Wir leben in einer komplexen Welt. Und das nicht erst seit Beginn der Digitalisierung und Globalisierung. Um der zunehmenden Informationsflut im heutigen Alltag begegnen zu können, verwenden wir Menschen verschiedene Strategien. Mit diesen soll die Komplexität der wahrgenommenen Informationen verringert werden.
Vereinfachung von Sachverhalten
Ein gutes Beispiel ist das Runden oder das Vernachlässigen geringfügiger Unterschiede bei Beträgen. Wir verringern die wahrgenommene Komplexität, indem wir Informationen ausblenden, die für die Beurteilung einer Entscheidung von nicht offensichtlicher oder nur von untergeordneter Bedeutung sind. Mithilfe dieses Vorgehens schonen wir unsere menschlichen Ressourcen bei der Wahrnehmung von Informationen.
Ein Beispiel
Der Teilnehmer eines Experiments hat die Wahl zwischen
- einem sicheren Geldbetrag von 50 Euro oder
- einem Spiel, bei dem er mit einer Wahrscheinlichkeit von 49 Prozent einen Betrag von 101 Euro gewinnen kann.
Um die Entscheidung, welche Alternative bevorzugt werden soll, zu vereinfachen, wird der Teilnehmer den Sachverhalt der unsicheren Variante b) anpassen. So wird er den Betrag von 101 auf 100 Euro abrunden und gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit von 49 auf 50 Prozent aufrunden. Folglich kommt der Teilnehmer zu der Gesamtbetrachtung, dass er bei Variante b) mit der Wahrscheinlichkeit in Höhe von 50 Prozent einen Geldbetrag von 100 Euro gewinnen kann. Rational und exakt berechnet, müsste der Teilnehmer jedoch die Option a) bevorzugen.
Das beschriebene Vorgehen scheint zwar in diesem einfachen Beispiel nachvollziehbar und verständlich. Gleichwohl kann eine unbedachte Anwendung dieses Hilfsmittels zu nicht rationalen Entscheidungen führen. Dies gilt insbesondere für komplexere Situationen wie zum Beispiel Anlageentscheidungen.
Kontexteffekt
Die menschliche Konzentrationsfähigkeit ist nicht konstant gleich hoch, sondern nimmt im Zeitverlauf ab. Dies hat zur Folge, dass die in einer Informationsreihe zuerst übermittelten Informationen stärker wahrgenommen werden als die nachfolgenden, der sogenannte Primat-Effekt. Nachfolgende Information werden somit von den zuerst übermittelten Informationen in ihrer Bedeutung überlagert.
Asch (1946) konnte diesen Effekt in einem viel zitierten Experiment bestätigen. Hierbei sollten Probanden, eingeteilt in die zwei unterschiedlichen Gruppen A und B, eine hypothetische Person P bewerten. Gruppe A wurde P als Mensch mit den Charaktereigenschaften intelligent, fleißig, impulsiv, kritisch, eigensinnig und neidisch vorgestellt. Im Gegensatz hierzu wurde P der Gruppe B mit denselben Adjektiven, aber in umgekehrter Anordnung, beschrieben (neidisch, eigensinnig, kritisch, impulsiv, fleißig und intelligent). Anschließend wurde P von Gruppe A deutlich positiver bewertet als von Gruppe B. Die erstgenannten Informationen beziheungsweise Eigenschaften wurden hierbei stärker wahrgenommen.