Der Staatsfonds von Katar investierte 82,78 Milliarden Rupien und damit fast eine Milliarde Euro in Reliance Retail, Indiens größtem stationären Einzelhändler. Der Hintergrund: Besitzer Mukesh Ambani, seines Zeichens laut Forbes mit gut 100 Milliarden Euro zweitwohlhabendster Mensch Indiens nach Gautam Adani (138 Milliarden Euro) will sein Geschäft rasch ausbauen und es mit globalen Konkurrenten wie Amazon und Walmart aufnehmen will.
Der Kauf durch die "Qatar Investment Authority" entspricht einer Beteiligung von 0,99 Prozent an Ambanis Reliance Retail Ventures, so ein Sprecher des in Mumbai ansässigen Unternehmens in einer Erklärung und fügte hinzu, dass es das Unternehmen mit gut 92 Milliarden Euro, also glatt 100 Milliarden Dollar bewertet ist.
Das Geschäft kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Ambani auch einen Börsengang von Reliance Retail in Erwägung zieht und damit begonnen hat, Aktien der Einheit zurückzukaufen und sie als Aktienoptionen an die Mitarbeiter zu vergeben. Eine von Ambanis Tochter Isha geleitete Tochtergesellschaft hat eine Reihe von Akquisitionen getätigt, um globale Konkurrenten wie Amazo herauszufordern, die sich bemühen, im hart umkämpften indischen Einzelhandelssektor, der von "Mom-and-Pop"-Läden dominiert wird, Fuß zu fassen.
"Mom-and-pop"-Läden gleichen hierzulande sogenannten Tante-Emma-Läden, sind also kleine Einzelhandelsgeschäfte, die von Mitgliedern derselben Familie betrieben werden. Zentralisierte Märkte, Markenbekanntheit und industriell gefertigte Waren untergraben allmählich die Stellung, die solche Läden noch innehaben.
Isha Ambani bezeichnete die Investition der QIA als „starke Unterstützung“ für die indische Wirtschaft und das Einzelhandelsgeschäft von Reliance. Zudem ist es nicht der erste Vorstoß des Staatsfonds in ein familiengeführtes indisches Konglomerat in diesem Jahr. QIA hat bereits einen Anteil von 2,7 Prozent an dem grünen Energieunternehmen von Gautam Adani erworben, nachdem dieser Anfang des Jahres kostspielige geschäftliche Probleme hatte.
Nicht das erste Geld eines Staatsfonds
Reliance Retail hat vor drei Jahren bereits über 6 Milliarden Dollar von Großinvestoren erhalten, darunter waren die Staatsfonds von Saudi-Arabien, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie der Investoren General Atlantic, KKR & Co. und Silver Lake Partners.
Ambanis Unternehmensgruppe meldete für das Quartal bis Juni einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 34 Prozent auf 570 Millionen Euro stieg. Reliance Retail macht jedoch nur etwas mehr als ein Zehntel des Gewinns des Ölkonzerns aus und verschlingt laut Bloomberg derzeit mehr als ein Drittel der Kapitalausgaben der Gruppe.
Dennoch ist die QIA bestrebt, „innovative Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial auf dem schnell wachsenden indischen Einzelhandelsmarkt zu unterstützen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Mansoor Ebrahim Al-Mahmoud. "Wir freuen uns darauf, dass Reliance Retail Ventures Limited mit seiner starken Vision und seinem beeindruckenden Wachstumskurs unser wachsendes und vielfältiges Portfolio an Investitionen in Indien ergänzt."