Die Rückkehr des US-Konsumenten Janet Yellen verlässt sich auf altbewährte Konsumfreude – zu Recht?

Markus Schuller, Gründer von Panthera Solutions

Markus Schuller, Gründer von Panthera Solutions

Am Dienstag letzter Woche bot sich mir die Möglichkeit eines Privatissimums mit David Rosenberg (Gluskin Sheff), einem der arriviertesten Wall-Street-Ökonomen. In den zwei Stunden intensiver Debatte ging es hauptsächlich um den Zustand des US-Konsumenten. Dieser macht den Unterschied, ob die Fed ihre sanft eingeleitete Kehrtwende fortsetzen und dabei auf eine Ablöse durch realwirtschaftliche Kräfte bauen kann.

Über David Rosenberg wird in diesen Tagen oftmals berichtet, weil er sich Ende 2013 von seinem jahrelangen Image als Perma-Bär löste und nun die makroökonomische Großwetterlage der Weltwirtschaft – jener der USA im Speziellen - optimistisch einschätzt. Er begründet diese Wandlung mit der Genesung des US-Konsumenten.

Sehen wir uns in diesem PSC deshalb die Konstitution des US-Konsumenten an. David unterstreicht dessen Wichtigkeit mit folgenden Zahlen. 15 Prozent des Welt-GDP werden vom US-Konsumenten getragen. Das Wachstum des Euroraums weist eine Korrelation von 0.84 mit US PCE growth aus.

Sein Narrativ zusammengefasst: der US-Konsument schloss sein Deleveraging ab und kann nun wieder als der zentrale Treiber des US-Wachstums fungieren.

Eines steht durchaus fest: die Haushalte entschuldeten sich binnen fünf Jahren auf ein deutlich tragfähigeres Niveau – ein erstaunliches Tempo.


Abbildung I


Abbildung I zeigt ein Absinken der Haushaltsverschuldung im Vergleich zum BIP von 98 Prozent (2009) auf knapp über 80 Prozent (2013). Immer noch über historischem Durchschnitt, aber administrierbarer. Dank der niedrigen Zinslandschaft und dem Rückführen von Krediten, sank der Anteil am Haushaltseinkommen, das für den Schuldendienst aufgewandt wird, von über 13 Prozent auf unter 10 Prozent (Abbildung II).


Abbildung II


Auch fiel die Rate an Konsumentenkrediten mit Zahlungsverzug von nahe 5 Prozent auf unter 2.5 Prozent (Abbildung III). Gut für den Konsumenten, gut für die Banken. Zudem hilft dem Konsumenten der seit Mitte 2012 einsetzende Anstieg der Häuserpreise. Damit einher geht eine kontinuierliche Reduktion von Wohnimmobilien mit „negative equity“, also einer Situation in der der Marktpreis einer Immobilie kleiner der Kreditsumme notiert.


Abbildung III


Abbildung IV ist  ebenso  Teil  der  Rosenberg ́schen Pro-Konsumenten Argumentation. Laut einer aktuellen Schätzung des CBO, lässt der Druck auf den Konsumenten seitens der Austeritätsprogramme der öffentlichen Hand mit 2014 deutlich nach. Ein weiterer Kaufkraft-stimulierender Impuls.

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Abbildung IV


Als letztes Argument führt er ins Feld, dass die Jobaussichten in den USA sehr gut wären. Der in Abbildung V gezeigte Manpower Employment Outlook auf einem 5-Jahres-Hoch, die stets wachsende Zahl an Mitarbeiter-suchenden KMUs (Abb VI) und der kontinuierliche Anstieg an selbstkündigenden Mitarbeiter (Abb VII) dienen ihm als Begründung.


Abbildung V


Abbildung VI


Abbildung VII

Zwischenfazit

Die Annahme eines kurzfristigen Rebounds des US-Konsumenten ist gut abgesichert. Während des Privatissimums beschäftigte mich die Frage, wie dauerhaft dieses Wiedererstarken ist. Denn die Basisannahme der Fed, um ihren Rückzug zu rechtfertigen, beruht auf einer Substitution der eigenen Impulse durch realwirtschaftliche Kräfte mit einem Fokus auf die Binnennachfrage.