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Kapitalmarktstrategen von Flossbach von Storch im Interview „Wer auf steigende Zinsen wartet, vergeudet Zeit“

Thomas Lehr und Philipp Vorndran: „An den langfristigen Perspektiven hat sich zuletzt nichts verändert“

Thomas Lehr und Philipp Vorndran: „An den langfristigen Perspektiven hat sich zuletzt nichts verändert“ Foto: Flossbach von Storch

Herr Vorndran, die Zinsen in den USA steigen seit längerem – kommt die Zinswende jetzt tatsächlich? Oder bleiben Sie bei Ihrer Meinung, dass es keine Zinswende geben wird?

Vorndran: Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir bleiben nicht bei unserer Meinung, weil uns nichts Besseres einfällt oder wir realitätsfremd wären. Garantiert nicht. Die Frage beschäftigt uns. Tag für Tag. Der Zins ist die Gravitationskraft, an der sich alle Preise orientieren. Deshalb ist die Antwort darauf so wichtig. Und wir bleiben dabei: Eine Zinswende wird es nicht geben. Zumindest keine, die den Namen auch verdient.

Lehr: Was aber nicht heißt, dass die Zinsen nicht auch mal moderat zulegen können…

Vorndran: Richtig, aber das Wort „Zinswende“ wird inflationär und nicht selten falsch verwendet. Vielen Sparern wird geradezu der Eindruck vermittelt, sie müssten nur noch ein Weilchen warten, und dann würden die Zinsen für Sparbuch und Festgeld schon bald vom Himmel fallen. Falsch. Wir fänden den Gedanken daran eigentlich ganz interessant…

Lehr: Vorsicht! Wer seit Jahren auf steigende Zinsen wartet und das auch weiter tut, vergeudet Zeit und gefährdet seine Anlageziele. Die Altersvorsorge, im Übrigen ein ebenso schrecklicher Begriff wie Zinswende, ist zu wichtig, als dass man sich auf das Prinzip Hoffnung verlassen sollte.

Warum verdient die Zinswende ihren Namen denn nicht?

Vorndran: Wir sind langfristig denkende Investoren, uns geht es also vor allem um die langfristigen Perspektiven. Und an denen hat sich zuletzt nichts verändert. Die Staatsschulden wachsen immer weiter und weiter – weltweit. In den USA. In Europa. Auch in Asien. Stiege das globale Zinsniveau deutlich, wären viele Staaten mit ihren Schulden schlicht überfordert. In einem solchen Spannungsfeld bewegen sich die Notenbanker heute. Die können nicht so, wie sie vielleicht wollen. In Japan haben sie aus gutem Grund darauf verwiesen, dass es sein kann, dass der Zins selbst dann nicht angehoben wird, wenn die Inflation deutlicher zulegt. Nur so lassen sich die gewaltigen Schulden langfristig finanzieren. Andernfalls kommt unser Finanzsystem irgendwann an seine Grenzen.

Warum haben die Märkte dann beispielsweise im Februar so heftig auf die Zinsdiskussion reagiert?

Lehr: Lassen wir die Kirche im Dorf. In den 24 Monaten zuvor waren die Aktienkurse fast wie am Lineal gezogen gestiegen – ohne Rücksetzer! Dass dann irgendwann eine Korrektur kommt, sollte niemanden ernsthaft verwundern, der an der Börse engagiert ist. Unabhängig davon, was letztlich der Auslöser war. Das ist völlig normal.

Vorndran: Offenbar haben das viele vergessen. Ich finde es sehr interessant, dass die Kommentatoren von CNBC Schnappatmung bekommen, wenn der US-Markt mal drei Prozent verliert. Ich kann nur raten: Nicht verrückt machen lassen. Das Zinsniveau bewegt sich, logisch. Es legt auch mal zu – was mit Sicherheit auch in Zukunft dazu führen wird, dass es an den Börsen von Zeit zu Zeit etwas turbulenter zugeht. Aber wird es so weit zulegen, dass das Sparbuch plötzlich wieder attraktiv wird? Oder andersherum: Aktien plötzlich völlig uninteressant sind? Das wird nicht passieren.

Wie passt es zusammen, dass die US-Notenbank stetig ihren Leitzins erhöht?

Lehr: Die USA sind nicht allein auf der Welt, was ihr Präsident möglicherweise beklagen mag. Die US-Notenbank muss sich also am Ende des Tages auch daran orientieren, was in den anderen großen Währungsräumen passiert. In Europa. Oder Japan beispielsweise. Dort wird der Zins unseres Erachtens noch sehr lange sehr niedrig bleiben, was wiederum das Zinserhöhungspotenzial in den USA begrenzt. Die relative Attraktivität der USA lockt ausländische Investoren in den US-Dollar. Vor allem Europäer und Japaner. Die Kurse von US-Anleihen steigen, die Renditen, also das Zinsniveau, fallen.

Vorndran: Im Grunde ist der Zins immer noch näher am Ende als an der Wende.

Thomas Lehr und Philipp Vorndran sind die Kapitalmarktstrategen der Flossbach von Storch AG in Köln.

Dieser Beitrag erschien in der aktuellen Ausgabe von „Position“, dem Magazin von Flossbach von Storch. Sichern Sie sich hier Ihr kostenloses Abonnement der „Position“.

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