Philipp Rickenbacher, Chef der Privatbank Julius Bär, räumt seinen Posten. Rickenbacher, der seit 1. September 2019 die Bank leitet, tritt im „gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat“ zurück, wie die Bank in ihrer Präsentation zum Jahresabschluss schreibt.
Zum Verhängnis werden Rickenbacher wohl die Kredite, die Julius Bär der mittlerweile insolventen Signa-Gruppe gewährt hat. Im November vergangenen Jahres hatte die Bank in einer Ad-hoc-Mitteilung eingeräumt, dass ein Kreditrisiko von 606 Millionen Schweizer Franken besteht. Konkret ging es um „drei Kredite an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats“. Mittlerweile ist klar, dass es sich dabei um die Signa-Gruppe von René Benko handelt, da inzwischen ersichtlich ist, welche Gläubiger der Holding Geld geliehen haben.
Nic Dreckmann soll interimsweise übernehmen
Die Nachfolgefrage ist wohl noch nicht final geklärt. Nic Dreckmann, bisher stellvertretender Geschäftsführer und Betriebsleiter (Chief Operating Officer), übernimmt zunächst interimsweise als Geschäftsleiter (CEO).
Auch der Jahresabschluss von Julius Bär enthält eine Wertberichtigung von Krediten an eine nicht genannte Unternehmensgruppe im Volumen von 586 Millionen Franken. Romeo Lacher, Verwaltungsratspräsident von Julius Bär, erklärte: „Im Namen des gesamten Verwaltungsrats drücke ich mein tiefes Bedauern aus, dass die vollständige Wertberichtigung des größten Engagements in unserem Private-Debt-Geschäft unseren Konzerngewinn für 2023 signifikant beeinträchtigt hat.“ Der Gewinn bei Julius Bär ging infolgedessen um 52 Prozent zurück und beträgt 454 Millionen Franken. Analysten hatten mit 800 Millionen Franken gerechnet.
Das Private-Debt-Geschäft ist bei Julius Bär damit auch Geschichte: Die Bank steigt komplett aus dem Geschäftsfeld aus. Künftig konzentriert man sich wieder auf Kredite mit historischer Stärke, wie Lombard- und Hypothekarkredite.
Positiv waren zumindest die Nettozuflüsse: 12,5 Milliarden Franken wurden trotz anhaltendem
Fremdfinanzierungsabbau durch Kunden eingesammelt. Damit erreicht das Nettoneugeld 2,9 Prozent des Bestandes. Das verwaltete Vermögen stieg auf 427 Milliarden Franken.