Kampf gegen den Klimawandel „Wenn der Fortschritt ausbleibt, sind staatliche Eingriffe nicht auszuschließen“

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Geht es also vor allem um das Abmildern von Risiken?

Hörter: Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein globales Thema, niemand kann sich ihm entziehen. Unternehmen, die Klimainnovationen vorantreiben, mit denen sich Emissionen senken lassen, haben sehr gute wirtschaftliche Perspektiven und Chancen auf dem Weltmarkt.

Wie analysiert man Unternehmen unter Klimagesichtspunkten?

Hörter: Bevor wir Investitionsentscheidungen treffen, müssen wir verstehen, ob die Klimaneutralität bei den einzelnen Unternehmen in der Geschäftsstrategie verankert wurde. Wir wollen wissen, was die Unternehmen im Einzelnen planen, welche Innovationen sie vorantreiben, was für Patente für Klimalösungen sie sich sichern und welche Erlöse sie damit in der Zukunft erzielen werden. Auch die Qualität des Klimarisikomanagements von Unternehmen spielt eine Rolle. Welche Auswirkung auf den Gewinn hat eine plötzliche Preissteigerung der Tonne CO2-Emissionen, zum Beispiel auf 100 Euro? Auf dieser Grundlage und Abwägung fällen wir eine Entscheidung, ob das Unternehmen für uns interessant ist. Wir verlassen uns dabei nicht blind auf externe Nachhaltigkeits-Ratings.

Welche Schritte unternimmt die Allianz für den Klimaschutz?

Hörter: Im Mai 2018 hat sich die Allianz der Science Based Targets initiative (SBTi) angeschlossen und verpflichtet, langfristige Klimaschutzziele für unseren Geschäftsbetrieb und die Anlage der Versichertengelder festzulegen, die das Ziel des Pariser Klimaabkommens unterstützen. Im operativen Geschäftsbetrieb arbeitet die Allianz-Gruppe schon seit 2012 CO2-neutral. Damit wir dieses Ziel erreichen, nutzen wir unter anderem zunehmend mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Die verbleibenden CO2-Emissionen, die bei der Heizung und Kühlung unserer Büroimmobilien entstehen, neutralisieren wir durch CO2-Emissionszertifikate. Das gilt auch für die CO2-Emissionen, die unsere Mitarbeiter durch Dienstreisen verursachen. Diese kompensierenden Zertifikate gewinnen wir beispielsweise durch Waldschutz-Projekte in Kenia und Indonesien.

Und welche Schritte unternehmen Sie auf der Anlageseite?

Hörter: Die Allianz-Gruppe hat im September 2019 die „Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA)“ der Vereinten Nationen mitgegründet. Die AOA ist die ehrgeizigste Plattform für Asset Owner wie Versicherer und Pensionsfonds, die sich für den Kampf gegen die globale Erwärmung einsetzen. Sie fokussiert und unterstützt die Umsetzung bestehender Dekarbonisierungsstrategien. Die Allianz geht diese Verpflichtung ein, da sie erwartet, First-Mover-Vorteile zu erzielen und langfristig Renditen zu sichern, indem das Kapital ihrer Versicherungskunden klimaschonend angelegt wird.

Wir managen bei Allianz Global Investors auch umfangreiche Mandate der Allianz und befinden uns im engen Dialog, wie man dieses Ziel bei den verschiedenen Anlageklassen der Allianz optimal umsetzen kann. Gemeinsam wollen und werden wir innovative Lösungen finden.

Was taugen alternative Investments im Kampf gegen den Klimawandel?

Hörter: Private-Equity- und Private-Debt-Fonds eignen sich sehr gut, um wirkungsbezogen zu investieren. Als Geldgeber kann ich zusätzlich zur finanziellen Rendite wirkungsbezogen zu einer positiven Klimawirkung beitragen. Diese lässt sich bei Finanzprojekten vergleichsweise gut zuordnen. Beispielsweise wird die Menge an erzeugter oder gespeicherter erneuerbarer Energie in Kilowattstunden oder die jährliche CO2-Einsparung eines Infrastruktur-Projektes in Tonnen gemessen. Ähnlich gut funktioniert das bei grünen Anleihefonds, die die zweckgebundene Mittelverwendung bei Unternehmen sicherstellen.

Bei börsennotierten Aktienfonds ist diese Wirkungsbezogenheit schwieriger herzustellen. Gleichwohl kann man als Fondsmanager natürlich Aktienfonds so ausgestalten, dass der investierte Portfolio-CO2-Fußabdruck deutlich reduziert wird und Unternehmen mit vielversprechenden Klimalösungen und Produkten übergewichtet werden.