Diese Nachricht hat am Mittwoch die deutsche Finanzbranche in freudige Aufruhe versetzt: Deutschlands Finanz-Vorzeigestandort Frankfurt wird Sitz des neuen International Sustainability Standards Boards. Die von der International Financial Reporting Standards Foundation vorangetriebene Initiative zur Gründung des ISSB soll schon ab 2022 in die Tat umgesetzt werden, dann sollen von Frankfurt und einer weiteren Niederlassung im kanadischen Montreal aus umfassende und globale Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten entwickelt werden.
Das scheint auch bitter nötig zu sein. Wie die Institutional Investor Study 2021 von Schroders zeigt, empfinden trotz der massiven Zuflüsse 80 Prozent der institutionellen Investoren nachhaltige Investments noch immer als herausfordernd. Besonders die Angst vor Greenwashing und der Mangel an einheitlichen Daten beschäftigt die Investoren zunehmend. Das ISSB soll Abhilfe schaffen. „Investoren benötigen qualitativ hochwertige, transparente und weltweit vergleichbare Nachhaltigkeitsangaben, die mit den Jahresabschlüssen kompatibel sind“, kommentierte Erkki Liikanen, Vorsitzender der IFRS Foundation Trustees, die Gründung des ISSB.
Die Bewerbung Frankfurts als Standort für das Gremium hatten im September insgesamt über 180 Akteure unterstützt, darunter auch der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz, die Europäische Kommission sowie das Deutsche Aktieninstitut. Gerade aus dem Kreis der Unterstützer der Initiative und auch aus dem Rest der Finanzbranche gab es positive Reaktionen. Die Stimmen zur Entscheidung im Überblick.
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister:
„Geld in nachhaltige Finanzprodukte und klimafreundliche Investitionen zu lenken, ist ein wesentlicher Baustein für erfolgreichen Klimaschutz. Bei dieser Großaufgabe wird Frankfurt jetzt endgültig zum Global Player. Die Entscheidung für Frankfurt ist ein Erfolg für den Finanzplatz Deutschland. Das Ergebnis unterstreicht auch die Stärke unserer Sustainable Finance Strategie. Wir treiben das Thema Nachhaltigkeit im Finanzmarkt kraftvoll voran. Der Zuschlag für Frankfurt ist ein zusätzlicher Ansporn, diese Transformation zu forcieren.“
Christine Bortenlänger, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts:
„Ich begrüße, dass Frankfurt den Zuschlag für den Sitz des ISSB erhalten hat. Die Berichterstattung zur Nachhaltigkeit hat eine hohe Relevanz für den Kapitalmarkt. Der Erfolg der Bewerbung Frankfurts ist auch dem großen Engagement der börsennotierten Unternehmen zu verdanken. In diesem Engagement für das ISSB spiegelt sich das große Commitment der Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit und der Wunsch, dass ISSB und der europäische Standardsetter EFRAG enger zusammenrücken und gemeinsam gleichlaufende Nachhaltigkeitsberichtsstandards entwickeln.“
Gerhard Wiesheu, Vorstand des Bankhauses Metzler:
„Wir freuen uns sehr, dass die IFRS-Stiftung Frankfurt als Sitz gewählt hat. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass diese Entscheidung von historischem Ausmaß sein wird. Der Finanzplatz Frankfurt wird eine Vorreiterrolle bei der Gestaltung einer nachhaltigen Finanzwirtschaft einnehmen. Frankfurt wird in Zukunft das Finanzzentrum sein, von dem aus globale Berichtsstandards für Nachhaltigkeitskriterien geprägt werden.“