Sogar Claudio de Sanctis, Privatkundenchef der Deutschen Bank, galt zwischenzeitlich als Kandidat für den freien Chefposten bei Julius Bär. Auch Giorgio Pradelli, Chef der Schweizer Privatbank EFG International, wurde als Nachfolger von Philipp Rickenbacher gehandelt. Am Dienstag gab Julius Bär nach monatelanger Suche bekannt, wer künftig an der Spitze des Unternehmens steht: Stefan Bollinger, Partner bei Goldman Sachs, wird zum Chief Executive Officer von Julius Bär ernannt. Er soll spätestens zum 1. Februar 2025 starten.
Lange Karriere und Aufstieg bei Goldman Sachs
Der Schweizer ist derzeit Co-Leiter Private Wealth Management der EMEA-Region bei Goldman Sachs in London. Unter seiner Leitung habe der Bereich die verwalteten Vermögen in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt, schreibt Julius Bär. Bollinger ist bereits seit 2004 in verschiedenen leitenden Positionen für die US-Bank tätig. Zuvor war er bei J.P. Morgan in London. Er begann seine Laufbahn bei der Zürcher Kantonalbank.
Bollinger verfüge über „einen hervorragenden Leistungsausweis im globalen Banking und Wealth Management und war maßgeblich am Ausbau der Präsenz von Goldman Sachs in Asien, Europa, dem Mittleren Osten und Afrika beteiligt“, wird Romeo Lacher, Verwaltungsratspräsident von Julius Bär in einer Pressemitteilung zitiert. Seine Ernennung geschehe laut dem Unternehmen „nach einem umfassenden Suchprozess“.
Vorgänger ging nach Signa-Fiasko
Bollingers Vorgänger Philipp Rickenbacher hatte den Chefposten Anfang dieses Jahres geräumt. Offiziell sei die Trennung von Rickenbacher, der seit 1. September 2019 die Bank geleitet hatte, in „gegenseitigen Einvernehmen mit dem Verwaltungsrat“ erfolgt. Zum Verhängnis wurden Rickenbacher wohl vor allem die Kredite, die Julius Bär der insolventen Signa-Gruppe gewährt hatte und die der Bank einen dreistelligen Millionenverlust einbrachten.
Per Ende April 2024 beliefen sich die verwalteten Vermögen von Julius Bär auf umgerechnet 482 Milliarden Euro. Die Privatbankengruppe ist in 25 Ländern und an 60 Standorten präsent. Auch bei der Tochtergesellschaft Julius Bär Deutschland kommt es Anfang 2024 zu einem Chefwechsel: Axel Hoffmans wird den Posten des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Heiko Schlag übernehmen.