Am 15. Juni ist die Hauptversammlung der DWS und es zeichnet sich ab, dass es ungemütlich für die Verantwortlichen der Fonds-Tochter der Deutschen Bank werden könnte. Glass Lewis rät den Anteilseignern nach Informationen aus Finanzkreisen, den Vergütungsbericht abzulehnen. Grund: Für den einflussreichen Aktionärsberater fiel das Abfindungspaket für den ehemaligen Vorstandschef Asoka Wöhrmann zu üppig aus – und auch das Gehalt von Wöhrmann-Nachfolger Stefan Hoops wird kritisiert.
Wöhrmann stand bis mitte 2022 an der Spitze der Fondsgesellschaft der Deutschen Bank. Seinen Posten räumte er im Zuge eines Greenwashing-Skandals. Wöhrmann trat schließlich freiwillig zurück und kassierte laut Geschäftsbericht eine Abfindung in Höhe von 8,15 Millionen Euro. Zusätzlich wurde ihm sein Vorstandsgehalt in Höhe von 5,6 Millionen Euro für das Gesamtjahr gezahlt. Trotz des Rücktritts endete sein Angestelltenvertrag – und damit sein Gehaltsanspruch im Januar 2023. In den Augen der Glass-Lewis-Verantwortlichen ist das Abfindungspaket zu üppig. Für sie hätte mit dem Geld besseres für die Gesellschaft getan werden können.
Auch die Bezahlung von Stefan Hoops, Wöhrmanns Nachfolger an der DWS-Spitze ist Glass Lewis zu hoch. Hoops Zielgehalt beträgt laut Handelsblatt 6,8 Millionen Euro, aufgeschlüsselt in ein Fixgehalt in Höhe von 2,8 Millionen Euro sowie einem Zielbonus von 4 Millionen Euro. Der Bonus bezieht sich auf eine Zielerreichung von 100 Prozent. Übertrifft Hoops seine Ziele, können ihm sogar 150 Prozent der variablen Vergütung zugesprochen werden, unterm Strich bis zu sechs Millionen Euro. Für Glass Lewis fällt das Fixgehalt im Vergleich zur Konkurrenz zu hoch aus. Wöhrmann hatte ein Fixgehalt von 2,4 Millionen Euro. Sein Zielbonus betrug 3,6 Millionen Euro. Er heuerte mittlerweile bei Patrizia an, soll auch bei dem Immobilienverwalter ein beachtliches Vergütungspaket ausgehandelt haben. Als Erstes berichtet über die Kritik von Glass Lewis, hatte das britische Fachmedium „Financial News“.
Die Deutsche Bank hält knapp 80 Prozent an der börsennotierten Fondsgesellschaft, deren Aufsichtsratsvorsitzender und damit verantwortlich für die Vergütung der Vorstände noch Karl von Rohr ist, einer der Stellvertreter von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing.
Über Glass Lewis
Glass, Lewis & Co. ist ein 2003 gegründeter US-Stimmenrechts-Berater von Aktionären (Proxy-Consultant.) Im Frühjahr 2019 kontrollierte Glass Lewis 28 Prozent des Proxy-Beratungsmarktes für Investmentfonds. Damit ist es nach Institutional Shareholder Services das zweitgrößte Unternehmen im Markt.