Private Banking Test 2022 „Durch solche Tests werden sich die an Qualität interessierten Banken weiterentwickeln“

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Haben manche Anbieter-Typen – wie Privatbanken oder unabhängige Vermögensverwalter – besondere Stärken?

Fürderer: Ich würde unterstellen, dass jeder Anbieter für sich eine oder mehrere besondere Stärken hat. Die Frage ist vielmehr, ob diese gegenüber dem Kunden beziehungsweise Interessenten thematisiert werden und wie glaubhaft das ist. Wir hatten beispielsweise einen unabhängigen Vermögensverwalter, der uns über eine Stunde vor dem Bloomberg-Terminal erläutert hat, wie das operative Asset Management aussieht und welche Ergebnisse damit in der Vergangenheit erzielt wurden. Ein solcher Blick in den „Maschinenraum“ ist eine Besonderheit, die uns in positiver Erinnerung geblieben ist. 

Sie haben den Test in die drei Segmente Digital-Check, Erst- und Zweitgespräch aufgeteilt. Warum?

Fürderer: Das lag in den drei verschiedenen Teilen der geplanten Kundenreise begründet. Nach dem Besuch der Homepage, haben wir ein Erstgespräch telefonisch oder per Video angestrebt, um unsere Erwartungen an ein persönliches Vor-Ort-Gespräch zu formulieren. Aufgrund dieses Testablaufs beziehungsweise -szenarios, wollten wir auch die Bewertung in genau diese drei Kategorien aufteilen. Damit konnte im Nachgang auch jeder Anbieter seine jeweiligen Stärken und Schwächen einsehen und nachvollziehen. 

 

 

Wird sich die von Ihnen gewählte Gewichtung zukünftig verschieben? Warum?

Fürderer: Die Gewichtung hat sich bewährt und wurde von vielen Anbieter gelobt. Das Wichtigste ist und bleibt die Beratungsqualität und mit 20 Prozent ist der digitale Auftritt trotzdem sehr bedeutend, wenn man ein exzellentes Ergebnis anstrebt. Deshalb werden wir – nicht zuletzt auch wegen der Vergleichbarkeit im Zeitablauf – im Jahr 2023 an dieser Gewichtung festhalten. 

In der Untersuchung erwartete der Kunde eine Vermögensverwaltung mit einer Aktienquote von maximal 50 Prozent, um auf seine Zielrendite zu kommen. Vor wenigen Monaten quasi noch undenkbar. Wird nun alles anders?

Fürderer: Uns ging es dabei um einen Zielkonflikt aus erwarteter Rendite von fünf Prozent nach Kosten und vor Steuern und der angestrebten maximalen Aktienquote in Höhe von 50 Prozent. Wenn die Zinsen künftig steigen, werden wir den Testfall sicherlich anpassen, da wir die Bewertung unter anderem an der Ansprache und an den vorgestellten Lösungsvorschlägen in Bezug auf den Zielkonflikt festgemacht haben.