Jens Spudy im Gespräch „Wir müssen erklären, dass Family Office nicht gleich Family Office ist“

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Es gibt auch Family Offices, die sich auf einzelne Anlageklassen spezialisieren. Fehlt da das Ganzheitliche?

Spudy: Aus unserer Sicht ist ein Family Office nur dann ein Family Office, wenn es auch sämtliche zugehörigen Dienstleistungen anbietet. Das kann für die Kunden letztlich schon sehr relevant sein. Die Mandanten müssen die Angebotsbreite und -tiefe hinterfragen, aber auch, welche Interessen ihr Family Office leiten, und dessen Empfehlungen entsprechend einordnen.

Vor einigen Jahren traten noch viele Banken mit einer eigenen Family-Office-Tochter am Markt auf. Was beflügelt Ihrer Meinung nach beim Kunden die Wahrnehmung, dass ein bankenunabhängiges Family Office vorzuziehen ist?

Spudy: Es gibt ein gewachsenes Misstrauen in die Banken. Immer mehr Mandanten haben erkannt, dass ein bankeigenes Family Office einen gewissen Druck verspüren kann, vor allem mit den Finanzprodukten der entsprechenden Bank zu arbeiten. Dass das nicht immer zwingend das Optimum für den Mandanten sein muss, leuchtet wohl jedem ein. Ein unabhängiges Family Office hat hier viel mehr Möglichkeiten, für den Mandanten wirklich das Beste herauszuholen.

Wie hat sich die Risikowahrnehmung Ihrer Klientel in den vergangenen Jahren verändert?

Spudy: Das hängt sehr vom Vermögen ab. Wer über ein großes Vermögen verfügt, muss nicht so viel Risiko eingehen. Gerade die sehr vermögenden Mandanten legen zunehmend mehr Wert auf den Vermögenserhalt als auf spektakuläre Renditen. Unser Motto „Sicherheit über Generationen“ ist also nicht als Marketing-Kampagne zu verstehen, sondern hat tatsächlich höchste Priorität für alle Beteiligten.

In einem Interview haben Sie im Sommer 2016 die Ambition geäußert, in fünf Jahren zu den größten Family Offices in Deutschland zu zählen. Wie viel Luft ist noch nach oben?

Spudy: Gemessen am betreuten Vermögen gehören wir bereits heute zu den führenden Multi Family Offices in Europa. Aber natürlich ist noch reichlich Luft nach oben. Ein weiterer interessanter Standort für uns könnte München sein. In den nächsten Jahren wäre auch eine Ausweitung im europäischen Raum denkbar.



Über den Interviewten:
Jens Spudy ist geschäftsführender Gesellschafter des Spudy Family Office. Das Hamburger Unternehmen gibt es seit 2015 und hieß bislang Spudy Invest. Zuvor war Spudy jahrelang namensgebender Gesellschafter beim Multi Family Office Spudy & Co., der heutigen Auretas Family Trust. Das Family-Office-Thema entdeckte er bereits Anfang der Neunziger.

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