Frage: In Deutschland halten viele Experten Aktien für das wichtigste Investment. Was spricht Ihrer Meinung nach trotzdem für Anleihen?
Jim Leaviss: In den vergangenen 30 Jahren haben Anleihen in einem großen Zinssenkungs-Trend Aktien hinter sich gelassen. Doch nun haben wir seit der Lehman-Pleite Zinsniveaus, bei denen nach Abzug der Inflation ein Verlust bleibt. Das lässt Staatsanleihen natürlich schlecht aussehen. Aber die Zinsen werden so schnell auch nicht steigen, angesichts der enormen Schuldenlasten der Staaten und der hohen Arbeitslosigkeit. Selbst Deutschland hat meiner Meinung nach, gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu hohe Schulden.
Frage: … was wir sehr gern unterschreiben.
Leaviss: Deutschland hat ein Rentenproblem und ein Schuldenproblem und gilt trotzdem als der beste Platz zum Investieren. Generell brauchen die Staaten Inflation, um ihre Schulden abzutragen. Und die Zentralbanken müssen sich gerade mehr darum kümmern, Leute in Lohn und Brot zu bringen.
Frage: Kampf gegen Arbeitslosigkeit und nicht mehr gegen Inflation?
Leaviss: Ja, das Niedrigzinsniveau ist auch dazu geschaffen worden, dass Anleger ihr Geld in Risikoanlagen stecken, in die Wirtschaft. Das ist ein wichtiger Schwenk in der Geldpolitik. Erwarten Sie aber trotzdem nicht gleich einen Ausverkauf von Staatsanleihen. Aber es gibt derzeit wirklich Besseres.
Frage: Aktien?
Leaviss: Es glauben wirklich viele, dass Aktien vor Inflation schützen.
Frage: Wir können uns das auch gut vorstellen.
Leaviss: Ja, die Gewinne steigen mit der Inflation, und das Geld hebt die Kurse, und so weiter. Doch in Wirklichkeit sehen die Bewertungszahlen im Vergleich zu Anleihen plötzlich mies aus. Denn dort steigen die Renditen und damit der Bewertungsmaßstab. Beispielsweise waren Aktien in den 70er Jahren eine der schlechtesten Anlageklassen.
Frage: Wie wollen die Regierungen Inflation erzeugen? Die lahme Konjunktur spricht nicht wirklich dafür.
Leaviss: Es hat auch in den 70ern bei schwacher Wirtschaft funktioniert. Damals war es der Ölpreis. Heute könnte es Lohndruck geben.
Frage: Wo soll der herkommen?
Leaviss: Aus Deutschland. Dort gehen die Arbeitslosenzahlen bei gleichen Einkommen seit Jahren zurück. 2013 wird es einige heftige Forderungen nach höheren Löhnen geben. Und die werden zum Teil erfolgreich sein. Damit könnte Deutschland ein Auslöser für Inflation werden.
Frage: Nun müssen Sie mir mal erklären, wie Sie am Rentenmarkt noch vernünftige Renditen nach Inflation erreichen wollen.
Leaviss: Zum einen durch ausdrücklich inflationsgebundene Anlagen, also inflationsgebundene Staatsanleihen oder besser Unternehmensanleihen. Es ist wichtig, Kreditrisiken einzugehen, auch in Hochzinsanleihen, weil Sie hier die Inflationsrate noch herausholen können. Sie sollten dabei weltweit schauen, um durch Währungsgewinne noch etwas dazuverdienen zu können. Seien Sie dabei flexibel. In einer Welt mit Realzinsen unter Null haben Makro-Bond-Funds 10 Prozent Gewinn eingefahren, und das liegt nicht etwa an Staatsanleihen. Wenn Sie bei Bundesanleihen auf fallende Kurse setzen, verdienen Sie sogar noch Geld, wenn die Inflation kommt und die Zinsen wieder steigen.
