Kapital im Krisenmodus, Teil 2 Ein Family Office wappnet sich für etwaige Krisen

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Kommen wir zum Rettungsanker Gold: Die Tatsache, dass das Halten des Edelmetalls keinen Ertrag bringt, ist in Zeiten sehr geringer oder negativer Einlagezinsen durchaus vertretbar. Ein früherer Nachteil fällt damit kaum noch ins Gewicht. Gold besticht zudem durch seine historische Akzeptanz auch in Krisenzeiten als ultimative Währung mit vergleichsweise geringer Korrelation.

Gold hat aufgrund seines begrenzten Angebots und mit einer Preisindikation in Form der Herstellungskosten in einem Portfolio gute Sicherheits- und Diversifikationseigenschaften. Eine strategische Quote in Höhe von 5 Prozent auf Basis des Gesamtvermögens ist daher überlegenswert. Vorzuziehen ist dabei die physische Einlagerung einer Investition gegenüber verbrieftem Gold. Unter Umständen ist die physische Lagerung auch im Ausland unter Einbindung der richtigen Partner sinnvoll.

Cash zum Zugreifen

Insgesamt ist im aktuellen Marktumfeld eine Reduzierung der Portfoliorisiken anzuraten. Eine angemessene Liquiditätsreserve kann mittelfristig einen wesentlichen Unterschied machen. Die so gewonnenen Freiheitsgrade, bei einer deutlichen Korrektur zugreifen zu können, und der psychologische Effekt, jederzeit handlungsfähig zu sein, sind in einem Umfeld hoher Bewertungen und Unsicherheiten nicht zu unterschätzen.

Neben den Risiken sollte aktuell auch ein Fokus auf den Mandatskosten liegen. Die Suche nach Rendite bei gleichzeitig konsequentem Risikomanagement führt unweigerlich auch zu alternativen Investments wie Infrastruktur, Land- und Forstwirtschaft, Private Debt und nicht zuletzt Private Equity. Grundvoraussetzung für eine etwaige Beimischung ist der lange Anlagehorizont.

Infrastruktur bietet neben der Risikostreuung auch weitgehend stetigen Cashflow. Häufig ist aber der direkte Zugang aufgrund der Losgrößen problematisch, und die Liquidierbarkeit ist gerade in einem Krisenfall nicht gegeben. Das Segment ist grundsätzlich politisch-regulatorisch beeinflusst und weist eine gewisse Anfälligkeit bei technischen Neuerungen auf. Es ist daher erforderlich, die künftigen Einflussgrößen der zum Teil sehr unterschiedlichen Konzepte aus den Bereichen erneuerbare Energien, Versorger, Transport, Verkehr et cetera im Voraus genau zu kennen und zu bewerten.

Investitionen in Land- und Forstwirtschaft außerhalb von Deutschland spielen auch vor dem Hintergrund der globalen Herausforderungen aus Bevölkerungswachstum und Ernährungssicherung eine zunehmende Rolle. Hierzulande sind die Renditen aber eher gering. Land- und Forstwirtschaft in Gegenden mit klimatischen Vorteilen, einer voraussichtlich stabilen Nachfrage und professionellem Investmentklima können spezifische Risiken verringern und gleichzeitig hohe Diversifikationseffekte aufgrund der niedrigen oder sogar negativen Korrelation zu anderen Anlageklassen erzielen.

Das Bereitstellen von außerbankmäßigem Fremdkapital an Unternehmen oder Projekten, das Private Debt, findet auch in Deutschland wachsendes Interesse. Als Beimischung zu Private Equity kann es insbesondere im Bereich der Senior Secured Loans oder bei Projektentwicklungen interessant sein. Entscheidend ist die Sicherheiten-Position des Investors. Können die Geldgeber auf verwertbare Sicherheiten zurückgreifen oder im Fall einer Schieflage Lösungen für einen Weg aus der Schieflage selbst gestalten?

Die vielen Wege zu Private Equity

Nicht zuletzt ist klassisches Private Equity zunehmend bei Anlegern gefragt. Bei der Umsetzung der strategischen Quote können Direktbeteiligungen in unterschiedliche Branchen und Unternehmensphasen genauso wie Investments in Private-Equity-Fonds mit unterschiedlichen Strategien (Primary oder Secondary, Einzelfonds oder Dachfonds et cetera) sehr unterschiedlich zusammenwirken. Direktbeteiligungen in Unternehmen können opportunistisch und im Einzelfall sinnvoll sein, sind aber nicht im Hauptfokus der Private-Equity-Allokationsentscheidung, da sie leicht zu Klumpenrisiken im Gesamtvermögen führen. Auch erfordern sie in der Regel eine größere Aufmerksamkeit durch ein richtiges Beteiligungs- Controlling.

 Quelle: KfW Research

Aus Risikogründen sollten Beteiligungen an sehr jungen Unternehmen, und dort insbesondere solche aus der Seed- und Start-up-Phase, noch stärker unterrepräsentiert sein und eher im Rahmen von Venture-Capital-Fondslösungen breit diversifiziert werden. Auswahl und Streuung sind einmal mehr auch im Private Equity entscheidend. Die Risiken sind genauso wie die Chancen hoch. Der Anlagehorizont ist mit meist zehn Jahren oder mehr lang, und das klassische Private-Equity-Investment hat aufgrund des J-Kurveneffekts, nämlich dass zunächst drei bis fünf Jahre Kapital abgerufen wird und erst dann Ausschüttungen erfolgen, keine planbaren und stetigen Rückflüsse.

Diesem Effekt können Anleger durch gleichmäßiges Investieren und damit dem Übereinanderlegen mehrerer J-Kurven oder durch Secondary-Transaktionen begegnen. Idealerweise streut man zudem über verschiedene Fondsmanager und über mehrere Auflagejahre, sogenannte Vintage Years.

In der Praxis entscheidet die Auswahl des richtigen Fondsmanagements. Wir achten ganz besonders auf dessen Erfahrung, den strategischen und operativen Mehrwert für die Portfoliounternehmen des Fonds und den Umgang mit den Fehlern der Vergangenheit. Wir investieren lieber in kleinere Fonds mit einem Volumen von 200 bis 500 Millionen Euro mit starkem operativem Ansatz statt in Produkte mit Financial-Engineering- Ansatz.