Bei jeder Familie stehen irgendwann Themen wie Nachfolgeplanung und Erbschaft auf der Agenda. Und dennoch gibt es laut den Beratern vermögender Familien noch Fälle, in denen Erblasser mit möglichen Erben noch nicht über Wealth Management und Vermögenstransfers gesprochen haben. In fast der Hälfte der Fälle, so geben es Kundenberater an, wurden die möglichen Erben bisher nur wenig in Diskussionen rund um die Vermögensverwaltung einbezogen.
Vermögende Familien fürchten Erbstreitigkeiten
Die Ergebnisse stammen aus dem Family Barometer 2024 von Julius Bär und PWC Schweiz. Darin haben beide Unternehmen Berater vermögender Familien befragt. Dazu zählen etwa Wealth Manager, Family Officer oder Steuer- und Rechtsberater. Sie sehen einen einfachen Grund dafür, dass sich viele Familien bei der Nachfolgeplanung zurückhalten. So gaben die Hälfte der Befragten an, dass sich vermögende Kunden vor einem Zwist innerhalb der Verwandtschaft fürchten, wenn es um den Vermögenstransfer geht. Damit liegt die Angst vor Streitigkeiten deutlich vor allen anderen Gründe. In 22 Prozent der glauben Fälle glauben etwa die Familien laut ihrer Berater, dass ein Gespräch nicht nötig sei.
Um zu verhindern, dass Erben mit dem Vermögen nicht zurechtkommen, beobachten die Wealth Manager, Steuerberater und Family Officer deshalb verschiedene Maßnahmen bei den Familien. 23 Prozent achten demnach etwa darauf, ob die Erben bereits in der Familie oder im Geschäft Entscheidungen fällen. Jeweils etwa 17 Prozent der Familien schauen auf Vermögenswissen oder die Teilhabe bei Investmententscheidungen.
„Als Wealth Manager spielen wir eine entscheidende Rolle, indem wir als Vermittler zwischen unseren Kunden und der nächsten Generation fungieren und sie durch die verschiedenen Phasen der Vermögensübertragung begleiten“, erklärt Rahul Malhotra, Regionsleiter Schwellenländer bei Julius Bär. So setzen laut der Umfrageergebnisse zwei Drittel der vermögenden Familien auf einen persönlichen Berater. Fast 30 Prozent bevorzugen einen Mix aus persönlicher Beratung und digitalen Kanälen. Nur 5 Prozent der Familien würden sich ausschließlich auf digitale Kanäle verlassen wollen, um Themen wie die Nachfolgeplanung zu besprechen.
Fünf Themen sind für die Familien laut der Befragten 2024 entscheidend
- Die Planung des Vermögenstransfers und der Nachfolge über die Generationen hinweg: So stehen nicht nur Erbschaften an, sondern auch Familienunternehmen wechseln die Besitzer. Deswegen sollten sich Familien vorbereiten.
- Die Besteuerung: Mit politischen Spannungen und Regierungswechseln verändern sich potenziell auch die Steuerregimes in verschiedenen Ländern. Auch darauf müssen vermögende Familien laut der Befragten bei der Erbschaft achten.
- Die persönlichen Wachstumsperspektiven und die der Familien: Indem sie die Erben über die Verwaltung des Vermögens aufklären, können die Familien laut der Befragten das Risiko verringern, dass ihr Vermögen nach einer Generation verschwindet.
- Die Familien-Governance: Informelle Strukturen führen dazu, dass zwischen sich zwischen Professionalisierungsanspruch und Umsetzungsrealität laut der Befragten teils eine Kluft auftut.
- Die politische Stabilität: Familien sorgen sich laut der Befragten um die politischen Entwicklungen oder eine zersplitterte Weltwirtschaft. In dieser Situation sei es für die Familien auch oft hilfreich, sich an externe Berater zu wenden.
„Bei der Umsetzung einer Vermögensübertragungsstrategie ist nicht die rechtliche Struktur an sich das Wichtigste. Der Schlüssel zum Erfolg ist der Prozess und die Einrichtung regelmäßiger Kommunikationskanäle innerhalb der Familie, um ihre gemeinsamen und individuellen Ziele zu erreichen“, kommentiert María Eugenia Mosquera, die das Wealth Planning für Schlüsselkunden und die Family-Office-Dienstleistungen bei Julius Bär leitet.