Hochvermögende Familien beschäftigen sich vor allem mit Themen, die das eigene Vermögen betreffen. Das ergibt das Family Barometer von Julius Bär, bei dem insgesamt über 1.000 externe oder interne Beraterinnen und Berater von UHNW-Familien befragt wurden. In 22 und damit nur knapp weniger Prozent der Fälle gaben die Befragten an, dass die Family Governance das wichtigste Thema der Hochvermögenden ist.
Sobald es sich um die konkreten Investments dreht, gehen jeweils 15 Prozent der befragten Experten davon aus, dass in den kommenden drei bis fünf Jahren direkte Investments in den Private Markets und die geopolitische Diversifikation der Anlagen das prägende Thema für die vermögenden Familien sein dürfte. Weniger wichtig sind demnach nachaltige Investments, Digital Assets oder Immobilienanlagen. Diego Wuergler, Leiter der Anlageberatung bei Julius Bär, spricht in der Studie insgesamt „von einem globalen Finanzumfeld, das schwierig zu navigieren ist“.
UHNW-Familien benötigen eher Hilfe bei Steuerfragen als im Risikomanagement
Und: Vermögende Familien benötigen Hilfe bei der Navigation – nicht nur an den Kapitalmärkten. So geben 85 Prozent der Befragten an, dass die UHNW-Familien oft Unterstützung bei der juristischen und steuerlichen sowie der Vermögensplannung erfragen. „Wir stellen fest, dass die leistungsstärksten Berater in der Regel diejenigen sind, die ihre Grenzen kennen, sich in ihrem Fachgebiet auszeichnen und Hand in Hand mit führenden Experten in anderen Bereichen zusammenarbeiten, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und gegebenenfalls Risiken zu mindern,“ erklärt Guy Simonius, Leiter der Family-Office-Dienstleistungen bei Julius Bär.

Drei Viertel der Befragten gaben an, dass die Auswahl eines Beraters auf Basis von Empfehlungen aus dem beruflichen Netzwerk der Familie getroffen wird. Auch Empfehlungen von Familien und Freunden sind demnach geläufig. Objektive Entscheidungsfaktoren wie Preis oder technische Erfahrung werden zwar beachtet, sind bei der Wahl aber selten entscheidend. Wichtiger ist laut der Studienautoren die Integrität, die sich bei einer strukturierten Suche allerdings schwer abbilden lässt.
UHNW-Familien sollten die Beratersuche professionalisieren
„Selbst die akademisch am besten ausgebildeten Berater werden scheitern, wenn sie das Vertrauen der Familien nicht gewinnen können, indem sie nicht nur Professionalität, sondern auch Integrität und Einfühlungsvermögen zeigen“, erklärt Nicolas de Skowronski, Leiter für Wealth-Management-Lösungen bei Julius Bär, und ergänzt: „Der persönliche Kontakt steht im Mittelpunkt unseres Handelns.“ Für die Suche eines passenden Beraters stellten die Studienautoren aus den Antworten der Befragten einen vierstufigen Prozess heraus:
- Ziele verschriftlichen, die die Art der Beratung und den Grund für die Beratersuche offenlegen
- Mögliche Berater in einer Liste anhand von objektiven Faktoren (Preis, Standort, Erfahrung) sammeln
- Systematische Due Diligence beginnen, um eine Shortlist mit geeigneten Kandidaten zu erstellen
- Integrität und Charakter der Berater von der Familie überprüfen lassen, um finale Entscheidung zu treffen
Neben den klassischen Investmentbereichen befragten die Studienautoren von Julius Bär die UHNW-Berater aber auch zu neueren Entwicklungen wie Digital Assets. In Letztere ist wohl nur jede vierte vermögende Familie bereits investiert. Jede zweite der verbliebenden Familien möchte innerhalb der kommenden drei Jahre in entsprechende Anlagen investieren.

Da viele vermögende Familien inzwischen international wohn- und sesshaft sind und zudem Vermögen bei Generationswechseln verloren gehen kann, sind für fast ein Viertel der UHNW-Familien Themen wie Nachfolgeplanung, Philanthropie und Vermögensstrukturierung elementar. Dabei hilft es laut der Studienautoren, als Familie ein gemeinsames Ziel zu formulieren und dafür entsprechende Zeit und Energie aufzuwenden. Erst dann kann auch ein externer Berater der Familie helfen, als Moderater auftreten sowie die gemeinsame Vision in Handlungen zu übersetzen.