Frage: Die Stimmung ums Gold erinnert an den Internet-Hype um die Jahrtausendwende. Es gibt kaum noch Zweifel an der Story, alle wollen drauf, Prognosen überschlagen sich. Ist der Vergleich zu weit hergeholt?
Joachim Berlenbach: Viel zu weit. Sie dürfen die realen Kosten nicht vergessen. Damals führten Analysten künstliche Systeme ein, um Internetfirmen bewerten zu können.
Frage: Aktienkurse wurden mit Klickraten ins Verhältnis gesetzt.
Berlenbach: Weil das alles auf fundamentaler Basis nicht mehr zu bewerten war. Bei Goldaktien gibt es aber einen echten Bewertungsmaßstab. Betrachtet man einmal die Gesamtausgaben pro produzierter Unze Gold und nicht nur die reinen Förderkosten, hat es 2011 im Schnitt 1.235 Dollar gekostet, um eine Unze Gold zu fördern und die notwendigen neuen Investitionen in Minen und Exploration zu tätigen. Das war ein Anstieg von 33 Prozent zum Vorjahr. Läge der Goldpreis genau dort, hätten die Goldfirmen unter dem Strich nichts mehr verdient. Das ist doch eine greifbare Zahl, oder? Aktuell haben die Unternehmen also gesunde Margen. Und ja, der Goldpreis kann sicherlich noch einmal um 100 Dollar fallen. Dafür reicht ein größerer Verkauf aus einem Gold-ETF. Mal eine einfache Rechnung: Wir lassen den Goldpreis konstant bei 1.500 Dollar und inflationieren die Kosten – nicht mit 20 Prozent, wie es gerade der Fall ist, sondern konservativ mit 10 Prozent.
Frage: Klingt immer noch happig.
Berlenbach: Nicht wirklich, wir werden dieses Jahr real wieder deutlich darüber liegen. Der Goldgehalt in den neuen Lagerstätten nimmt rapide ab, also müssen Sie größere Minen bauen. Sie müssen in Länder wie Elfenbeinküste, Peru und Indonesien rein, in denen es kaum Infrastruktur gibt. Die müssen Sie mit aufbauen, die Kapitalkosten werden also weiter steigen. Und es ist unwahrscheinlich dass in solchen Ländern irgendetwas ohne Schmiergeld läuft. Arbeitskräfte werden teurer, der für die Maschinen in rauen Mengen benötigte Diesel wird immer teurer.
Aber selbst wenn wir nur 10 Prozent Inflation unterstellen, bräuchten wir in zwei Jahren schon einen Preis von 1.650 Dollar, nur um überhaupt einen positiven Cash Flow zu erreichen. Wenn das nicht passiert, entlassen die Unternehmen sehr schnell Arbeiter, bauen Kapazitäten ab und stecken weniger Geld in die Exploration und den Bau neuer Minen, um abgebaute Produktion zu ersetzen. Ich habe das selbst Ende der 90er Jahre erlebt, als ich im südafrikanischen Goldbergbau tätig war: Der Goldpreis lag damals unter 300 Dollar je Unze aber der Break-Even-Preis der südafrikanischen Minen lag deutlich darüber.
Frage: Was auch nicht schlimm wäre. Schließlich braucht man in der Industrie und zum Leben nur wenig Gold. Die größte Nachfrage kommt aus Liebhaberei, Status und Angst. Das kann von heute auf morgen kräftig nachlassen.
Berlenbach: Wenn Sie tatsächlich an eine Nachfrageumkehr glauben, bitte, ich kann Sie nicht hindern. Ich teile diese Meinung aber nicht.
Frage: Dann haben Sie bestimmt gute Argumente.
Berlenbach: Wir erleben eine Monetarisierung von Gold. Die Chinesen wollen raus aus dem Dollar und rein in einen Währungskorb, der Gold mit einschließt. Sobald das passiert, wollen die Leute noch mehr Gold haben als jetzt schon. Sie können es aber nicht drucken. Ich bin kein Volkswirt, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Was wir in Europa gerade sehen, fährt voll gegen die Wand.
Frage: Da muss ich Ihnen leider zustimmen.
Berlenbach: Und was soll dann passieren? Es spricht vieles dafür, dass wir eine Art Alternativwährung bekommen. Einen direkten Goldstandard erwarte ich zwar nicht. Aber ein Trend ist definitiv schon im Markt.
Frage: Ein Trend, den auch der zehn Jahre steigende Goldpreis provoziert haben könnte.
Berlenbach: Nein. Der Anstieg kommt von echter Nachfrage. Nicht aus Deutschland, nicht aus Amerika. Nein, die Chinesen kaufen wie verrückt Gold.
Frage: Deutsche Privatanleger langen auch kräftig zu.
Berlenbach: Aber lange nicht so viel wie die Chinesen. China ist der weltgrößte Goldförderer, und keiner weiß genau, wo das Gold hingeht. Es berührt den Boden gar nicht. Genaue Zahlen gibt es leider nicht. Auch die offiziell 1.000 Tonnen Zentralbankreserve glaube ich schon lange nicht mehr. Das könnten schon 5.000 Tonnen oder mehr sein. Und ganz plötzlich sagt die Regierung, dass sie den Renminbi an den Währungskorb koppelt. Das könnte passieren.
