Finma-Verfahren verunsichert Julius Bär baut 5 Prozent aller Stellen ab

Sackgassen-Schild vor einer Filiale von Julius Bär: Der neue Chef muss die Schweizer Bank aus einer schwierigen Situation herausmanövrieren – und baut dafür auch Stellen ab.

Sackgassen-Schild vor einer Filiale von Julius Bär: Der neue Chef muss die Schweizer Bank aus einer schwierigen Situation herausmanövrieren – und baut dafür auch Stellen ab. Foto: Imago Images / Wolfgang Maria Weber

Die Finma nimmt Julius Bär in einem sogenannten Enforcement-Verfahren unter die Lupe. Das gab die Bankengruppe bekannt, als der neue Geschäftsführer Stefan Bollinger die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr präsentierte. Die Aufsichtsbehörde untersucht im Verfahren Fehler im Risikomanagement – schließlich war Julius Bär gegenüber Signa beziehungsweise deren Eigner René Benko das größte Einzelengagement im Private-Debt-Buch eingegangen. Weil Signa kollabierte, musste Julius Bär mehrere hundert Millionen Schweizer Franken abschreiben.

Enforcement-Verfahren kann harte Einschnitte nach sich ziehen

In dem Verfahren erhebt die Aufsichtsbehörde weitere Beweise und bittet die Parteien zu einer Stellungnahme. Abschließend entscheidet die Finma über die Maßnahmen. Dazu zählen zwar keine finanziellen Strafen, die Finma kann aber unrechtmäßig erzielte Gewinne entziehen oder Verluste geltend machen, die die Gegenpartei unrechtmäßig vermieden hat. Möglich ist sogar ein Bewilligungsentzug, der zur Liquidation und bei Überschuldung zur Konkurseröffnung führen kann.

 

Auch wenn solch ein drastischer Schritt vorerst nicht naheliegt, bereitet sich Julius Bär weiter auf schwierigere Monate vor. In einer Videokonferenz mit Analysten gaben Bollinger, Finanzchefin Evie Kostakis und Nic Dreckmann als Leiter des operativen Geschäfts bekannt, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen. So schrumpft Bollinger die Geschäftsführung künftig von 15 auf nur noch 5 Mitglieder zusammen. Neben Bollinger, Kostakis und Dreckmann sollen Oliver Bartholet und Christoph Hiestand übrig bleiben. 

Stefan Bollinger
Stefan Bollinger
© Julius Bär

Zudem will die Bankführung auch in der Breite Personal abbauen. Bis zu 400 Stellen und damit 5 Prozent der gesamten Belegschaften könnten wegfallen. Die deutsche Tochterbank dürfte davon verscheint bleiben: Betroffen sind zwar vor allem Middle und Back Office in der Schweiz. Dennoch steuert die Bank wohl auch bei den Beratern nach: So kamen etwa im Zuge der Fusion von Credit Suisse und UBS einige Berater zu Julius Bär, nicht alle haben ihre Zielvorgaben erreicht. Auch hier möchte Bollinger ansetzen – und geht damit auch das Risiko ein, dass die Nettoneugelder schrumpfen.

Aktienrückkäufe ausgesetzt

Die Maßnahme ist laut der Geschäftsführung einer der Gründe dafür, dass die Bank trotz zuletzt positiver Impulse einen konservativeren Ausblick für die Nettoneugelder veranschlagt hat: Sie sollen um nur 3 Prozent wachsen.

Insgesamt möchten Bollinger und seine Mitstreiter brutto weitere 110 Millionen Schweizer Franken Sach- und Personalkosten einsparen. Das Aufwands-Ertrags-Verhältnis sei „inakzeptabel“. Die Gemengelage aus Kostensenkungen, Enforcement-Verfahren und stotterndem Geschäft führt auch dazu, dass Julius Bär Aktienrückkäufe vorerst aussetzt – was die Märkte und auch Analysten enttäuschte. Der Aktienkurs sackte um über 13 Prozent zusammen.

 

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