Frage: Sie sind short in Schwellenländern. Ist das eine langfristige Position?
Leaviss: Jeder liebt Schwellenländer, sie sind sehr populär. Sie haben eine junge Bevölkerung, kein Problem mit der Altersrente, niedrige Schuldenstände, Rohstoffe, und sie handeln mit China. Aber das alles ist kein Geheimnis mehr, und das ist das Problem.
Frage: Was haben Sie denn dagegen?
Leaviss: Chinas Wachstum wird schwächer. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben bei einer Präsentation von 3,5 Prozent Wachstum pro Jahr in der kommenden Dekade gesprochen. Das Publikum hat gelacht, weil es das einfach nicht erwartet. Aber es muss so kommen. Die Löhne steigen in China, es ist nicht mehr der billigste Platz der Welt.
Frage: Outsourcing des Outsourcings?
Leaviss: Ja, Produktion wandert nach Vietnam und sogar Mexiko aus, das ja näher am US-Markt liegt. Japan passierte das in den 70er Jahren, als Hongkong plötzlich billiger war. Schon gingen Japans Wachstumsraten zurück. In China dagegen steigt das Kreditvolumen rasant, so schnell wie nirgendwo sonst in der Welt – für alle möglichen Arten; in den vergangenen drei Jahren ist das Kreditvolumen um 55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Wie so etwas ausgeht, sehen wir heute in Spanien oder den USA.
Frage: Wie gehen Sie damit um?
Leaviss: Indem wir Märkte meiden, in denen wir keine Chancen mehr finden. In Ländern wie Brasilien sind die Risikoaufschläge so tief wie nie. Die Renditen der Staatsanleihen liegen nur noch 70 Basispunkte über denen von US-Anleihen. Das Kapital ist schon in diese Länder geflossen. Kaum auszudenken, was passiert, wenn es wieder rausfließt. Manche Fonds haben 2008 mit solchen Anleihen in drei Wochen 10 Prozent verloren. Das macht mir manchmal wirklich Angst. Es könnte wieder passieren.
Jim Leaviss: In den vergangenen 30 Jahren haben Anleihen in einem großen Zinssenkungs-Trend Aktien hinter sich gelassen. Doch nun haben wir seit der Lehman-Pleite Zinsniveaus, bei denen nach Abzug der Inflation ein Verlust bleibt. Das lässt Staatsanleihen natürlich schlecht aussehen. Aber die Zinsen werden so schnell auch nicht steigen, angesichts der enormen Schuldenlasten der Staaten und der hohen Arbeitslosigkeit. Selbst Deutschland hat meiner Meinung nach, gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu hohe Schulden.
Frage: … was wir sehr gern unterschreiben.
Leaviss: Deutschland hat ein Rentenproblem und ein Schuldenproblem und gilt trotzdem als der beste Platz zum Investieren. Generell brauchen die Staaten Inflation, um ihre Schulden abzutragen. Und die Zentralbanken müssen sich gerade mehr darum kümmern, Leute in Lohn und Brot zu bringen.
Frage: Kampf gegen Arbeitslosigkeit und nicht mehr gegen Inflation?
Leaviss: Ja, das Niedrigzinsniveau ist auch dazu geschaffen worden, dass Anleger ihr Geld in Risikoanlagen stecken, in die Wirtschaft. Das ist ein wichtiger Schwenk in der Geldpolitik. Erwarten Sie aber trotzdem nicht gleich einen Ausverkauf von Staatsanleihen. Aber es gibt derzeit wirklich Besseres.
Frage: Aktien?
Leaviss: Es glauben wirklich viele, dass Aktien vor Inflation schützen.
Frage: Wir können uns das auch gut vorstellen.
Leaviss: Ja, die Gewinne steigen mit der Inflation, und das Geld hebt die Kurse, und so weiter. Doch in Wirklichkeit sehen die Bewertungszahlen im Vergleich zu Anleihen plötzlich mies aus. Denn dort steigen die Renditen und damit der Bewertungsmaßstab. Beispielsweise waren Aktien in den 70er Jahren eine der schlechtesten Anlageklassen.
