Die italienische Unicredit hat einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer stärkeren Beteiligung an der Commerzbank genommen: Das Bundeskartellamt hat der Übernahme eines Minderheitsanteils am deutschen Geldhaus zugestimmt – und das ohne Auflagen. Die Wettbewerbshüter sehen trotz einer Stärkung der Marktstellung keine erhebliche Beeinträchtigung des Wettbewerbs.
Wettbewerb nach Einschätzung des Kartellamts nicht gefährdet
„Bereits durch den Erwerb eines Minderheitsanteils verbessert sich die Position der Unicredit im deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft“, sagt Kartellamtspräsident Andreas Mundt. In allen relevanten Marktsegmenten gäbe es jedoch weiterhin wichtige Wettbewerber, was die Freigabe durch die Bonner Behörde rechtfertige.
Die Commerzbank selbst äußerte sich zurückhaltend zur Entscheidung. Der Beschluss des Kartellamts werde zur Kenntnis genommen, ändere aber nichts an der grundsätzlichen Haltung des Instituts. Die Bank hatte sich bereits im vergangenen Jahr nach dem Einstieg der Italiener gegen eine engere Bindung gewehrt und sich klar zur eigenen Unabhängigkeit bekannt. Das Vorgehen der Mailänder Hypovereinsbank-Mutter ordnet sie als feindlich ein.
Weiter Vorbehalte bei der Bundesregierung
Auch die Bundesregierung bleibt bei ihrer ablehnenden Haltung. „Die Bundesregierung unterstützt die auf Eigenständigkeit ausgerichtete Strategie der Commerzbank und deren im Februar ambitionierte Ziele“, erklärte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Ein nicht abgestimmtes und als feindlich wahrgenommenes Vorgehen im Bankensektor werde weiterhin kritisch gesehen – insbesondere bei potenziell systemrelevanten Veränderungen.
Unicredit betont, an der bisherigen Strategie festzuhalten. Die Commerzbank bleibe ein Investment mit abgesicherten Risiken. Für den weiteren Ausbau der Beteiligung seien klare finanzielle Vorgaben definiert.
Derzeit hält Unicredit direkt 9,5 Prozent der Commerzbank-Anteile und ist damit zweitgrößter Aktionär hinter dem Bund, der rund 12 Prozent besitzt. Darüber hinaus hat sich das Institut über Optionen und Derivate Zugriff auf weitere 18,5 Prozent gesichert. Ein Umtausch in Aktien ist allerdings erst nach Erhalt aller erforderlichen Genehmigungen möglich.
Die Europäische Zentralbank (EZB) als Aufseherin für die Großbanken hatte eine Aufstockung der direkten Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent bereits genehmigt. Die österreichische Kartellbehörde hatte Unicredit im März keine Steine in den Weg gelegt. Nun gab auch das Bundeskartellamt grünes Licht.