Kapitalmarktstrategen von J.P. Morgan Strategien für das Portfolio im Spätzyklus

Seite 2 / 4

Der europäische Konjunkturzyklus ist weniger weit fortgeschritten. Im Doppelpack mit der Staatsschuldenkrise ist die Arbeitslosigkeit in weiten Teilen der Region immer noch relativ hoch. Umfassende Kapazitätsreserven halten die Kerninflation noch niedrig. Dementsprechend sieht es danach aus, als sei die Europäische Zentralbank bis mindestens zum Sommer 2019 nicht sehr geneigt, die Zinssätze zu erhöhen.

In Großbritannien entsprach der Aufschwung mehr demjenigen in den USA, bis die Unsicherheiten rund um das Brexit- Referendum das Tempo der Wirtschaftsaktivität zügelten. Trotz der Tatsache, dass die Arbeitslosigkeit auf dem tiefsten Stand seit mehreren Jahrzehnten liegt, zeigt sich die Bank of England hinsichtlich einer Anhebung der Zinsen vorerst eher zögerlich.

Auch wenn diese Konjunkturzyklen nicht parallel verlaufen, ist es recht wahrscheinlich, dass ein Abschwung in den USA zu einer weltweiten Abkühlung führen würde. Europa ist immer noch eine sehr exportabhängige Region und auf die Verbrauchernachfrage in den USA angewiesen.

Auch wenn es schwierig ist, den Beginn der nächsten Rezession auf ein exaktes Datum festzulegen, können wir mit mehr Überzeugung sagen, dass der nächste Rückgang der Aktienmärkte wohl moderater ausfallen wird als die nahezu 50-prozentigen Korrekturen, die wir in den letzten beiden Rezessionen erlebt haben.

Es hat enorme regulatorische Bestrebungen gegeben, die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Finanzkrise einzudämmen. Das Finanzsystem verfügt über eine bessere Kapitalausstattung und ist transparenter geworden, was die Ansteckungsgefahr reduzieren dürfte. Alles spricht eher für eine „traditionelle“ Rezession, bei der die Unternehmensgewinne letztendlich durch steigende Zins- und Lohnstückkosten unter Druck geraten.