Irrationales Anlegerverhalten, Teil 2 Wie persönliche Faktoren unsere Entscheidungen beeinflussen

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Bedürfnis nach Kontrolle

Menschen haben ein ausgeprägtes Verlangen nach Kontrolle und der persönlichen Möglichkeit, Dinge beeinflussen zu können. Sie wollen sich in der Lage fühlen, das eigene Schicksal beeinflussen zu können, und möchten diesem nicht hilflos ausgeliefert sein. Es existiert das natürliche Bedürfnis, Veränderungen selbst zu verursachen. Wer ist schon ein guter Beifahrer und möchte nicht selber am Steuer sitzen? Hierdurch entsteht das Gefühl von Kompetenz, was wiederum zu einem Anstieg des eigenen Selbstwertes führt.

Als Folge aus dem Motiv nach Kontrolle ist die sogenannte Kontrollillusion zu sehen. Hierunter ist zu verstehen, dass Menschen häufig der Ansicht sind, Situationen deutlich stärker unter Kontrolle zu haben, als es in der Realität eigentlich der Fall ist. Es kommt zur Illusion über die tatsächlich vorherrschende Kontrolle. Dies gilt insbesondere für die Fähigkeit, Ereignisse vorhersagen zu können, oder über das vollständige Wissen ereignisbeeinflussender Faktoren zu verfügen. Es kommt zur eigenen Täuschung aufgrund der vorliegenden Illusion.

Die Kontrollillusion kann auf die Faktoren Entscheidung, Bekanntheit, Information sowie bisheriger Erfolg zurückgeführt werden. Die Möglichkeit, eigene Entscheidungen treffen zu können, ist einer der wichtigsten Faktoren für das Entstehen von Kontrollillusion. So zeigen etwa Studien, dass sich Menschen beim Lotteriespiel höhere Gewinnchancen zurechnen, wenn sie in der Lage sind, die Zahlen selbst zu ziehen, als wenn ihn die jeweiligen Zahlen zugeteilt werden. Weiter ist dem Faktor Bekanntheit eine bedeutende Rolle zuzuschreiben, also dass Menschen gerade dann zur Illusion der Kontrolle tendieren können, wenn ihnen die jeweilige Situation sehr bekannt ist, was durch häufiges Erleben hervorgerufen werden kann. Je neuer und befremdlicher die Situation für den Entscheider ist, desto geringer ist die Gefahr, der Kontrollillusion ausgeliefert zu sein.

Auch die zur Verfügung stehenden Informationen haben einen entsprechenden Einfluss auf die Ausprägung der Illusion. Mit zunehmender Informationsmenge ist ein Anstieg der Kontrollillusion zu erwarten. Ebenso hat der Faktor bisheriger Erfolg einen nicht unerheblichen Einfluss auf das Entstehen illusionärer Kontrolle. So lässt sich beobachten, dass es infolge einer Serie richtiger Einschätzungen verstärkt zum Auftreten der Kontrollillusion kommt. Häufig werden die positiven Bewertungen nur den eigenen Fähigkeiten zugeschrieben. So kommt es zur Extrapolation dieser Einschätzung für zukünftige Entscheidungen – es kommt zur Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten.