutlich geringeren Volatilität können Cat-Bond-Fonds aber häufig als Rentenprodukt klassifiziert werden, zumal sie auch von ihrer Natur aus de facto Anleihen sind.

Diversifizierungseffekt innerhalb von Cat-Bond-Portfolios erheblich

Am Anfang der Fondsauswahl steht immer ein Investmentfall, der sich aus einer Makro-Idee oder einer Opportunität ergibt. Unser Interesse an Cat Bonds wurde vor rund zehn Jahren geweckt, als die Zinspolitik global immer lockerer und damit die Asset-Klasse Renten immer unattraktiver wurde. Daher wurde es zunehmend schwerer, in Portfolios mit einer geringen Aktienquote nach Kosten noch eine auskömmliche Wertentwicklung für unsere Kunden zu erzielen. In Cat Bonds haben wir einen wichtigen Baustein gesehen, das Rentenportfolio breiter aufzustellen.

Bei Eintritt des Risikos – also im Fall einer Naturkatastrophe – trägt der Käufer der Katastrophenanleihe das Risiko und es besteht die Möglichkeit eines Totalausfalls. Aus diesem Grund sollten Cat Bonds immer in hoch diversifizierten (Fonds-)Portfolios gehalten werden. Da die Einzelrisiken aber weitgehend unkorreliert sind – schließlich haben beispielsweise Hurrikans wenig mit Waldbränden zu tun – ist der Diversifizierungseffekt innerhalb von Cat-Bond-Portfolios erheblich, muss aber durch ein qualifiziertes Team erfolgen.

Quelle:Refinitiv Datastream/Warburg; Stand: 15. April 2023

 

Auch im Zusammenspiel mit anderen Anlageklassen weisen Cat Bonds ein hohes Diversifikationspotenzial auf, da sie in ihrer Wertentwicklung weitgehend losgelöst von Aktien- und Rentenmärkten sind, wie die Korrelationsmatrix zeigt. Klumpenrisiken liegen in allen Cat-Bond-Fonds in der Regel bei Windrisiken an der US-Küste vor. 

Lange Zeit war die Anlageklasse nur sehr schwer investierbar, aber ab 2010 boten immer mehr Asset Manager ihre Cat-Bond-Portfolios auch als hoch regulierte, liquide Fonds im Ucits-Mantel an und erfüllten somit unser regulatorisches Mindestkriterium an ein Investment. Als wichtige Entscheidungsgrundlage für unseren Selektionsprozess fungiert unsere umfangreiche Fondsdatenbank, die Daten zu rund 35.000 in Deutschland zum Verkauf zugelassenen Investmentfonds enthält. Das Fondsuniversum besteht sowohl aus aktiven als auch passiven Fonds. Dabei fließen in die Datenbank neben zahlreichen Rendite- und Risikokennzahlen auch deskriptive Informationen ein. Über die Peergroup aller Cat-Bond-Fonds haben wir in einem ersten Schritt unser quantitatives Ranking laufen lassen und die drei besten Ucits-Fonds genauer durchleuchtet. Im zweiten Schritt erfolgte die qualitative Bewertung auf Basis messbarer Größen wie der Kostenstruktur, steuerlichen Transparenz, Ausschüttungspolitik und Fondsgröße. Vor allem aber ein konsistenter Investmentprozess und ein umfängliches Risikomanagement waren für uns entscheidend. Am Ende fiel die Wahl auf den Gam Star Cat Bond Fonds.

 

 

Fondsprofil: Gam Star Cat Bond

Der Gam Star Cat Bond Fonds wird seit seiner Auflegung 2011 von Fermat Capital Management gesteuert. Fermat ist ein anerkannter Branchenführer bei Versicherungsrisiken und ein erfahrener Cat-Bond-Manager mit Sitz in den USA. Die Portfoliomanager John Seo, Nelson Seo und Brett Houghton verfügen zusammen über mehr als 50 Jahre Erfahrung mit ILS und Cat Bonds. Zur Bewertung und Auswahl der Anleihen verwendet das Team leistungsfähige Risikomodellierungs-Tools, um die wahren Risiken der Anleihen zu verstehen. Dabei wird das Portfolio nach Bottom-up-Kriterien aus den Anleihen aufgebaut, die die attraktivsten Risiko-Rendite-Beiträge leisten. Insgesamt ist das Portfolio nicht nur im Hinblick auf die geografische Verteilung, sondern auch auf die Art der Naturkatastrophen wie Hurrikans, Erdbeben und Waldbrände diversifiziert. Ein weiterer Kaufgrund lag in der sehr guten Kommunikation. So verfügt Fermat über sehr gute Modelle, die die Echtzeitdaten eigener Storm-Hunter direkt verarbeiten und bei größeren Naturkatastrophen tägliche Updates über den Portfolio-Impact einer Naturkatastrophe an die Investoren senden.

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Risikomanagement

Ein gutes Risikomanagement ist integraler Bestandteil unseres Investmentprozesses. Daher stellen wir die selektierten Fonds regelmäßig auf den Prüfstand und gleichen sie mit ihrer Vergleichsgruppe ab. Die aktuell größte Konkurrenz für den Gam Star Cat Bond Fonds sehen wir im Twelve Cat Bond Fonds, wobei wir vom Ersteren nach wie vor überzeugt sind. Darüber hinaus überprüfen wir, ob der Investmentfall für die Anlageklasse noch intakt ist. Makroökonomisch ist dies definitiv der Fall.

Damals wie heute war und ist das Umfeld für klassische Mischportfolios aus Aktien und Renten herausfordernd. Das vergangene Jahr bleibt bei Kapitalmarktteilnehmern sicherlich in Erinnerung: Nicht nur Aktienindizes – vor allem zinssensitive – verzeichneten kräftige Kursverluste, sondern auch Anleihen verbuchten historische Einbrüche im Zuge der kräftigen Zinserhöhungen. So verloren zehnjährige Bundesanleihen in der Spitze bis zu 25 Prozent, und Bundesanleihen mit 30-jähriger Laufzeit verzeichneten sogar Kursverluste von mehr als 55 Prozent. Deshalb bleiben aus unserer Sicht Cat-Bond-Fonds damals wie heute ein wichtiger strategischer Portfoliobaustein.

Wie auch bei Aktien und Renten sind Katastrophenanleihen nicht frei von Kursrückgängen. So verzeichnete der Gam Star Cat Bond Fonds im Zuge des Hurrikans Ian im Oktober 2022 einen Verlust in Höhe von 6,8 Prozent – hat diesen mittlerweile aber fast wieder vollständig wettgemacht. Die realen Schäden fallen leider dramatischer aus: Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 260 Kilometern pro Stunde war er der fünftstärkste Sturm, der in den vergangenen 150 Jahren auf die USA getroffen ist, und forderte mindestens 160 Todesopfer. Der Schaden wird auf insgesamt 113 Milliarden US-Dollar geschätzt und liegt in der Statistik hinter Hurrikan Katrina aus 2005 mit 190 Milliarden US-Dollar und Hurrikan Harvey aus 2017 mit 151 Milliarden US-Dollar auf dem dritten Platz.

 

Mit Blick auf den Klimawandel halten sich die Risiken für Katastrophenanleihen als Anlageklasse zum jetzigen Zeitpunkt in Grenzen. Klimastudien wie beispielsweise „Climate Change 2021“ vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) prognostizieren keinen signifikanten Anstieg der Anzahl an Hurrikans, was zu verstärkten Kursrückgängen von Cat-Bond-Fonds führen würde. Allerdings hat sich laut der Studie die Schadensumme seit den 1990er-Jahren deutlich erhöht. Dies sei aber nicht ausschließlich auf eine Zunahme extremer Wetteraktivitäten zurückzuführen, sondern sei gleichzeitig mit den allgemeinen Preissteigerungen sowie dem gewachsenen Immobilienmarkt zu begründen.

Das Fazit

Auf der Suche nach unkorrelierten Portfolio-Bausteinen bieten Cat-Bond-Fonds hervorragende Chancen. Der Mehrwert des Gam-Fonds wurde 2022 deutlich, als er stetige Wertzuwächse oder nur moderate Verluste verzeichnete, während Aktien- und Anleiheindizes teils historische Kursrückgänge erlitten. Aber wie fast jedes Finanzinstrument sind Cat-Bond-Fonds nicht von Risiken ausgenommen und von Kursrückschlägen frei. Daher ist es bei der Fondsselektion umso wichtiger, auf ein breit diversifiziertes Katastrophenanleihe-Portfolio zu achten, das im Investmentprozess von einem erfahrenen Portfoliomanagement-Team verwaltet wird.


Über die Autoren:

Rebekka Haller ist promovierte Volkswirtin und arbeitet seit 2014 im Bereich Private Asset Management der M.M.Warburg & CO. Dort ist sie neben dem Makro-Research für die quantitative
Fondsauswahl und die Fondsvermögensverwaltungen verantwortlich sowie in beratender Funktion zu allen Fragen der Asset Allocation tätig.

 

Simon Landt hat einen Master in Quantitative Finance und Economics an der Universität Kiel erworben. Im Jahr 2021 startete er als Analyst im Bereich Private Asset Management der M.M.Warburg & CO. Er ist spezialisiert auf Analysen des aktuellen Marktumfeldes und verantwortet die quantitative Fondsauswahl und die Fondsvermögensverwaltungen. 

 

 

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