Weinkolumne von Oliver Morath für die Finanzwelt Rut und Wiess: Jungwinzer – Traumjob trotz Blasen und Schwielen?

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Das was viele junge Winzer oder Winzeranwärter eint, ist der Wunsch, etwas Eigenes zu schaffen. Hier beginnt häufig aber auch schon das Dilemma. Trifft es den Geschmack der Kundschaft? Sind die Eltern bereit den Weg mitzugehen? Die Übergabe eines Weinguts vom Vater auf die Tochter oder den Sohn läuft nicht überall reibungslos und ist deswegen auch oft der Grund, warum die junge Genration nach dem Studium nicht zwangsläufig in den elterlichen Betrieb zurückkehrt, sondern häufig erneut in die weite Welt hinauszieht – man nennt das dann „den Horizont erweitern“, viele würden aber ehrlicherweise sagen, „den Eltern beweisen, was man kann“.

 

 

Jungwinzer stehen immer wieder in dem Konflikt zwischen Tradition, Innovation und Kommunikation. Am Ende muss sich auch noch alles dem Kommerz unterordnen, dem Kunden schmecken. Hinzu kommt die ewige Diskussion: Wie sollen die Flasche und das Label aussehen?

Da kommt die Tochter aus Südafrika zurück, und erklärt dem Pfälzer Weinbauer ihre Social Media Strategie, welche auf möglichst vielen Live Videos auf Instagram fußt, um möglichst viele Follower zu ergattern. Der Konflikt ist meistens vorprogrammiert.

Harmonische Übergaben sind möglich

Aber es geht auch anders. Es gibt viele Beispiele dafür, wie der Übergang reibungslos funktioniert hat. Interessanterweise fallen mir zu diesen Fällen deutlich mehr Übergaben von Vater zur Tochter als vom Vater zum Sohn ein.

Einige schöne Beispiele hierfür sind das Weingut Christmann in der Pfalz, das Weingut Schlossgut Diel an der Nahe und das Weingut Christmann in der Pfalz.

Start ohne elterliches Weingut

Nicht jeder Jungwinzer hat das Glück, dass irgendwann ein elterlicher Betrieb zur Übergabe steht. Was dann? Dann wird der Weg steinig. Nicht jeder kann sich Weinberge leisten. Und die besten Weinberge stehen nicht zum Verkauf oder werden nicht verpachtet. Häufig wechseln Jungwinzer zu Betrieben, wo es keine Nachfolgeregelung gibt, um sich dort in Stellung zu bringen.

Oft beginnt der eigene Betrieb mit einigen wenigen Rebzeilen und über die Jahre versucht man, durch kluge Zukäufe zu wachsen.