Johann Horch & Spiros Margaris „Wir wollen SAP fürs Wertpapiergeschäft sein“

Johann Horch (links) und Spiros Margaris

Johann Horch (links) und Spiros Margaris

private banking magazin: Herr Horch, Sie begleiten mit Ihrem Software-Unternehmen DSER schon seit vielen Jahren Banken und Vermögensverwalter. Warum tun sich diese so schwer, den Sprung in die Digitalisierung voranzutreiben?

Johann Horch: Ich glaube nicht, dass Banken den Sprung ins digitale Zeitalter nicht schaffen wollen. Aber es gibt auch Gründe, die sie zurückhält oder zaudern lässt. Einerseits sind die Margen gehörig unter Druck geraten, das Geld für Investitionen sitzt nicht üppig. Anderseits sind IT-Projekte teuer und das fortlaufende Change Management muss in die Köpfe der Menschen rein. Das sind viele aus ihrer Karriere nicht gewohnt.

Und DSER kann da als Brückenbauer helfen?

Horch: Davon sind wir überzeugt. Da wir durch unsere Software-Palette bereits viele Jahre mit den IT-Infrastrukturen von Banken vertraut sind, sehen wir uns als idealen Sparrings-Partner für die Banken, um mit diesen ins digitale Zeitalter, auch in der Interaktion mit den Kunden, zu gehen. Dafür haben wir mit Niiio eine digitale Lösung geschaffen, die den Banken die Berührungsängste mit dem Thema nehmen soll.

Bei Niiio handelt es sich um einen Robo Advisor, den DSER den Banken als B2B-Lösung anbietet. Was ist daran anders, als wenn sich beispielsweise Hauck & Aufhäuser mit Easyfolio ein junges Start-up einfach kauft?

Horch: Dafür muss man DSER kennen. Wir bieten seit rund zehn Jahren die sogenannte Munio-Suite an. Das sind mehrere Module zum Thema Wertpapiergeschäft. Für Banken, die mit uns arbeiten, ist Niiio nur ein weiteres Modul. Das ist ein großer Vorteil, denn man muss sich nicht erst kennenlernen.

Insgesamt haben wir durch unsere bisherigen Jahre am Markt und unser modulares Angebot eine Menge Erfahrung mit dem Andocken von IT-Lösungen. In diesem Fall steht der Convenience-Gedanke für die Banken und Vermögensverwalter ausnahmsweise Mal im Vordergrund.

Wo sehen sie beide die Banken in fünf Jahren?

Horch: Die Banken werden sich digitalisieren müssen. Daran führt kein Weg vorbei. Das ist aber eher eine interne Organisationsaufgabe. Spannend wird sein, wie sie darauf ihre Vertriebsstrategie aufsetzen und wer welche Wege gehen wird.

Zudem stehen die Banken meist vor dem Problem, dass sie verschiedene Problemfelder haben. Sie brauchen IT-seitig ein Tool für die Kunden-Reportings, ein Tool für die Beratung sowie eins für die Compliance. Schnell wird daraus ein unübersichtlicher Fleckenteppich an IT-Teillösungen. Das kann man alles einfacher und effizienter machen. Da sehe ich für die Banken viel Entwicklungspotenzial in den kommenden Jahren und wir wollen mit unserer breiten Software-Suite, ähnlich wie es SAP mit seinen Software-Modulen gemacht hat, Lösungsanbieter sein.

Spiros Margaris: Auf der Fintech-Seite läuft der Wandel der Branche seit einigen Jahren an und nimmt Fahrt auf. Wurde das Thema Fintech anfangs vor allem konfrontativ aufgenommen, sprechen vielen Bank und Start-ups mittlerweile miteinander über mögliche Kooperation. Da hat sich also was getan, auch mit Folgen für die Geschäftsmodelle der Jungunternehmen.

Schufen viele im ersten Schritt eine B2C-Lösung, bringen sich viele mittlerweile als B2B-Dienstleister in Positionen. Der erwähnte Kauf von Easyfolio durch Hauck & Aufhäuser ist so ein Fall. Aber auch Niiio. Woran es hapern kann, ist, dass selbst wenn ein Finanzdienstleister und ein Fintech gemeinsame Sachen machen wollen, die Hürde auf der IT-Seite enorm hoch ist. Da lassen sich stellenweise Fintech-Lösung und die alten Legacy-System der Banken nicht richtig aufeinander abstimmen. Das ist dann ein Riesenproblem, weil man die älteren Systeme auch noch braucht.

Horch: Man muss sich eins klarmachen. Der Kunde tickt bereits im digitalen Zeitalter. Viele Banken können deren Bedürfnisse derzeit aber nicht befriedigen. Das Problem vieler Fintechs ist hingegen, dass sie nicht den Zugang zu Kunden und deren Vertrauen wie die Banken und Vermögensverwalter haben. Da hinzukommen ist aber aufwändig und vor allem teuer. Insofern ist der erwähnte Schwenk von B2C- auf B2B-Modellen auch für die Fintechs eine Lernerfahrung gewesen.