Die Rückkehr des US-Konsumenten Janet Yellen verlässt sich auf altbewährte Konsumfreude – zu Recht?

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#  3 Automatisierung

Mit jedem weiteren Monat erhöht sich der Automatisierungsgrad der US-Wirtschaft. Im Jahr 2013 wurden pro Monat lediglich rund 7.000 neue Jobs im produzierenden Gewerbe geschaffen, obwohl es ein starkes Jahr für Produktionsbetriebe war. Die Differenz erklärt sich durch den zunehmenden Einsatz von Robotern. Ein gefährliches Paradoxon: je mehr davon eingesetzt werden, desto besser für die Volkswirtschaft (durch Produktivitätsanstieg), aber umso schlechter für die Mittelschicht.

Eine Studie der Oxford Universität aus dem Jahr 2013 warnt davor, dass binnen 20 Jahren 47 Prozent aller US-Jobs von Maschinen abgelöst werden könnten. 47 Prozent (!). War bisher stets die Rede von gefährdeten Jobs in der Produktion, also überwiegend von repetitiven Tätigkeiten, sind nun auch zunehmend Service & White Collar Jobs unter Druck. „Big Data“ und einer stets steigenden Verarbeitungskapazität von Computern sei Dank.

Bereits im Jahr 2003 beschrieb Alan Manning (London School of Economics) in seinem Paper “Lousy and Lovely Jobs: The Rising Polarization of Work in Britain,” ein Phänomen, dass wir im Jahr 2014 als empirisch validiert betrachten dürfen. Er prägte den Begriff „Job Polarisation“. Dieser bedeutet, dass Anstellungen im höchsten und niedrigsten Einkommenssegment zunehmen, während Mittelschicht Jobs abhandenkommen.

In den USA sehen wir seit 2009 exakt jene job polarisation. Laut einer Untersuchung des National Employment Law Projects (NELP) betrafen 22 Prozent der Kündigungen während der Great Recession Low-Wage-Jobs (bis 13,83 US-Dollar). Nun zeichnen sich eben diese für 58 Prozent der recovery jobs verantwortlich.

Bei Middle-Income-Jobs verhält es sich genau umgekehrt. Die „Labour Share“ Aufstellung (Abbildung XVIII) zeigt wohin das führt. Die Kompensation für geleistete Arbeit im Vergleich zum BIP ist seit gut 30 Jahren rückläufig. Nicht nur in den USA, wohlgemerkt.


Abbildung XVIII

Fazit

Kurzfristig zeigt sich der US-Konsument konsolidiert und bereit, seine traditionelle Rolle als Stütze der US-Wirtschaft wieder ausüben zu können.

Doch sollte dieser PSC geklärt haben, dass die drei genannten Einflussfaktoren (Struktur des Arbeitsmarktes, Inequality und Automatisierung) gegen einen dauerhaften Turnaround des US-Konsumenten sprechen.

Über den Autor

Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, eine Beratungsfirma für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre lang als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation.

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