Jede zweite Anleihe rentiert negativ Nachfrage nach Unternehmensanleihen wächst

Nachdem die US-Notenbank Fed ihren Leitzins Ende Juli 2019 erstmals seit gut zehn Jahren gesenkt hat, gehen Analysten der norwegischen Fondsgesellschaft DNB Asset Management davon aus, dass internationale Rentenanleger noch stärker in Unternehmensanleihen investieren werden. „Da immer mehr Staatsanleiherenditen rund um den Globus ins Minus gefallen sind und noch fallen werden, sehe ich schon, dass mehr und mehr Investoren in Credits umschichten“, meint Svein Aage Aanes, der bei DNB Asset Management den Fixed-Income-Bereich leitet, im Interview der Börsen-Zeitung. 

Aanes geht davon aus, dass die US-Notenbank mit weiteren Zinssenkungen auf den US-Handelskonflikt und die damit einhergehende Konjunkturschwäche reagieren wird. „Dieser Handelskonflikt wird uns mehrere Jahre begleiten. Und von daher sehe ich gute Chancen, dass wir in einen neuen Zinszyklus der Fed, also eine Runde von Zinssenkungen, eingetreten sind.“ Der Marktbeobachter rechnet mit weiteren Zinssenkungen, „die den größten Teil der Zinserhöhungen, die seit Dezember 2015 stattgefunden haben, ausgleichen“. Der Leitzins der Fed liegt derzeit in der Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent. Zwischen 2008 und 2015 stagnierte der Leitzins nahe null.

Vor diesem Hintergrund bleibt die Unsicherheit auch in den europäischen Staatsanleihemärkten, insbesondere bei Bundesanleihen, hoch. „Angesichts des Einlagensatzes der EZB von minus 40 Basispunkten und der zehnjährigen Bundrendite von fast minus 70 Basispunkten erwarten die Märkte bereits eindeutig eine expansivere Geldpolitik der EZB, sowohl in Form von Zinssenkungen als auch wahrscheinlich mehr Quantitative Easing“, meint der Rentenexperte und vermutet, „dass wir in den kommenden zwölf Monaten noch mehr Maßnahmen der EZB als erwartet sehen könnten, was bedeutet, dass die Talsohle für längerfristige Renditen noch nicht erreicht ist.“ 

Negative Renditen sind Alltag 

Der Anteil der europäischen Anleihen mit negativen Renditen nimmt nach Angaben der Handelsplattform Tradeweb zu. Inzwischen hätten 49,5 Prozent der Firmenpapiere mit einer guten Bonität einen Zins im Minusbereich, heißt es unter Berufung auf Daten von Ende August. Im Januar waren es noch zwölf Prozent. Bei den Staatstiteln lag der Anteil sogar bei fast 69 Prozent. Das seien 29 Prozent mehr als Anfang 2019. 

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