Jahresverlust von über 800.000 Euro Was ist Spudy & Co. überhaupt wert?

Die Geschäftsführer vom Family Office Spudy & Co., Randolph Kempcke (links) und Jens Spudy, gehen künftig getrennte Wege

Die Geschäftsführer vom Family Office Spudy & Co., Randolph Kempcke (links) und Jens Spudy, gehen künftig getrennte Wege

Der Abgang von Jens Spudy vom Family Office Spudy & Co. war ein Paukenschlag. Der Gründer und Geschäftsführer vom Hamburger Family Office gibt seinen 21-prozentigen Anteil am Unternehmen an die anderen Gesellschafter ab. Gleichzeitig übernimmt er die drei Immobilien-Tochtergesellschaften Spudy & Co. Immobilien Office, Jens W. Ehlers Vermögensverwaltung sowie Jens W. Ehlers Hausverwaltung.

Doch was ist Spudy & Co. überhaupt wert, und welchen Wert hat der 21-prozentige Anteil von Jens Spudy?

Eine Daumenregel besagt, dass derzeit für Vermögensverwaltungen je nach Margenstärke 1,50 bis 1,75 Prozent der Vermögensgelder gezahlt wird. Demnach käme Spudy & Co. mit seinen 6 Milliarden Euro verwalteten Kundengeldern auf einen Unternehmenswert von 90 bis 105 Millionen Euro.

Diese Daumenregel lässt sich bei der Bewertung von Family Offices jedoch nicht anwenden. Ein Blick auf die Details offenbart nämlich einen anderen, weitaus geringeren Unternehmenswert. Spudy & Co. verwaltete vor seiner Aufteilung besagte 6 Milliarden Euro Kundengelder. Nach der Aufteilung verbleiben 4 Milliarden Euro beim Family Office, 2 Milliarden Euro liegen in den drei Immobiliengesellschaften. Allerdings muss man bei den Kundengeldern die Assets under Management (AuM) von Assets under Control unterscheiden (AuC). Während bei ersteren das Portfolio aktiv gemanagt wird, werden letztere von anderen Vermögensmanagern verwaltet und lediglich ein Vermögens-Reporting erstellt.

Eine Befragung unter Vermögensverwalter ergab, dass derzeit am Markt rund eineinhalb Jahreserträge für Kundengelder – abhängig von der jeweiligen Jahres-Bruttomargen der Vermögenswerte – bezahlt werden. Bei Spudy & Co. sollen rund 600 bis 800 Millionen Euro AuM sein. Bei einer Bruttomarge von ein Prozent, dürfte der Kaufwert der AuM also bei 10 Millionen Euro liegen.

Hinzu kommen rund 5,2 bis 5,4 Milliarden AuC, davon fallen 2 Milliarden Euro auf Immobilien-Töchter. Bei Assets under Control handelt es sich um ein reines Vermögens-Controlling, daher liegt die durchschnittliche Bruttomarge mit rund 0,25 Prozent um einiges niedriger als bei AuM. Der Wert der 3,2 bis 3,4 Milliarden Euro AuC, die bei Spudy & Co. verbleiben, beträgt also für eineinhalb Jahreserträge rund 12,5 Millionen Euro.

Zu guter Letzt die Bewertung des Immobiliengeschäfts. Branchenüblich sind hier Bruttomargen von 0,20 Prozent. Sie liegen etwas tiefer als bei AuC anderer Anlageklassen, weil es bei der Verwaltung von Immobilien-Investments schlicht weniger zu tun gibt. Der Kaufwert der an Jens Spudy übertragenen 2 Milliarden Euro Immobilienvermögen beläuft sich also auf geschätzte 6 Millionen Euro – kein Zufall, dass dies in etwa dem Wert des 21-prozentigen Anteil des Spudy-Gründers entspricht.

Nach dieser Berechnung wäre das Family Office Spudy & Co. rund 30 Millionen Euro wert. Verkaufsverhandlungen mit dem Finanzkonzern KBL, hinter dem Investoren aus Katar stehen und zu dem auch die Privatbank Merck Finck gehört, scheiterten im Juni 2013. Ein Grund könnte sein, dass Spudy & Co. nicht attraktiv genug war. Immerhin musste das Hamburger Family Office laut Bundesanzeiger im Jahr 2012 einen Jahresverlust von knapp 850.000 Euro verzeichnen.


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