Frage: Wie wollen die Regierungen Inflation erzeugen? Die lahme Konjunktur spricht nicht wirklich dafür.
Leaviss: Es hat auch in den 70ern bei schwacher Wirtschaft funktioniert. Damals war es der Ölpreis. Heute könnte es Lohndruck geben.
Frage: Wo soll der herkommen?
Leaviss: Aus Deutschland. Dort gehen die Arbeitslosenzahlen bei gleichen Einkommen seit Jahren zurück. 2013 wird es einige heftige Forderungen nach höheren Löhnen geben. Und die werden zum Teil erfolgreich sein. Damit könnte Deutschland ein Auslöser für Inflation werden.
Frage: Nun müssen Sie mir mal erklären, wie Sie am Rentenmarkt noch vernünftige Renditen nach Inflation erreichen wollen.
Leaviss: Zum einen durch ausdrücklich inflationsgebundene Anlagen, also inflationsgebundene Staatsanleihen oder besser Unternehmensanleihen. Es ist wichtig, Kreditrisiken einzugehen, auch in Hochzinsanleihen, weil Sie hier die Inflationsrate noch herausholen können. Sie sollten dabei weltweit schauen, um durch Währungsgewinne noch etwas dazuverdienen zu können. Seien Sie dabei flexibel. In einer Welt mit Realzinsen unter Null haben Makro-Bond-Funds 10 Prozent Gewinn eingefahren, und das liegt nicht etwa an Staatsanleihen. Wenn Sie bei Bundesanleihen auf fallende Kurse setzen, verdienen Sie sogar noch Geld, wenn die Inflation kommt und die Zinsen wieder steigen.
Frage: Sie sind short in Schwellenländern. Ist das eine langfristige Position?
Leaviss: Jeder liebt Schwellenländer, sie sind sehr populär. Sie haben eine junge Bevölkerung, kein Problem mit der Altersrente, niedrige Schuldenstände, Rohstoffe, und sie handeln mit China. Aber das alles ist kein Geheimnis mehr, und das ist das Problem.
Frage: Was haben Sie denn dagegen?
Leaviss: Chinas Wachstum wird schwächer. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben bei einer Präsentation von 3,5 Prozent Wachstum pro Jahr in der kommenden Dekade gesprochen. Das Publikum hat gelacht, weil es das einfach nicht erwartet. Aber es muss so kommen. Die Löhne steigen in China, es ist nicht mehr der billigste Platz der Welt.
Frage: Outsourcing des Outsourcings?
Leaviss: Ja, Produktion wandert nach Vietnam und sogar Mexiko aus, das ja näher am US-Markt liegt. Japan passierte das in den 70er Jahren, als Hongkong plötzlich billiger war. Schon gingen Japans Wachstumsraten zurück. In China dagegen steigt das Kreditvolumen rasant, so schnell wie nirgendwo sonst in der Welt – für alle möglichen Arten; in den vergangenen drei Jahren ist das Kreditvolumen um 55 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Wie so etwas ausgeht, sehen wir heute in Spanien oder den USA.
Frage: Wie gehen Sie damit um?
Leaviss: Indem wir Märkte meiden, in denen wir keine Chancen mehr finden. In Ländern wie Brasilien sind die Risikoaufschläge so tief wie nie. Die Renditen der Staatsanleihen liegen nur noch 70 Basispunkte über denen von US-Anleihen. Das Kapital ist schon in diese Länder geflossen. Kaum auszudenken, was passiert, wenn es wieder rausfließt. Manche Fonds haben 2008 mit solchen Anleihen in drei Wochen 10 Prozent verloren. Das macht mir manchmal wirklich Angst. Es könnte wieder passieren.