Joachim Berlenbach: Viel zu weit. Sie dürfen die realen Kosten nicht vergessen. Damals führten Analysten künstliche Systeme ein, um Internetfirmen bewerten zu können.
Frage: Aktienkurse wurden mit Klickraten ins Verhältnis gesetzt.
Berlenbach: Weil das alles auf fundamentaler Basis nicht mehr zu bewerten war. Bei Goldaktien gibt es aber einen echten Bewertungsmaßstab. Betrachtet man einmal die Gesamtausgaben pro produzierter Unze Gold und nicht nur die reinen Förderkosten, hat es 2011 im Schnitt 1.235 Dollar gekostet, um eine Unze Gold zu fördern und die notwendigen neuen Investitionen in Minen und Exploration zu tätigen. Das war ein Anstieg von 33 Prozent zum Vorjahr. Läge der Goldpreis genau dort, hätten die Goldfirmen unter dem Strich nichts mehr verdient. Das ist doch eine greifbare Zahl, oder? Aktuell haben die Unternehmen also gesunde Margen. Und ja, der Goldpreis kann sicherlich noch einmal um 100 Dollar fallen. Dafür reicht ein größerer Verkauf aus einem Gold-ETF. Mal eine einfache Rechnung: Wir lassen den Goldpreis konstant bei 1.500 Dollar und inflationieren die Kosten – nicht mit 20 Prozent, wie es gerade der Fall ist, sondern konservativ mit 10 Prozent.
Frage: Klingt immer noch happig.
Berlenbach: Nicht wirklich, wir werden dieses Jahr real wieder deutlich darüber liegen. Der Goldgehalt in den neuen Lagerstätten nimmt rapide ab, also müssen Sie größere Minen bauen. Sie müssen in Länder wie Elfenbeinküste, Peru und Indonesien rein, in denen es kaum Infrastruktur gibt. Die müssen Sie mit aufbauen, die Kapitalkosten werden also weiter steigen. Und es ist unwahrscheinlich dass in solchen Ländern irgendetwas ohne Schmiergeld läuft. Arbeitskräfte werden teurer, der für die Maschinen in rauen Mengen benötigte Diesel wird immer teurer.
Aber selbst wenn wir nur 10 Prozent Inflation unterstellen, bräuchten wir in zwei Jahren schon einen Preis von 1.650 Dollar, nur um überhaupt einen positiven Cash Flow zu erreichen. Wenn das nicht passiert, entlassen die Unternehmen sehr schnell Arbeiter, bauen Kapazitäten ab und stecken weniger Geld in die Exploration und den Bau neuer Minen, um abgebaute Produktion zu ersetzen. Ich habe das selbst Ende der 90er Jahre erlebt, als ich im südafrikanischen Goldbergbau tätig war: Der Goldpreis lag damals unter 300 Dollar je Unze aber der Break-Even-Preis der südafrikanischen Minen lag deutlich darüber.
Frage: Was auch nicht schlimm wäre. Schließlich braucht man in der Industrie und zum Leben nur wenig Gold. Die größte Nachfrage kommt aus Liebhaberei, Status und Angst. Das kann von heute auf morgen kräftig nachlassen.
Berlenbach: Wenn Sie tatsächlich an eine Nachfrageumkehr glauben, bitte, ich kann Sie nicht hindern. Ich teile diese Meinung aber nicht.
Frage: Dann haben Sie bestimmt gute Argumente.
Berlenbach: Wir erleben eine Monetarisierung von Gold. Die Chinesen wollen raus aus dem Dollar und rein in einen Währungskorb, der Gold mit einschließt. Sobald das passiert, wollen die Leute noch mehr Gold haben als jetzt schon. Sie können es aber nicht drucken. Ich bin kein Volkswirt, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Was wir in Europa gerade sehen, fährt voll gegen die Wand.
Frage: Da muss ich Ihnen leider zustimmen.
Berlenbach: Und was soll dann passieren? Es spricht vieles dafür, dass wir eine Art Alternativwährung bekommen. Einen direkten Goldstandard erwarte ich zwar nicht. Aber ein Trend ist definitiv schon im Markt.
Frage: Ein Trend, den auch der zehn Jahre steigende Goldpreis provoziert haben könnte.
Berlenbach: Nein. Der Anstieg kommt von echter Nachfrage. Nicht aus Deutschland, nicht aus Amerika. Nein, die Chinesen kaufen wie verrückt Gold.
Frage: Deutsche Privatanleger langen auch kräftig zu.
Berlenbach: Aber lange nicht so viel wie die Chinesen. China ist der weltgrößte Goldförderer, und keiner weiß genau, wo das Gold hingeht. Es berührt den Boden gar nicht. Genaue Zahlen gibt es leider nicht. Auch die offiziell 1.000 Tonnen Zentralbankreserve glaube ich schon lange nicht mehr. Das könnten schon 5.000 Tonnen oder mehr sein. Und ganz plötzlich sagt die Regierung, dass sie den Renminbi an den Währungskorb koppelt. Das könnte passieren.