Das Investmenthaus Edmond de Rothschild ist ein Meister im Timing. Auch 2018 veranstaltete die in Paris beheimatete Finanzgruppe für deutsche Interessenten eine „Jahreskonferenz“. Die Fachveranstaltung in Frankfurt am Main fand am 5. Dezember statt. Mit der Konferenz verfolgt Rothschild das Ziel, Vermögensverwalter und Consultants mit Analysen aus den eigenen Reihen zu versorgen und ihnen für das Gespräch mit Kunden Orientierung zu geben.
Und es gab viel zu analysieren in den interaktiv gestalteten Fachvorträge der Pariser Experten aus dem Portfolio Management, wobei sich vor allem die Politik der US-Notenbank Fed wie ein roter Faden durch die Veranstaltung mit rund 50 Gästen zog. Und was das Timing betrifft: Erstmals seit rund elf Jahren lagen die Renditen von dreijährigen und zweijährigen US-Anleihen zum Zeitpunkt der Konferenz höher als die Renditen im fünfjährigen Laufzeitbereich. Eine inverse Zinskurve mit höheren Kurzfrist- als Langfristzinsen gilt als Rezessionssignal. Historisch gingen inverse Zinskurven in den USA oft mit wirtschaftlichen Schrumpfungsphasen einher.
Fest steht aber auch: Es gab in der jüngeren Geschichte praktisch kaum eine Periode, in der die Kapitalmärkte so stark von der Geldpolitik beeinflusst wurden wie zurzeit. Was für die Rentenmärkte gilt, gilt für praktisch alle Asset-Klassen ebenfalls: Die künstliche Nachfrage der Notenbanken und Liquidität im Überfluss haben nach Einschätzung der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse (DVFA) das Preisgefüge verzerrt und den Preisfindungsmechanismus der Märkte nachhaltig beeinträchtigt, insbesondere um gesamtwirtschaftliche Deflationsgefahren im Nachgang der globalen Finanzkrise und Euroland-Staatsschuldenkrise nachhaltig abzuwehren. Und auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China treibt Anlegern und ihren Beratern immer mehr Sorgenfalten auf die Stirn. Vor diesem Hintergrund und den sich daraus ergebenden Fragen von Investoren hätte das Timing der Jahreskonferenz von Edmond de Rothschild nicht besser sein können.