Schweizer Privatbank in der Krise Julius Bär strauchelt – neue Kreditverluste in Millionenhöhe

Logo der Schweizer Privatbank Julius Bär über dem Eingang einer Filiale, an einer historischen Fassade mit dekorativen Steinelementen angebracht.

Das Traditionshaus Julius Bär steht erneut wegen Kreditausfällen unter Druck. Foto: Imago Images / Geisser

Die Probleme bei Julius Bär nehmen kein Ende. Der Schweizer Vermögensverwalter muss nach der Signa-Affäre erneut hohe Summen für Kreditausfälle zurückstellen. In einer überraschenden Mitteilung bezifferte die Bank die neue Belastung auf 130 Millionen Schweizer Franken. Als Folge dieser Entwicklung verlässt der verantwortliche Risikochef Oliver Bartholet das Unternehmen.

Die schlechten Nachrichten kamen früher als geplant. Ursprünglich wollte das Zürcher Geldhaus erst am 22. Mai über die Geschäftsentwicklung der ersten vier Monate 2025 informieren. Marktgerüchte über Schwierigkeiten bei Immobilienfinanzierungen zwangen das Management jedoch zum vorzeitigen Handeln.

Risikochef Bartholet scheidet nun aus dem Unternehmen aus. Sein Nachfolger wird ab 1. Juli Ivan Ivanic, der seit Februar 2025 als Kreditchef für das Institut tätig ist. Zusätzlich schafft die Bank eine neue Position für Regelkonformität (Chief Compliance Officer) und sucht dafür einen geeigneten Kandidaten. 

Bank überarbeitet die Qualitätskriterien für die Kreditengagements 

Seit seinem Amtsantritt hat der neue Vorstandsvorsitzende Stefan Bollinger die Kreditvergabepraxis der Bank intensiv durchleuchtet. Das Institut verschärft nun die Qualitätskriterien für seine Kreditengagements. Betroffen von den Verlusten sind vor allem Geschäfte mit vermögenden Privatkunden sowie Hypotheken.

 

Der aktuelle Rückschlag reiht sich ein in eine Serie von Problemen. Zu Jahresbeginn 2024 musste Julius Bär bereits Kredite im Umfang von 586 Millionen Franken abschreiben, die an die zusammengebrochene Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko vergeben worden waren.

Als Reaktion kündigte die Bank damals den schrittweisen Ausstieg aus dem risikoreichen Geschäft mit maßgeschneiderten Finanzierungslösungen für Superreiche an. Diese Strategie verfolgt das Institut weiter. Nach eigenen Angaben beträgt das Volumen in diesem Segment nur noch 0,2 Milliarden Franken – weniger als ein halbes Prozent des gesamten Kreditbuchs.

Neukundenwachstum trotz sinkenden Kundenvermögen

Auch bei der Vermögensentwicklung gibt es Gegenwind. Die von Julius Bär verwalteten Kundenvermögen sanken in den ersten vier Monaten 2025 um sechs Prozent auf 467 Milliarden Franken. Hauptgrund dafür ist laut Bank der starke Schweizer Franken, der Währungseffekte von 28 Milliarden Franken verursacht habe.

Ein Lichtblick zeigt sich beim Neukundenwachstum. Die Bank verzeichnete Zuflüsse von 4,2 Milliarden Franken, was einer Jahresrate von 2,5 Prozent entspricht. Diese Mittel stammen überwiegend von Kunden aus dem asiatischen Raum – besonders Hongkong und Singapur – sowie aus Westeuropa, vornehmlich Großbritannien und Deutschland. 

 

Für die erste Jahreshälfte rechnet Julius Bär mit einem rückläufigen Gewinn. Gleichzeitig betont das Management, dass die im Februar angekündigten Kostensenkungen von 110 Millionen Franken planmäßig verlaufen und noch 2025 die Ertragslage verbessern sollen.

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