Jenseits herkömmlicher Kriterien Welche Bewertungsmethoden bei Tech-Firmen greifen

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Eine der sicherlich am weitesten verbreiteten Kennzahlen ist der Umsatz-Multiple. Bei dieser Kennzahl wird der aktuelle Börsenwert einer AG durch den Umsatz des letzten Geschäftsjahres geteilt. So entsteht der Multiplikator, der wiederum als Vergleichsgröße herangezogen wird. Bei Internet- und Cloud-Firmen läuft dieser Wert bereits in Richtung des 30- bis 40-fachen.

Bei einer unveränderten und somit flach verlaufenden Umsatzentwicklung und einer Nettomarge von 100 Prozent bräuchte ein Investor also 30 bis 40 Jahre um sein Geld zurückzuverdienen. Unrealistisch an diesem Beispiel: es gibt kein Unternehmen mit einer Nettomarge von 100 Prozent, wodurch sich die Wartezeit entsprechend verlängert. Abgesehen davon haben Investoren in der Regel kaum 40 Jahre Zeit zu warten. Daran wird besonders deutlich, wie weit die Bewertungen wieder auf Niveaus vordringen, die sicherlich nicht mehr im Rahmen einer normalen Marktbewertung liegen.

Generell gibt es viele zusätzliche Bewertungsmethoden und Kennzahlen. Eine bei Tech-Unternehmen etwas altmodisch anmutende Methode ist die Discounted-Cash-Flow-Methode, die immer noch gut funktioniert, auch bei jungen Firmen. Hierbei wird aus der Umsatzprognose über die nächsten drei bis vier Jahre sowie der Annahme der daraus folgenden Cash-Flow- und Margen-Entwicklung ein Wert errechnet. Dieser wiederum wird mit Hilfe der Kapitalkosten diskontiert und ergibt letztendlich einen Barwert des Unternehmens: den Fair Value. Da diese Kennzahl und der Umgang damit weithin bekannt ist, gehen wir im Folgenden nicht weiter darauf ein.

Als weitere relevante Kennzahl im Tech-Sektor dient insbesondere bei Internetfirmen die Kennzahl Monthly Unique Visitors (MUV) - die einzelnen monatlichen Besucher der Webseite. Der Online-Händler Amazon zum Beispiel hat rund 2,4 Milliarden dieser Nutzer. Die MUV gibt einen sehr breiten Einblick, ist am Ende aber nur ein Anzeichen der Aufmerksamkeit für die Seite oder das angebotene Produkt. Die Schwäche dieser Kennzahl liegt auf der Hand: eine hohe Zahl dieser Nutzer heißt noch lange nicht, dass die Firma dadurch auch eine Menge Geld verdient.

Deutlich relevanter ist der darauf basierende zweite Schritt: Bleibt der Nutzer länger auf der Seite und was folgt aus seinem Besuch? Geht er den gesamten Kommunikationsweg mit, lässt er sich registrieren oder kauft er etwas? Hier ist die Rede von der so genannten Conversion-Rate (CR). Die CR ergibt sich aus der Teilung der Käufer durch die Besucher einer Webseite und wird somit in Prozent ausgedrückt. Etwas genauer wird der CR, wenn zum Beispiel die MUVs zur Berechnung herangezogen werden. Häufig liegen diese Werte zwischen 1 und 5 Prozent, in Spitzen sind auch circa 10 Prozent möglich.