Kapitalmarktszenarien für den Abschwung Investment-Grade-Anleihen gehören zu den Gewinnern

Seite 3 / 3

Die Gesundheitsbranche entwickelt sich besser 

In der Betrachtung seit Jahresanfang wiesen folgende Sektoren laut Invesco eine relativ gute Performance auf: Einzelhändler, Lebensmittel-, Getränke- und Tabakhersteller und Kosmetik, Drogeriemärkte und Lebensmittelhändler. Angesichts der fieberhaften Suche nach einem Impfstoff und der Notwendigkeit der Beschaffung von Ressourcen aus dem privaten Sektor für das öffentliche Gesundheitssystem dürfe es keine Überraschung sein, dass sich die Gesundheitsbranche noch besser entwickelt hat.

Mit Blick auf die Reaktion der Finanzmärkte sehen Jackson und sein Team drei Entwicklungen, die der Panik entgegenwirken könnten: erstens das Erreichen des Höhepunktes der Covid-19-Infektionen und -Todesfälle außerhalb Chinas; zweitens entschlossene geld- und fiskalpolitische Reaktionen, die die Finanzmärkte massiv beeindrucken und die Liquidität der Unternehmen und privaten Haushalte sichern, und schließlich die Entwicklung eines Impfstoffs (und von Mitteln zur Behandlung der Viruserkrankung). Da es bis zur Zulassung eines Impfstoffs noch mindestens zwölf Monate dauern dürfe, richteten sich die Hoffnungen aktuell auf Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Virus und die Maßnahmen, mit denen sich die Notenbanken und Regierungen der Wirtschaftskrise entgegenstemmen.

Tatsächlich handele die Politik – wie schon bei der globalen Finanzkrise – schnell, entschlossen und mit immer umfangreicheren Liquiditätsspritzen und Hilfspaketen. Der Erfolg derartiger Maßnahmen zur Förderung des Kreditwachstums hänge jedoch von der Bereitschaft der Banken und ihrer Kunden ab, derartige Kredite abzuschließen. Derzeit sehe es zunehmend danach aus, dass die Regierungen einschreiten und normale Einnahmequellen ersetzen müssen. „Wir glauben, dass wir viele derartige Maßnahmen sehen werden. Sie werden aber ihren Preis haben“, so Jackson. Seiner Einschätzung nach könnten die Haushaltsdefizite dadurch in diesem Jahr auf 10 bis 20 Prozent des BIP ansteigen – ein Niveau, das gewöhnlich eher nur in Kriegszeiten zu sehen ist. 

Manche Analystenschätzungen sind so gut wie nutzlos 

Unter „normalen“ Umständen basieren die makroökonomischen Einschätzungen der Analysten auf den verfügbaren Wirtschafts- und Unternehmensdaten. Wie Jackson betont, sind die Zahlen für den Zeitraum vor Februar 2020 aus heutiger Sicht aber weitgehend irrelevant und die für die Phase des wirtschaftlichen Shutdowns so gut wie nutzlos. Jetzt komme es darauf an, wie schnell sich die Wirtschaft erholt, wie lange es dauert, bis die Wirtschaftsaktivität wieder ihr normales Niveau erreicht hat, wann – falls überhaupt – Produktionsausfälle aufgeholt werden und wie viele irreparable Schäden es gibt, zum Beispiel in Form von Unternehmensinsolvenzen. 

Wie schwer die Einschnitte für die chinesische Wirtschaft im ersten Quartal 2020 waren, wissen auch die Experten von Invesco noch nicht. Die Rückgänge der Einzelhandelsumsätze und Anlageinvestitionen sprächen aber dafür, dass Chinas BIP im ersten Quartal geschrumpft ist. Die Kapitalmarktforscher glauben, dass andere Volkswirtschaften von Ende des ersten Quartals bis Anfang des zweiten Quartals einen ähnlichen Prozess durchlaufen werden. Auf dieser Grundlage halten sie eine technische Rezession auf globaler Ebene für möglich und meinen, dass das Wachstum im Gesamtjahr davon abhängen wird, wie schnell die Rückkehr zur Normalität gelingt und Produktionsausfälle aufgeholt werden. „Ausmaß und Dauer des Abschwungs sowie das Tempo der anschließenden Erholung hängen von den politischen Entscheidungen ab, die jetzt getroffen werden“, so Jackson.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen